Schriesheim - Eintrittspreise im Waldschwimmbad sollen steigen / Gemeinderat entscheidet an diesem Mittwochabend

Badespaß wird teurer

Von 
Konstantin Groß
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Hinter dem Waldschwimmbad liegt eine Saison unter erschwerten Bedingungen. Das hat finanzielle Konsequenzen, wie sich jetzt zeigt. © Marcus Schwetasch

Die Corona-Pandemie hat nicht nur eine gesundheitliche Dimension, sondern auch eine finanzielle. Das liegt auf der Hand, und trotzdem ist mancher überrascht, wenn diese Folgen offenbar werden. Etwa bei öffentlichen Einrichtungen, die ihre Verluste aus dem Corona-Jahr 2020 kompensieren müssen. Aktuelles Beispiel: das Waldschwimmbad in Schriesheim. An diesem Mittwoch berät der Gemeinderat der Weinstadt über Erhöhungen der Eintrittspreise für die kommende Saison – ob und wie immer sie auch stattfindet.

Um die beantragten Maßnahmen zu verstehen, muss man sich jedoch die Konstruktion des Schriesheimer Waldschwimmbades vergegenwärtigen. Es gehört zwar der Kommune, wird aber anders als etwa die Freibäder in Ladenburg oder in Mannheim ehrenamtlich betrieben: von einem Verein mit dem etwas umständlichen Namen „Interessengemeinschaft zur Erhaltung und Betreibung des Waldschwimmbades Schriesheim“, abgekürzt IEWS. Die Stadt fördert Investitionsmaßnahmen und gibt einen jährlichen Betriebskostenzuschuss von 25 000 Euro. Alles andere ist Sache des Vereins.

6000 Vereinsmitglieder

Seine wichtigste Einnahmequelle sind Mitgliedsbeiträge und Eintrittsgelder. Und auch hierbei gibt es eine Besonderheit: Morgens (8.30 bis 10 Uhr) und abends (18.30 bis 21 Uhr) sind spezielle Badezeiten ausgewiesen, die nur Vereinsmitgliedern vorbehalten sind – und zwar kostenlos, denn dies ist durch ihren Mitgliedsbeitrag ja bereits abgedeckt. Kein Wunder, dass der Verein mehr als 6000 Mitglieder zählt und damit der weitaus größte in der Region ist. Daneben gibt es tagsüber öffentliche Badezeiten, die den Nicht-Mitgliedern offen stehen. Wollen Mitglieder auch in dieser Zeit baden, müssen sie einen Zusatzbeitrag entrichten.

Durch Corona ist dieses gesamte Konstrukt mächtig ins Wanken geraten. In der verspätet gestarteten und unter Corona-Bedingungen abgewickelten Saison 2020 kamen lediglich 25 000 Badegäste – statt 54 000 im Jahr zuvor. Das hatte Folgen – „vor allem die Tageseinnahmen an der Kasse blieben aus“, erläutert Kim Koschorreck, der Pressesprecher der IEWS. Gleichzeitig kam es zu Mehrkosten für das Kassenpersonal auf Grund der komplizierten Vorgänge, die mit der Corona-bedingten Voranmeldung verbunden waren. „Die letzte Saison hat uns ein Minus von rund 70 000 Euro beschert“, bilanziert Koschorreck: „Das in Kombination mit den hohen Erhaltungskosten und natürlich mit den anstehenden Sanierungsmaßnahmen hat uns finanziell schon hart getroffen.“

„Nun sehen wir uns gezwungen, das zu korrigieren und die Preise sowohl für Mitglieder als auch Nicht-Mitglieder anzupassen“, erläutert Koschorreck. Das sei nötig, aus Sicht der IEWS aber auch verkraftbar: „Im Vergleich zu anderen Bädern in der Region waren wir sehr günstig“, begründet der IEWS-Pressesprecher.

Die Neukonzeption der Eintrittspreise verbindet der Verein mit einer Veränderung der Strukturen. „Jahreskarten für Nicht-Mitglieder wird es in Zukunft nicht mehr geben“, erläutert Vize-Vorsitzender Thomas Merkel: „Das heißt: Entweder Mitglied werden oder einen vergünstigten optionalen Jahresbeitrag für die öffentliche Badezeit oder täglich den normalen Einzel-Eintrittspreis zahlen.“ Zudem werden die bisher getrennten Gruppen der Sechs- bis 14-Jährigen und der 15- bis 17-Jährigen zu einer zusammengefasst.

Im regionalen Vergleich günstig

Auch nach der Erhöhung sieht sich die IEWS im regionalen Vergleich als immer noch günstig: In der teuersten Variante kostet eine Jahreskarte für einen Erwachsenen im Waldschwimmbad 69 Euro; im Freibad Ladenburg sind es mit 65 Euro nur unwesentlich weniger, in Mannheim mit 81 und in Heidelberg mit gar 132 Euro aber wesentlich mehr.

Damit die Konzeption der IEWS wirksam werden kann, bedarf sie der Zustimmung des Gemeinderates. Probleme sind dabei jedoch nicht zu erwarten: „Das vorgelegte Konzept erscheint der Verwaltung schlüssig und wird befürwortet“, heißt es in der Vorlage für die jetzige Sitzung.

Neue Preise im Waldschwimmbad Schriesheim (Auswahl)

Tageskarten für Nichtmitglieder (öffentliche Badezeit/tagsüber):

Kinder bis fünf Jahre: wie bisher freier Eintritt.

Kinder/Jugendliche 6-17 Jahre: 2,50 Euro (bisher 2 Euro für 15-17- Jährige bzw. 1 Euro für 6-14-Jährige).

Erwachsene: 5 Euro (bisher 4).

Ermäßigte (Schwerbehinderte ab Grad 50 Prozent): 3 Euro (bisher 2).

Jahreskarten für Mitglieder: Beispiel 1: Erwachsene.

Bisher: 28 Euro für Vereinsbadezeit und – falls gewünscht – 12 Euro für öffentliche Badezeit = 40 Euro.

Künftig: 38 Euro für Vereinsbadezeit und – falls gewünscht – 31 Euro für öffentliche Badezeit = 69 Euro.

Beispiel 2: Jugendliche in IEWS:

Bisher: 27 Euro (Vereins- und öf-fentliche Badezeit); künftig 47 Euro.

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