Seit Jahren wird in Schriesheim schon darüber diskutiert, die Entscheidung im Gemeinderat fiel mit einer Stimme Mehrheit, zwei weitere Jahre später soll der Bestattungswald nun endlich kommen. „Die Eröffnung ist im Frühjahr vorgesehen“, sagte Stadtsprecherin Larissa Wagner auf Anfrage. Einen genauen Termin könne sie aber noch nicht nennen.
Die Stadtverwaltung Schriesheim hat laut Wagner Anfang Januar 2023 die Genehmigung für das Vorhaben durch die Untere Naturschutzbehörde erhalten. Derzeit würden mit der RuheForst GmbH die weiteren Schritte abgestimmt. Laut Larissa Wagner könne der Betreiber in Kürze mit den erforderlichen Vorbereitungsarbeiten beginnen.
80 Standorte bundesweit
Letzte Ruhe unter Bäumen
- Die RuheForst GmbH (www.ruheforst.de) ist einer von mehreren Anbietern von Bestattungswäldern und hat Standorte unter anderem in Erbach (Odenwald) und in Bad Dürkheim (Pfalz). Schriesheim soll bis Mitte 2023 öffnen.
- Friedwald (www.friedwald.de) unterhält Begräbnisstätten unter anderem in Michelstadt (Odenwald) und in Dudenhofen (Pfalz).
- BaumFrieden (www.baumfrieden.de) gibt die Asche von Verstorbenen in einer Baumschule in den Niederlanden einem Baum bei, der später an einem Wunschstandort eingepflanzt werden kann. hje
Das Unternehmen ist nach eigenen Angaben inzwischen an rund 80 Standorten bundesweit tätig. In der näheren Umgebung gibt es Bestattungswälder von RuheForst unter anderem in Erbach im Odenwald und in Bad Dürkheim (Ortsteil Hardenburg) im Pfälzerwald. In den allermeisten Fällen betreibt die Gesellschaft die Einrichtungen nicht selbst, sondern steht nur beratend zur Seite.
Rund zwei Jahre hat es gedauert, bis die Genehmigung der Behörde vorlag. Ein so langer Zeitraum sei nicht ungewöhnlich, erklärte Matthias Budde von RuheForst dazu auf Nachfrage dieser Redaktion: „Es gibt auch Verfahren, die deutlich länger dauern.“ Bei der Stadt war man im Mai 2021 noch davon ausgegangen, dass die Eröffnung des Friedhofs spätestens im dritten Quartal des gleichen Jahres erfolgen könne.
Verwaltung vor Ort
Anders als in Erbach wird in Schriesheim die RuheForst GmbH direkt Ansprechpartner für Interessenten und für Hinterbliebene sein. Es wird eine eigene Webseite und eine eigene Verwaltung in Schriesheim geben, die regelmäßig telefonisch erreichbar ist. Während die Stadt Trägerin des Bestattungswaldes ist, kümmert sich das Unternehmen um die Dienstleistungen und rechnet diese auch mit den Kunden ab.
Wie für die herkömmlichen Friedhöfe in Schriesheim, Altenbach und Ursenbach gibt es auch für das 30 Hektar große Gelände auf der Kipp eine Satzung, die Einzelheiten regelt. So müssen Bestattungen in Urnen erfolgen, die biologisch abbaubar sind. Eine Grabpflege im herkömmlichen Sinn ist nicht erlaubt. Blumen und Sträuße dürfen nur am Tag der Beisetzung abgelegt werden.
Der Wald bleibt Wald. Das ist die Philosophie, die hinter RuheForst steckt. Es sollen Ruhestätten in ausgewählten Waldgebieten sein, die sich durch standortgerechte Baumarten auszeichnen: „Der Wald mit all seinen Besonderheiten bleibt erhalten. Er ist Lebensraum und Friedhof zugleich.“ Weil der Vertrag zwischen Stadt und Unternehmen 99 Jahre lang läuft, ist auch der Bestand des Waldes solange garantiert.
Biotope statt Gräber
Was auf einem Friedhof Gräber sind, das sind hier „RuheBiotope“, ein geschützter Begriff. „Bios, das Leben, und Topos, der Ort, finden sich hier im Wortstamm wieder“, heißt es zur Erläuterung. Ein Ort zum Leben also. „In einem solchen Biotop werden die Aschen von Menschen beigesetzt, die sich zu Lebzeiten mit Natur und Wald verbunden fühlten“, formuliert RuheForst. Die Urnen werden Teil des Waldbodens. Gleichzeitig dient das Biotop als Lebensraum für die Bewohner des Waldes.
Auf den Friedhöfen wird die Nutzung der Gräber meist für 25 oder 30 Jahre erworben, beim RuheBiotop ist das für bis zu 99 Jahre möglich, längstens jedoch bis 2120. Das Grab kann für einzelne Verstorbene, Familien oder Gruppen von bis zu 18 Personen erworben werden. Der Preis für ein Einzelgrab im Ruheforst lag zuletzt bei einmalig rund 500 Euro, ein Urnengrab auf dem Friedhof der Stadt kostet rund 700 Euro, ein naturnahes 350 Euro.
Kataster der Grabstellen
Auch im Bestattungswald muss aber alles seine Ordnung haben. So werden die Koordinaten aller Beisetzungen erfasst, in einem Messprotokoll festgehalten und gespeichert. Im entsprechenden Kataster stehen neben Namen und Vornamen auch Geburts- und Sterbetag sowie das Datum der Beisetzung. Ob der Name auch auf einem Schild am Baum verewigt wurd, das können Menschen bereits zu Lebzeiten verfügen oder später die Hinterbliebenen entscheiden lassen.
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