Bildung

Warum eine Mannheimer Kita auf den Start warten muss

Im Herbst könnte in Neckarau ein Naturkindergarten eröffnen. Das rund 4000 Quadratmeter große Areal ist so gut wie fertig. Es fehlt nur noch ein Bauwagen. Doch es gibt ein anderes Problem

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Eva Baumgartner
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Gabriele Pohl, Vorsitzende des Vereins „Lebensnahes Lernen“, hofft, dass der Kindergarten-Alltag in Neckarau bald beginnen kann. © Eva Baumgartner

Die Arbeiten sind in vollem Gange, und wenn es nach Gabriele Pohl geht, dann sollten auf dem fast 4000 Quadratmeter großen Areal im Neckarauer Aufeldweg II auch schon längst Kinder toben: Die Vorsitzende des Vereins „Lebensnahes Lernen“ plant hier einen Naturkindergarten mit 20 Plätzen. Mädchen und Jungen ab drei Jahren sollen hier im Freien spielen, gärtnern, sich im Bauwagen beschäftigen. Doch die Baugenehmigung für das „Aufi“ ist noch immer nicht erteilt.

„Den Bauantrag haben wir vor über einem Jahr gestellt“, erklärt die Erziehungswissenschaftlerin und Psychotherapeutin. Zunächst war es allerdings der falsche Antrag: „Ich wusste das nicht, ich bin ja ein Laie“, sagt Gabriele Pohl. Doch längst sei alles auf dem richtigen Weg. Eine Baugenehmigung gibt es trotzdem noch nicht.

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Die Pressestelle der Stadt Mannheim bestätigt auf Anfrage dieser Redaktion, dass es in diesem Fall Verzögerungen gab: „Im Bearbeitungsprozess hat eine Beratung stattgefunden, bei der auf das ursprünglich falsch gewählte Verfahren hingewiesen wurde. Das aktuelle Verfahren ist nun für das Vorhaben geeignet.“

Dauer noch unklar

Wie lange es jedoch noch dauert, bis der Kindergarten-Alltag starten kann, das teilt die Stadt nicht mit: „Über einen laufenden Vorgang werden hinsichtlich seiner Inhalte, der Prüfung, der Genehmigungsfähigkeit oder der voraussichtlichen Dauer keine Auskünfte erteilt“, antwortet die Pressestelle. Für den Trägerverein des Kindergartens keine befriedigende Aussicht: „Es könnte doch jederzeit losgehen. Wir haben Stiftungen hinter uns und Eltern, nur die Baugenehmigung fehlt noch.“

Besondere Schwierigkeiten gebe es in diesem Fall nicht zu beachten: „In Bezug auf das Baurecht gelten dieselben Rechtsgrundlagen“, informiert die Pressestelle auf Anfrage. Grundsätzlich begrüße das zuständige Dezernat III das Vorhaben auch: „Es ist Bestandteil der Standortkonzeption zum Kita-Ausbau im Stadtbezirk Neckarau“, so die Pressesprecherin des Dezernates.

Die Idee, einen Naturkindergarten ins Leben zu rufen, sei Gabriele Pohl überhaupt gekommen, weil es in Mannheim zu wenig Kindergartenplätze gebe: „Und dann wurde uns das Gelände angeboten“, erklärt die 70-Jährige. Für den Trägerverein „Lebensnahes Lernen“, der seit zehn Jahren besteht, ist der Naturkindergarten bereits das dritte Projekt in der Quadratestadt: Im sogenannten „Zwischenraum“ im Neckarauer Waldweg betreut der Verein seit 2013 Kinder und Jugendliche in Entwicklungskrisen. 2020 startete dann gegenüber auf dem Niederbrücklplatz ein weiteres Projekt: „Das Brückl“ - hier gibt es zwei Bauwagen, Beete, Gelegenheit zum Sitzen. Auch Feste werden gefeiert.

