Schriesheim - Nach zwei Jahren Pandemie startet das kulturelle Kleinod an der Bergstraße wieder richtig durch / Ab Sonntag Sonderausstellung mit zwei Kunstschaffenden aus der Region

Aus Mannheimer Ateliers ins Kerg-Museum

Von 
Konstantin Groß
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Tom Feritsch im Kerg-Museum, wenn die Dauerausstellung Theo Kerg gehängt ist. Erneut ist es ihm gelungen, zwei renommierte Künstler zu gewinnen. © Peter Jaschke

Schriesheim. Bei Vernissagen im Schriesheimer Museum Theo Kerg gehört ein Gläschen heimischen Weins natürlich dazu, bei Pressegesprächen im Vorfeld der Ausstellungen aber nicht. Doch am Mittwochmittag macht Tom Feritsch eine Ausnahme: Der künstlerische Leiter der Einrichtung stößt mit einem guten Tropfen auf die gedeihliche Entwicklung des kulturellen Kleinods an. Denn nachdem das Museum zwei Jahre Pandemie-bedingt auf der Bremse stehen musste, startet es ab kommenden Sonntag wieder durch.

Schon der Beginn des Jahres geriet für die ehrenamtlichen Kunstfreunde erfreulich, als eine lange ersehnte Nachricht offiziell bekannt wurde: Das Museum darf die Werke von Theo Kerg dauerhaft behalten. Ein 30 Jahre währender Rechtsstreit mit den Erben ging zu Ende. „Die Kinder behalten allerdings die Rechte“, berichtet Feritsch: „Das ist aber kein Problem. Wir haben inzwischen ein sehr kooperatives Klima.“

App-gestützter Audioguide

Mit dieser Rechtssicherheit im Rücken machte sich das engagierte Team daran, ein professionelles Medium für die Besucher zu kreieren. Mit finanzieller Unterstützung aus dem Sonderprogramm „Neustart Kultur“ der Staatsministerin für Kultur und Medien in Berlin wurde ein App-gestützter Audioguide aufgelegt. Konkret heißt das: Bei jedem Exponat der Dauerausstellung befindet sich ein QR-Code, über den der Besucher mit seinem Smartphone die Informationen zu diesem Werk abrufen kann.

Doch neben der Dauerstellung über das Werk Theo Kergs, die jeweils das Winterhalbjahr über zu sehen ist, tritt das Museum jährlich mit zwei großen Sonderausstellungen jeweils im Frühjahr und im Herbst an die Öffentlichkeit. Die gab es vergangenes Jahr zwar auch, unter anderem eine Gedächtnisausstellung für die 2020 verstorbene Museumsleiterin Lynn Schoene. „Doch das war wegen der Pandemie alles in einem sehr komplizierten Rahmen“, erinnert Dieter Weitz: „Erst jetzt geht es wieder richtig los“, freut sich der Pressesprecher des Kulturkreises, der Träger des Museums ist. Wenngleich Weitz nach wie vor rät, bei Gedränge im Inneren sicherheitshalber weiter eine Maske zu tragen.

Jens Trimpin und Doris Erbacher stellen ab Sonntag im Museum aus. © Groß

Für den Neubeginn hat Feritsch zwei renommierte Kunstschaffende aus der Region gewinnen können – ein schönes Zeichen, wenngleich doch eher Zufall, wie Weitz augenzwinkernd ergänzt, weil durch persönliche Kontakte von Feritsch ermöglicht. „Ich kenne beide schon lange“, berichtet der. Rund 40 Jahre. Die beiden untereinander kannten sich aber nicht, haben jedenfalls noch nicht gemeinsam ausgestellt.

Doris Erbachers geografischer Weg lässt sich mit „Zurück zu den Wurzeln“ beschreiben. Zu Beginn hatte sie ihr Atelier im Kunstraum in Mannheim, 1991 ging sie nach Berlin, kehrte aber 2009 zurück in die Region, nach Heidelberg. Nach dem Tode von Lynn Schoene übernahm sie deren Atelier in Mannheim, im Stadtteil Schwetzingerstadt.

In Mannheim hat auch Jens Trimpin sein Atelier, und zwar in der Neckarstadt-West, mitten im Leben also. Hier fühlt er sich wohl, auch wenn er bedauert, dass ein kultureller Austausch mit der vorwiegend von Migranten geprägten Umwelt leider nicht recht zustande kommt.

Nicht nur für das Museum, auch für die beiden Künstler bedeutet die Ausstellung jetzt ein Durchstarten. „Am Anfang war es richtig angenehm, einmal losgelöst von Terminen entspannt arbeiten zu können“, berichtet Erbacher von der ersten Zeit der Pandemie-bedingten Pause. Private Besuche in ihrem Atelier und Aktivitäten in den sozialen Medien ersetzten öffentliche Präsentationen. Doch mit der Zeit vermisste sie das Ausstellungsgeschehen: „Es ist für den Interessierten etwas anderes, ein Werk real zu sehen als auf einem Bild“, erläutert Erbacher, „und für den Künstler oder die Künstlerin, mit den Interessierten darüber persönlich in Kontakt zu treten.“

Auf das Schaffen von Jens Trimpin dagegen hat die Pandemie wenig Einfluss gehabt. „Ich habe mich impfen lassen“, antwortet er trocken auf die Frage, wie er diese Zeit bewältigt habe. Denn Trimpin stellt zwar ebenfalls rege aus, auch im Ausland, entzieht sich jedoch lieber dem damit verbundenen Trubel. Und in den sozialen Medien ist er gar nicht aktiv: „Ich habe nur ein normales Telefon“, schmunzelt er, „und das auch ohne Anrufbeantworter.“

Abgesehen von ihrem begeisternden Schaffen also auch noch zwei interessante Charaktere, die von der Kunsthistorikerin Kristina Hoge bei der Vernissage vorgestellt werden.

Vernissage Kerg-Museum: Sonntag, 8. Mai, 11 Uhr, Eintritt frei

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