Feudenheim. Sein Lied drückt aus, was sich die Kunden wünschen: „Was mir do hawwe, hält für ewisch“, einen der berühmten „Söhne“-Titel, stimmt Rolf Stahlhofen an. „Was mir do hawwe hört net uff“, wünscht sich auch der Mitbegründer der „Söhne Mannheims“, denn er gehört zu den Stammkunden der Feudenheimer Metzgerei Trautmann. In der Manufaktur feierte der Traditionsbetrieb, der zu dem nur noch halben Dutzend selbstständiger Metzgereien in Mannheim zählt, mit über 250 Gästen sein 60-jähriges Bestehen.
Der Auftritt von Stahlhofen ist der Höhepunkt des Abends. Der Soulsänger hat Horst Trautmann nicht vergessen, wie er sein Benefizkonzert 2012 im Capitol unterstützt hat. Da er in Feudenheim wohnt, kommt Stahlhofen öfter in das Geschäft in der Hauptstraße. Und jetzt feiert er eben gerne mit, widmet den Verkäuferinnen seinen Song „Große Mädchen weinen nicht“ und singt den „Söhne“-Titel „Geh‘ davon aus, dass mein Herz bricht. Denn uns‘re Liebe ist erfror‘n“, während das Feuer der Grills brennt.
Nächste Generation steht bereit
Die Zukunft des Betriebes ist gesichert – Jan Trautmann, 24 Jahre jung und Prüfungsbester bei der Gesellenprüfung, ist in den Betrieb eingestiegen. Gegründet haben ihn Horst Trautmann senior und Christel Trautmann 1964 in der Käfertaler Straße. Der heutige Chef Horst Trautmann (59) war „eigentlich schon immer“, wie er sagt, nämlich bereits seit der Kindheit, mit dem Laden verbunden. 1991 übernahm er ihn und 1998 haben er und seine Frau Jutta das Haus in der Feudenheimer Hauptstraße erworben, während sie das Geschäft in der Käfertaler Straße 2017 im Zuge von Bauarbeiten aufgegeben haben.
„Bis vor vier Jahren wusste ich nicht, ob ich einen Nachfolger habe“, sagt Horst Trautmann. Seine Tochter Jacqueline ist Physiotherapeutin und der Sohn machte nach der Schule erst mal Praktika von der Bank bis zur Polizei. Aber während der Corona-Pandemie entwickelte Jan Trautmann seine Liebe, dann die gleiche Leidenschaft wie sein Vater für das Handwerk, bringt inzwischen neue Ideen in die Spezialitätenmetzgerei wie auch im Catering mit Live-Grillen auf einem Smoker, am offenen Feuer oder auf einer Feuerschale ein, wie er sie nun auch beim Jubiläum vorführt.
Dabei setzt der Betrieb auf regionale Produkte frei von Geschmacksverstärkern und künstlichen Konservierungsmitteln. „Ich bin stolz, den Betrieb in die dritte Generation zu führen und tolle neue Momente zu kreieren“, sagt Jan Trautmann.
Trautmann ist ja mehr als eine Metzgerei. Es ist ein Umschlagplatz für Neuigkeiten, ein sozialer Ort, der zu einem lebendigen Stadtteil dazugehört.
„So eine lokale Metzgerei – das gibt es ja so gut wie gar nicht mehr, nur noch Abgepacktes aus dem Supermarkt“, hebt Bürgermeister Thorsten Riehle in seinem Grußwort hervor. Daher sei es „etwas ganz Tolles“, dass sich so ein traditionsreicher Handwerksbetrieb erhalten habe und die nächste Generation zur Übernahme bereit sei. Dabei sei wichtig, „dass sich Feudenheim weiter zu seiner Metzgerei bekennt“, so Riehle. Schließlich könne man da „nicht nur hervorragende Qualität genießen, sondern Trautmann ist ja mehr als eine Metzgerei“, meint der Bürgermeister: „Es ist ein Umschlagplatz für Neuigkeiten, ein sozialer Ort, der zu einem lebendigen Stadtteil dazugehört“, verweist Riehle auf das Engagement von Horst Trautmann bei der Kerwe, wo er eine von drei Bühnen unterstützt und schon mehrfach Stars wie Gringo Mayer nach Feudenheim geholt hat.
Engagiert im Stadtteil und bei der Handwerkskammer
Aber das Engagement von Trautmann geht über seinen Stadtteil hinaus. Um das zu würdigen, gratuliert eigens Lutz Spitzner zum Firmenjubiläum, der Bürgermeister von Neckarsteinach. Dort hat Horst Trautmann sein Jagdrevier, weshalb er immer wieder ganz frisches Wild anbietet. Aber er sei auch „sehr unterstützend bei der Hege vor Ort und der Rehkitzrettung“ und habe „eine großzügige Spende gemacht, als unser Kindergarten abgebrannt ist“, so Spitzner. „Qualität, Verlässlichkeit, große Verantwortung gegenüber der Natur und Großzügigkeit“ zeichneten Trautmann aus, so der Neckarsteinacher Bürgermeister.
Als einen „Handwerker mit ganz viel Herzblut, enorm engagiert, motiviert, kreativ“ bezeichnet Klaus Hofmann, Präsident der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, den Metzgermeister. „Es ist großartig, dass es noch solch einen Familienbetrieb mit solcher Qualität gibt“, lobt der Präsident die Arbeit von Trautmann. Hofmann erinnert daran, dass sich Trautmann zwei Jahrzehnte als stellvertretender Obermeister und Obermeister der Fleischerinnung für seinen Berufsstand einsetzte, in dieser Funktion den Maimarktstand der Innung organisierte und immer noch im Meisterprüfungsausschuss mitarbeitet.
Doch was sei solch ein Familienbetrieb ohne Mitarbeiter? Sieben Angestellte sind es, für vier hat Hofmann besondere Urkunden dabei. So ist Fleischereifachverkäuferin Ute Wirthwein seit 48 Jahren engagiert im Einsatz und erhält dafür ebenso die Treuemedaille der Handwerkskammer in Gold wie Trautmanns Frau Jutta, die 31 Jahre mit anpackt. Für 15 Jahre Mitarbeit ehrt der Präsident Davor Irdevic und Andrea Baumgärtner. Aber „bei so einer menschlichen Führung arbeitet man gerne“, entgegnet Baumgärtner auf die Ehrung.
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