Schriesheim

30-jährige Altenbacherin hat Roman über den Weg zum Glück geschrieben

Selbstfindung und Loslassen - das sind die zentralen Themen eines neuen Buches, das die 30-jährige Altenbacherin Karolina Benke verfasst hat. Vor allem richtet sich ihr Erstlingswerk an Frauen

Von 
Konstantin Groß
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Berechtigter Stolz auf das Erstlingswerk: Karolina Benke mit „Hetairos“. © Groß

Schriesheim. Der Blick aus dem Fenster darf auf die nahezu malerische Landschaft des Odenwalds fallen. Das über dem Klavier hängende großflächige Bild einer Brücke wiederum bringt beruhigende Stimmung ins Wohnzimmer. Für ein Stück sehr lebendige Natur sorgen dagegen zwei Katzen.

Eine Atmosphäre, in der man sich einfach wohl fühlt. In der man kreativ sein kann. Und es auch ist, wie Karolina Benke zeigt. Die 30-jährige Wirtschaftsingenieurin hat gerade einen Roman veröffentlicht. Es geht um Freundschaft und Liebe, Träume und Enttäuschungen. Und die Autorin hat ein gehöriges Stück von sich selbst in das Werk eingebracht.

1992 beschließen ihre Eltern, von Russland nach Deutschland auszuwandern, Tochter Karolina kommt in Schweinfurth zur Welt, wächst zweisprachig auf - mit Russisch zu Hause und Deutsch in Kindergarten. In diesen ersten Jahren erteilt ihr das Leben so manche Lektion.

„Schon als Kind habe ich mich mit den großen Fragen des Lebens beschäftigt“, erzählt Karolina Benke: Wo kommen wir her? Warum bin ich hier? Was kann ich der Welt geben? „Ich hatte schon früh einen Drang zu Philosophie und Spiritualität.“ Zur Welt der Literatur ist es da nicht weit.

Studium zur Wirtschaftsingenieurin

Die Liebe dazu beginnt, wie für viele Mädchen ihres damaligen Alters, ganz konventionell mit der „Hexe Lilli“, die sie in der Bücherei ausleiht. Später kommen Fantasyromane hinzu, in der Pubertät Werke zu Persönlichkeitsfindung und Psychologie. „Diese Sachbücher haben mich in meiner Persönlichkeit weiter gebracht, waren mir aber zu trocken.“ So sucht sie nach Romanen zu dieser Thematik: In „Elf Minuten“ von Paulo Coelho, dessen bekanntestes Werk ja der „Alchimist“ ist, entdeckt sie ihren Lieblingsautor - und Inspiration, selbst zu schreiben.

Wie alles, so geht sie auch dies sehr konzeptionell an: Sie beschäftigt sich mit dem Schreiben an sich, feilt an ihrem Stil. Doch sie legt auch längere Schreibpausen ein, besonders während ihres Studiums zur Wirtschaftsingenieurin. Doch nie verliert sie ihre Passion ganz aus den Augen. Nach dem Masterabschluss macht sie einen neuen Anlauf; die Tätigkeit an der Seite ihres Mannes, der als Selbstständiger Studieninhalte für die Automobilindustrie erstellt, bietet ihr dafür den Raum.

Bei ihrem Schreiben durchleidet auch sie alle Phasen, die jeder Autor durchmacht: das immer neue Umschreiben der Texte über die Unsicherheit, vielleicht alles doch noch einmal gänzlich umzuschmeißen, bis zur banalen, aber zentralen und quälenden Frage: Ist es gut? Nach zehn Jahren jedoch will sie nicht vergebens gearbeitet haben und beschließt: „Jetzt muss es raus!“

So ist es nun endlich soweit: Mit Stichtag 22. August erscheint ihr Werk „Hetairos. Freundschaft geht, Liebe bleibt“. Das Wort Hetairos ist nicht ohne Bedacht gewählt. Es ist altgriechisch, und die Hetairoi, wie der Plural davon lautet, bezeichnen Weggefährten der Könige und Heerführer im antiken Griechenland, allerdings mit der besonderen Komponente der auch persönlichen Verbundenheit. Und das passt: Denn ihr Werk sei ein „philosophischer Roman über den Weg zum eigenen Glück“, formuliert die Autorin.

Verlage standen nicht gerade Schlange

Die äußere Dramaturgie ist schnell erzählt: Obwohl Alex alles im Leben hat, um glücklich zu sein, ist sie unzufrieden. Als ihr ein altes Foto in die Hände fällt, werden Erinnerungen wach an frühere Träume. Die neue Erkenntnis der inneren Leere ermutigt sie, ihrem Alltag zu entfliehen, um zu sich selbst zurückzufinden. Auf diesem Weg findet sie Leo, der ihr hilft, das Leben aus einem neuen Blickwinkel zu sehen.

Ist Alex gleich Karolina? „Teilweise“, sagt sie: „Die Menschen, die mich gut kennen, entdecken die Stellen, an denen dies der Fall ist.“ Doch durch die notwendige Fiktion ist sie nicht eins zu eins biografisch. Nur die Erkenntnis: „Für mich sind Selbstfindung und Loslassen Prozesse, die nie enden.“ Und an wen richtet sich die? „An Frauen, die auf der Suche sind. Die Geschichte um Alex ermutigt Leser dazu, sich Gedanken zu machen.“ Trotz Frauen-Genre ist ihr Buch also kein Unterhaltungsroman à la Hera Lind.

Benke bringt es im Selbstverlag heraus. Denn bei einem Erstlingswerk stehen die Verlage ja nicht Schlange. Zumindest bietet Books on Demand den Vorteil, sukzessive drucken zu könnern. Das mindert den finanziellen Aufwand, der dennoch erheblich ist. Herzstück ihres Marketings ist die hochprofessionelle Website (karolinabenke.de).

So ist sie erwartungsvoll, bereitet daher bereits das nächste Buch vor, vom Genre dem jetzigen ähnlich. Das Gerüst steht schon. „Zehn Jahre wird es diesmal nicht dauern“, lacht sie. Eine Pause wird es dennoch bald erst einmal geben: Im Oktober kommt ihr Töchterchen zur Welt.

„Hetairos“, BoD, 194 S., 12,99 €, ISBN-13: 97 83 75 62 44 751

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