Schriesheim. „Schriesheim-Ost raus, Altenbach und Ursenbach rein!“ So stellt sich Altenbachs Ortsvorsteher Herbert Kraus die Lösung im seit 2016 schwelenden Schilderstreit um die beiden Schriesheimer Ortsteile vor, die auf den Straßenschildern im Tal fehlen. Der Hinweis auf „Schriesheim-Ost“ an der B 3 und von der Autobahn A 5 vor dem Branichtunnel hält Kraus dagegen für „Schwachsinn“ - und verzichtbar: „Damit kann keiner etwas anfangen!“ Dafür soll nun die Verkehrsbehörde des Rhein-Neckar-Kreises den Altenbachern und Ursenbachern einen sehnlichen Wunsch erfüllen - und auf der Schildern in der Kernstadt auf die beiden Ortsteile im Odenwald hinweisen. Doch das Landratsamt stellt sich stur und verweist auf bestehende Verordnungen (wir berichteten).
Schwierige Anfahrt
„Altenbach fühlt sich abgehängt“, kritisiert Herbert Kraus in einem Pressegespräch am Freitagmittag. Und er berichtet vom Versuch eines Bekannten aus der Pfalz, der bei der Anfahrt mit dem Auto lange die verschlungenen Wege nach Altenbach gesucht habe. Nicht nur bei den Bewohnern, auch bei Auswärtigen sei der Unmut wegen der unzureichenden Beschilderung groß.
Beim Jubiläumsfest „50 Jahre Eingemeindung“ nach Schriesheim am 8. Juli hatte Zeitzeugin Renate Schmitt die Finger erneut in die schmerzende Wunde des Schilderstreits gelegt. Kraus erinnert daran, damals bei der Einweihung des Branichtunnels sei der Fehler gemacht, Altenbach und Ursenbach auf den Straßenschildern einfach vergessen worden. „Schade, dass ich und meine damalige Kollegin Rosemarie Edelmann 2016 nicht bei den Gesprächen mit der Verkehrsbehörde dabei waren,“ bedauert der Ortsvorsteher. Jetzt seien die Fronten leider verhärtet, poche das Straßenverkehrsamt auf seine Richtlinien und missachte damit den Willen der Bürger.
„Die Ziel- und Namensgebung erfolgt ausschließlich nach verkehrlichen Erfordernissen“, hatte die Behörde schon 2017 auf die Altenbacher Forderungen reagiert. So eine Ausschilderung diene nicht der Werbung. Und: Laut Straßenverkehrsordnung seien mehr als vier Zeilen auf einem Schild nicht zugelassen. An dieser Haltung hat sich bis heute nichts geändert.
Anfragen ans Land laufen
Doch Kraus und seine Kollegin Inge Pfrang aus Ursenbach schlagen jetzt noch einmal ein „vernünftiges“ Gespräch nach der Sommerpause mit Bürgermeister Christoph Oeldorf, den beiden Ortsvorstehern und Vertretern aus dem Ortschaftsrat im Landratsamt in Heidelberg vor. „Klar, die Verordnung ist nicht wegzudiskutieren, aber das Amt könnte sie ja etwas großzügiger auslegen“, hofft Kraus, schließlich gehe es ja nicht um rechtswidrige Dinge. Die Verkehrsbehörde solle doch bitte nicht „auf ihrem hohen Ross sitzen, sondern herabsteigen und auf die Bürger zugehen“, schlägt er vor.
Nach den ehemaligen Landtagsabgeordneten Gerhard Kleinböck (SPD) und dem verstorbenen Uli Sckerl (Grüne) engagieren sich aktuell Sebastian Cuny (SPD) und Fadime Tuncer (Grüne) für die Forderung aus dem Odenwald. „Da gibt es wohl verkehrsrechtliche Dinge zu klären. Nach Rücksprache mit Bürgermeister Oeldorf werde ich ans Verkehrsministerium schreiben“, erklärt Fadime Tuncer auf Anfrage. Kollege Cuny wartet schon auf eine Antwort auf seine Anfrage an Minister Winfried Hermann zur „mangelhaften Wegweisung“. Da heißt es: „Warum wurde damals auf die Hinweise auf Altenbach und Ursenbach verzichtet?“ Und: „Welche Möglichkeiten der Aufnahme der Ortsteile in die Wegweisungen an den Knotenpunkten bestehen?“ Cuny fordert: „Die beiden Schriesheimer Ortsteile gehören auf die Hinweisschilder!“
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