Mannheim. Wenn das Weihnachtsfest naht, ist das traditionell auch die Zeit, in der verstärkt Bläserklänge zu hören sind – zum Beispiel bei der „Kurrende“. Sie hat ihre Wurzeln im Protestantismus und beim Chorgesang. Eine Kurrende war ursprünglich ein aus bedürftigen Schülern bestehender Chor an protestantischen Schulen, der bei Festen von Haus zu Haus zog, um Spenden zu sammeln. Heutzutage wird der Begriff eher mit Posaunenchören in Verbindung gebracht – und mit Auftritten an oder kurz vor Heiligabend.
So finden sich seit vielen Jahren Mitglieder des Posaunenchors der Evangelischen Gemeinde in Seckenheim wenige Tage vor dem Fest „Open Air“ zusammen, um musikalisch die Weihnachtsbotschaft auszusenden. Diesmal waren sogar Jungbläser, die bei der Erlöserkirche eine fundierte Ausbildung auf Blechblasinstrumenten genießen, mit dabei, als sich die Musikerinnen und Musiker in der Hofeinfahrt „bei Bühlers“ an den Planken trafen.
Hier, also im Herzen Seckenheims, versammelte Posaunenchorobmann Timotheus Volz, der diesmal auch die Leitung innehatte, seine Akteure. Pfarrer Victor vom Hoff reihte sich ganz selbstverständlich in die Gruppe ein, galt es doch, eine Tradition aufrechtzuerhalten – egal bei welchem Wetter.
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An verschiedenen Stellen im Ort erwarteten Anwohner und Freunde den Posaunenchor zum „Kurrendeblasen“. Es waren acht Stationen, verteilt auf ganz Seckenheim, an denen mit festlichen Weisen stimmungsvoll auf Weihnachten hingewiesen wurde.
Am Ausgangspunkt, auf dem Platz vor dem Rathaus, war der zusätzliche Auftritt der Jungbläsergruppe eine Premiere. Nachdem die Notenhefte verteilt waren, gab es eine kurze Abstimmung – dann machten sich die Posaunisten, Trompeter, Musiker mit Bariton- oder Jagdhorn auf den Weg zum Lichterbaum vor den Arkaden. Zu Beginn lauschten neben Anwohnern und eigens gekommenen Zuhörern auch die Wartenden an den OEG- und Bushaltestellen den mehrstimmig vorgetragenen Liedern und spendeten Beifall.
Nach dieser ersten Station wurden weitere sieben Punkte in Seckenheim besucht. Zuvor hatte Karl-Heinz Bühler seinen Planwagen hergerichtet, der die Musizierenden von einem Bestimmungsort zum anderen brachte. Oft warteten Interessierte schon auf die Gruppe und freuten sich über das besinnliche Kurzkonzert. Hier und da gab es auch eine flüssige Stärkung.
Obgleich sich das Wetter bei sieben Grad und leichtem Regen nicht sehr freundlich zeigte, waren die wetterfest gekleideten Posaunisten recht guter Dinge und spielten mit Freude die bekannten Advents- und Weihnachtslieder. Zum Auftakt erklang „Tochter Zion“, dann „Macht hoch die Tür“. Und während am Rathaus der Postkasten geleert wurde, war „Kling Glöckchen Klingeling“ zu hören. Nach „Leise rieselt der Schnee“ und „Was soll das bedeuten“ ging es auf zur nächsten Station.
So hallten, mit Ausnahme der turbulenten ÖPNV-Haltestelle „Rathaus“, die Posaunen durch die stillen Seckenheimer Gassen, vom Ortskern über die Neubaugebiete bis in den ältesten Teil, den „Hunsrück“.
Bläserklänge vor und an Heiligabend
Ein weiterer evangelischer Posaunenchor – nämlich der aus der Neckarstadt – ist gefragt an diesem Montag, 23. Dezember. Er spielt zum Auftakt des Stadionsingens im Carl-Benz-Stadium. Danach geht es stimmungsvoll und stimmgewaltig weiter, wenn rund 3000 Stimmen Weihnachtslieder darbieten. Einlass zu diesem Familien-Event ist um 16.30 Uhr, das gemeinsame Singen beginnt um 17.30 Uhr.
Dabei stimmt auch der Kinderchor „Die Ohrwürmer“ bekannte Lieder mit an, Kantorin Claudia Seitz dirigiert den größten Weihnachtschor Mannheims, „und auch Special Guest Rolf Stahlhofen (Söhne Mannheims) trägt zu diesem unvergesslichen Gemeinschaftserlebnis bei“, teilt die Evangelische Kirche mit.
Ebenfalls draußen findet am 24. Dezember um 16 Uhr auf dem Friedhof Feudenheim (Talstraße 56) eine stimmungsvolle Feierstunde mit Pfarrerin Dorothee Löhr statt. Neben dem Bläserensemble wirkt der Gesangverein Teutonia mit. Alexander Fleck, Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Feudenheim, steuert Gedanken zum Friedenslicht aus Bethlehem bei, das man nach der Andacht empfangen kann. Dazu bitte Kerzen mitbringen.
Traditionell wird am 24. Dezember um 15.30 Uhr ein Gottesdienst in der Trauerhalle des Hauptfriedhofs gefeiert, bei dem die Gäste sich auch über Trompetenklänge freuen können. Gestaltet wird er von drei Familienmitgliedern der evangelischen Neckarstadtgemeinde: Prädikantin Elke Niebergall-Roth, die diese Feier seit 2014 begleitet, wird dabei musikalisch seit fünf Jahren von ihrem Mann Hans-Friedrich Roth (Orgel) und seit 2022 von ihrem Sohn Daniel Roth (Trompete) unterstützt.
Die Tradition des „Kurrendeblasens“ wird übrigens auch in der Nachbarschaft gepflegt. Etwa in Viernheim, wo der Evangelische Posaunenchor an Heiligabend, von 14 bis 15 Uhr, auf dem Spitalplatz zwischen Forum der Senioren und Hospiz Schwester Paterna auftritt. Und in Ladenburg steht der Evangelische Posaunenchor bereits an diesem Montag ab 17 Uhr bereit, um zunächst in der Stadtkirche und anschließend an verschiedenen anderen Plätzen aufzutreten.
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