Kommentar Wildes Grillen, Vermüllung: Wie die Bürger am Badesee Mannheim-Vogelstang um Lösungen ringen

Im Streit um die Vermüllung des Badesees im Mannheimer Stadtteil Vogelstang bemühen sich die Anwohner um faire Lösungen. Das ist vorbildlich, meint Thorsten Langscheid und fordert mehr Unterstützung von der Stadt.

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Thorsten Langscheid
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Vogelstang. Im Mannheimer Stadtteil Vogelstang tut sich gerade Bemerkenswertes: Anwohner und Nutzer des dortigen Badesees sind zu Recht verärgert über Besucher, die zumeist in großer Zahl und großen Gruppen den Strand und die Liegewiesen zu ausgedehnten Grill-Feten belegen.

Da werden Tisch und Stühle herangeschafft, Feuer entfacht und sich gütlich getan. Soweit, so mittelgut, da die Liegewiesen nicht als Grillplatz vorgesehen sind. Das eigentliche Problem offenbart sich dann am nächsten Morgen: Essensreste, verglühte Grillkohle und Asche, Verpackungsabfälle, Glassplitter, Fäkalien – „das volle Programm“, wie es der Vorsitzende des Bürgervereins, Gunter Heinrich jr., mit gelindem Sarkasmus formuliert.

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Vermüllung am Badesee in Mannheim-Vogelstang: Wie Anwohner sich gegen Abfälle am Badestrand wehren

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Von
Katja Geiler und Thorsten Langscheid
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Doch die Vogelstängler zeigen nicht mit dem Finger auf eine Gruppe, kein Wort von Hetze oder Hass gegen diejenigen, die sich ganz offensichtlich seit den ersten schönen Tagen in diesem Jahr nicht einmal an die grundlegenden Regeln halten wollen, ihre Hinterlassenschaften rücksichtslos einfach liegen lassen. Eine Bürgerinitiative formiert sich gerade, die Wege sucht, mit den Grillenden ins Gespräch zu kommen, Verständnis für gegenseitige Rücksichtnahme zu wecken und letztlich ein gedeihliches Miteinander rund um die beiden Vogelstangseen zu entwickeln.

So kann, nein: so muss Demokratie funktionieren. Nur gemeinsam können gangbare Wege gefunden, Kompromisse ausgehandelt werden.

Bürgerverein, Kulturverein und Quartiermanagement wollen unterstützen, die SPD im Gemeinderat hat noch rechtzeitig vor der Sommerpause einen Antrag für eine bessere Überwachung der Regeln gefordert und Bürgermeister Thorsten Riehle (SPD) hat den Vogelstänglern seine Unterstützung zugesagt, kennt er die Situation doch vom Rheinauer See, wo die Dinge ähnlich wie auf der Vogelstang liegen.

So kann, nein: so muss Demokratie funktionieren. Nur gemeinsam können gangbare Wege gefunden, Kompromisse ausgehandelt werden. Stadtverwaltung und Gemeinderat sind gut beraten, rund um die Vogelstangseen mit transparenten Regeln und konsequenter Durchsetzung dieser Regeln allen Beteiligten zu ihrem Recht zu verhelfen: den eingefleischten Grillern ebenso wie den Anliegern, denen man nun wirklich keine Müllhalde vor ihrer Haustür zumuten darf.

Das wird nicht einfach, aber die ohne Zweifel nötigen Anstrengungen sind es wert. Wie Thorsten Riehle den Vogelstänglern bereits ankündigte: Am Rheinauer See gab’s in dieser Hinsicht einige Erfolge. Auch wenn nicht alles gut geworden ist, so stellt sich die Lage dort inzwischen deutlich besser dar. Demokratie heißt, gemeinsam Lösungen zu finden. Das ist mühsam, langfristig aber mit hoher Wahrscheinlichkeit erfolgreich. Und auf jeden Fall eine Herausforderung.

Redaktion koordiniert die Berichte aus den Mannheimer Stadtteilen.

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