Das neue Gelände im Aufeldweg II soll nun nicht nur ein Kita-Standort, sondern auch ein generationsübergreifendes Gemeinschaftsprojekt werden: „Und wir haben hier sehr nette Nachbarn“, freut sich Pohl über die Menschen in den angrenzenden Gärten. Das Areal ist von zwei Seiten aus zugänglich: Vom Niederbrücklplatz und von der Wörthstraße aus: „Ich gehe davon aus, dass die Eltern mit dem Rad oder zu Fuß kommen, so steht es auch in unserer Vereinbarung.“ Eltern aus dem Verein, Kinder und Jugendliche aus dem „Zwischenraum“ und auch eine dritte Klasse der Waldorfschule haben bereits mit angepackt, ebenso der TÜV Süd am Social Day: Hügel aufgeschüttet, Zäune oder ein Mäuerchen gebaut. „Der Zaun hat allein 40 000 Euro gekostet.“ Vorher sei ein großer Teil der Fläche entsiegelt worden - in unzähligen Arbeitsstunden. Insgesamt seien bisher rund 100 000 Euro in das Areal geflossen - ohne die ehrenamtlichen Arbeitsstunden.

Zuschüsse der Stadt sind möglich

Zuschüsse seitens der Stadt sind möglich: „Die Kita kann eine investive Förderung gemäß der gemeinderätlichen Beschlussfassung erhalten. Der Träger steht hierzu im Austausch mit der Fachverwaltung“, so die Pressestelle. Auch der laufende Betrieb werde entsprechend der geltenden Rahmenbedingungen durch die Stadt Mannheim gefördert. Viele Flächen sind bezugsfertig. Es gibt ein Amphitheater, einen Brunnen, eine Ökotoilette, mehrere Häuschen, einen Bauwagen und viele Tiere: Die Kaninchen sind bereits ein gezogen, auch Schafe, Laufenten und Hühner könnte es hier bald geben. „Das Veterinäramt war schon da und sehr glücklich, wie die Tiere hier leben“, sagt Pohl. Auch das Gesundheitsamt und der Kommunalverband für Jugend und Soziales Baden-Württemberg habe sich das Areal angesehen: „Die Rückmeldungen sind alle positiv“, so Pohl.

Bauwagen und Vision Dome

Unzählige Pflanzen gibt es in der grünen Oase ebenfalls. Zu erkennen sind auch die Grundrisse des sogenannten Vision Domes: einem Unterschlupf mit einem Durchmesser von sechs Metern.

Ein weiterer Bauwagen soll noch hinzukommen - ausgestattet mit Küche und Schlafplatz. „In diesem Naturkindergarten soll es nicht nur um die Natur gehen, sondern auch um Kultur, um Feinmotorik, Sprachförderung und vieles mehr“, sagt Pohl. Es handle sich um ein inklusives Projekt: „Aber wir müssen jeden Einzelfall prüfen, denn wir können im Naturkindergarten nicht alle Wege zubetonieren.“ Wichtig sei dem Verein, dass die Kinder in alles integriert würden und nicht auf Inseln leben, sondern am Leben teilnehmen, ihr Umfeld erleben und in Kontakt mit anderen Menschen treten.

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„Wenn die Baugenehmigung vorliegt, können wir im Herbst mit dem Kindergarten starten. Auch Erzieherinnen gibt es bereits: „Solche Projekte locken gute Erzieherinnen an“, sagt Pohl. An Kindern mangelt es ebenfalls nicht, denn es gibt bereits viele Anmeldungen: „Allerdings vor allem von Dreijährigen, wir brauchen aber auch ältere Kinder.“

Doch obwohl sich das Projekt inzwischen so lange hinzieht: Gabriele Pohl ist froh, den Kindergarten ins Leben gerufen zu haben: „Keine Frage, es ist viel Arbeit, aber macht auch viel Freude.“

Redaktion Eva Baumgartner gehört zur Lokalredaktion Mannheim.

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