Mannheim. Rheinau, Marktplatz, Samstagmittag. Der Planet glüht. Auch Veranstalter und Beobachter sind „heiß“. Christian Specht, der designierte Oberbürgermeister, wird erwartet, um das Stadtteilfest zu eröffnen - „sein erster ganz großer Auftritt nach der Wahl“, wie der Vorsitzende des Gemeinnützigen Vereins, Andreas Schäfer, nicht ohne Stolz vermerkt.
Die Frage lautet: Kommt auch Spechts unterlegener Kontrahent Thorsten Riehle? Die Rheinau sieht er ja als seinen Heimatstadtteil. Und wie wird das erste Treffen der beiden nach dem Wahlsonntag vor breiter Öffentlichkeit? Um es gleich zu sagen: Es wird anders als man denkt.
Denn - man mag sagen: natürlich - ist Thorsten Riehle vor Ort. Kurz vor der Eröffnung erscheint er mit Kuchen, die er am Stand des Tanzsportvereins abgibt. So hat er es zugesagt, und so hält er es auch ein. Danach nimmt er Platz bei Parteifreunden auf einer Bank vor der Bühne.
Gratulationen und Selfies
Kurz nach ihm erscheint Christian Specht. Er braucht Zeit: Viele gratulieren, Bürger und Stadtteil-Honoratioren machen Selfies, auch solche, von denen man es nicht erwarten würde. „Schon toll, wer sich da jetzt alles mit ihm fotografieren lässt“, schmunzelt ein Gemeinderatsmitglied. Auch Kinder kennen ihn: „Das ist der Specht!“, ruft ein Schüler der Duden-Schule ganz aufgeregt.
Ursprünglich plant Specht, zu seiner Rede Riehle mit auf die Bühne zu nehmen. Dazu kommt es dann doch nicht, verbal aber ist der oben mit dabei: „Ich freue mich ganz besonders, lieber Herr Riehle, dass Sie auch da sind, als derjenige, der auf der Rheinau wohnt“, sagt Specht gleich zu Beginn seiner Rede: „Wir haben sechs Monate gerungen, welches der bessere Weg für die Stadt ist. Und dafür danke ich Ihnen ganz herzlich.“ Und setzt hinzu: „An dieser Stelle einen ganz großen Applaus an Thorsten Riehle!“ Der aufbrandende Beifall auf dem Platz lässt diesen denn auch sichtlich nicht unbewegt. Specht äußert sich auch zu seinen Anliegen: „Wie leben wir hier zusammen? Wie nehmen wir alle Menschen auf der Rheinau mit?“ Und erwähnt dabei explizit „Menschen mit Migrationshintergrund, Menschen, die schon lange bei uns sind, Menschen, die erst kurz bei uns sind und voller Hoffnung.“ Und der Umbau des Karlsplatzes soll „spätestens im Laufe 2024“ beginnen, kündigt er an.
Und auch für den Veranstalter hat er ein Geschenk: „Die Gebühren für die Vereine gucken wir uns an“, verspricht er unter Hinweis auf die Klage, dass der Gemeinnützige Verein diesmal das Dreifache zahlen muss. „Das kann so nicht sein.“ Und er verspricht, nächstes Jahr wiederzukommen: „Kein Oberbürgermeister hat es je gewagt, das Rheinauer Stadtteilfest nicht zu eröffnen.“ Denn: „Es gibt keinen anderen Stadtteil, der drei Tage lang feiert und auch noch jedes Jahr einen Festumzug macht.“
Dann ist Schluss mit Reden: Die Kinder der Konrad-Duden-Schule singen ebenso wie die Musikgemeinschaft Da Capo - diese das „Vogellied“. „Das betrifft ja auch Spechte“, scherzt der Sprecher des Chors. Überhaupt sind es Akteure aus dem Vorort, die das von Christiane Rudic (Quartierbüro) und Paul Wenzel (Quartiermanagement) moderierte Bühnenprogramm prägen.
Gleich am Freitagabend etwa die Formation mit dem Namen „Eine Art Band“. Mit dabei: Ralf Bastian, Altenheimleiter im Rheinauer Tor. Quasi als i-Tupfen am Sonntag das AWO-Ballett mit seiner inzwischen international bekannten „Reise um die Welt“ und das Rhein-Neckar-Theater mit den „Schlagertanten“.
Dazu Infos, Spiele, Speisen und Getränke an den vielen Ständen, die hier aufzuzählen unmöglich ist. Als Beispiel für Engagement erwähnt sei der von den Fördervereinen für Parkschwimmbad und Stadtbibliothek betriebene Weinstand: Für den Ausschank der guten Tropfen aus der Pfalz zimmert Tennisclub-Chef Reinhard Schmidt eigens eine Bar.
Apropos Getränke: Die Ehre des Festbieranstichs gebührt Michael Lösch, viele Jahre lang die gute Seele nicht nur dieses Festes. Dass er zwei Krüge zerdeppert, beweist das Bonmot „Scherben bringen Glück“.
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