Musical

Wie die Rosakehlchen aus Mannheim queeren Zusammenhalt stärken

Die Mannheimer Rosakehlchen haben mit „Aladdin und die Tuntenlampe“ das Publikum im Kulturhaus Käfertal begeistert. Ihr neues Programm erzählt von Zusammenhalt und Selbstfindung.

Von 
Katja Geiler
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Moderne Märchen-Interpretation: Aladdin (Demir Sherifoski) und der Flaschengeist (Malte Klöckner) werden Freunde. © Katja Geiler

Käfertal. Die Rosakehlchen, der schwule Chor aus Mannheim, ist bereits seit 33 Jahren aktiv und bereichert die queere Kulturszene. Mit dem neuen Bühnenprogramm „Aladdin und die Tuntenlampe“ erfinden die Sänger ein altes Märchen neu. Und erzählen es als eine Geschichte, die von Selbstfindung, schwulen Freundschaften und der Magie des Zusammenhalts handelt. Und natürlich zwischendurch immer wieder das Publikum im Kulturhaus Käfertal zum Lachen bringt.

Mit „Conquest of Paradise“, a capella gesungen, steigt der Chor ein, bevor die Geschichte mit „Es war einmal ...“ beginnt. Aladdin (Demir Sherifoski) ist ein „schwuler Single mittleren Alters“, der sich einsam fühlt und auf seinem Dachboden in Erinnerungen schwelgt. Die Bundeswehr fand er toll – lauter Männer, die stramm stehen. Die Briefe der Ex-Männer stapeln sich. Ein Ex verließ ihn für einen Engländer, und dazu gibt es ein passendes Lied: „Soft Rains of April“ von a-ha, das von Abschied handelt.

Das M und das C vom „YMCA“ © Katja Geiler

Aladdin findet eine alte Messinglampe, die etwas angelaufen ist. Er poliert sie, und zack, ein schwuler Lampengeist mit Bauchtanz-Tuch steht vor ihm (Malte Klöckner). Er heißt Dschinni und errät am Schoko-Mief, dass er in Mannheim gelandet ist, dem „Babylon der Metropolregion“. Der Chor unter der Leitung von Rolf Fritz hat auch schon ein passendes Lied dazu: „Mannheim“ auf die Melodie von „Downtown“.

Aladdin weiß nicht, was er sich wünschen soll und fragt den Geist nach seinem Wunsch – „Hold Me Now“ singt der Chor. Doch ganz unschuldig ist der Geist nicht. Er wurde von einem Zauberer in die Lampe verbannt, weil er sich dessen goldene Pumps für einen Tuntenball geliehen hatte. Schließlich äußert Aladdin seinen ersten Wunsch: Er möchte Mitglied in einem schwulen Männerchor sein.

Klamauk, Humur und beeindruckende Stimmen

Und schon landet Aladdin in den Reihen des Chors bei den Tenören und singt mit bei einer beeindruckenden Version von „A Question of Time“ von Depeche Mode und „This Is Me“ aus dem Film „The Greatest Showman“, mit einem Solosänger. Daraus erwacht Aladdins zweiter Wunsch: Er möchte auch ein Solo singen. Und schon steht er vorne am Mikrophon und singt „Rolling in The Deep“ von Adele.

Die Show der Rosakehlchen lebt nicht nur vom Klamauk und Humor, sondern in erster Linie von den Top-Stimmen. In der Pause erzählt Regisseur Andreas Herr: „Die Lieder, die in der Show vorkommen, singen wir schon lange. Die deutschen Übersetzungen werden auf das schwule Leben angepasst. Eine Programmgruppe hat das Programm entwickelt, ich bin schließlich als Regisseur hinzugekommen.“

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Von
Lea Seethaler
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Für den zweiten Teil tauschten die Rosakehlchen ihr recht braves Chor-Outfit gegen „Fummel und Fetisch“. Vom netten Kleidchen bis zum Latex-Top war alles dabei. Da darf „YMCA“ von den Village People nicht fehlen.

Leisere Töne schlagen die Rosakehlechen mit „Killing Me Softly“ an. Und „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder gescheh’n“ von Zara Leander erinnert an dunkle Zeiten, als queere Menschen Angst vor den Nazis haben mussten. Im Teufelskostüm versucht Djafar (Felix Schädler) Aladdin in Knebelverträge zu verstricken, was jedoch nicht gelingt. Drei Zugaben fordert das Publikum.

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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