Kirche

Warum das Wallstadter Gemeindehaus verkauft wird

Die Evangelische Kirche gibt ihr Gemeindehaus auf. Wer als Käufer im Gespräch ist, was dort geplant ist und was aus dem Park werden soll.

Von 
Peter W. Ragge
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Wird aufgegeben und abgerissen: das Evangelische Gemeindehaus Wallstadt. Die Theodor-Fliedner Stiftung könnte hier Wohnungen bauen. © Markus Proßwitz | masterpress

Wallstadt. Die Entscheidung ist gefallen: Die Evangelische Kirche wird das Gemeindehaus der Petruskirche in Wallstadt verkaufen. Was das für die Gemeinde bedeutet und was aus der Fläche in der Königshofer Straße wird, wollen Dekan Ralph Hartmann und der Leiter der Bauabteilung, Daniel Koch, am Donnerstag, 3. April um 18.30 Uhr der Öffentlichkeit vorstellen. Pfarrerin Sina Kaiser werde dabei erläutern, „welche Möglichkeiten es für die Gemeindearbeit ohne Gemeindehaus gibt“, so Hartmann. Dabei werde „ausreichend Zeit für Fragen“ sein.

Nur Appelle an die Kirche, von einem Verkauf Abstand zu nehmen, wären wirkungslos, kündigt Hartmann an. Der Verkauf sei „definitiv“. Es sei klar, dass sich die Evangelische Kirche aufgrund sinkender Mitglieder- und damit Kirchensteuerzahlungen bei zugleich steigenden Kosten für Bauunterhaltung oder Strom von zahlreichen Gebäuden trennen müsse. Dazu gehören Kirchen ebenso wie Gemeindehäuser. Für Wallstadt fiel die Entscheidung, die Petruskirche - 1872 eingeweiht, aber im Kern mehrere Jahrhunderte älter - zu erhalten. Sie wird auch, so Hartmann, „ertüchtigt“, sprich es wird ins Gebäude investiert. Für „berechtigt“ hält der Dekan auch das Anliegen der Gemeinde, einen Anbau zu errichten. „Wir sehen ja an Epiphanias, dass Kirchen als Veranstaltungsräume besser funktionieren, wenn sie Nebenräume wie Toiletten haben“, verweist der Dekan auf das Beispiel Feudenheim.

Ein Abrissdatum gibt es bisher noch nicht

Allerdings ist ebenso klar, dass das 1957 erbaute Gemeindehaus keine Zukunft mehr hat. Der Ältestenkreis hat dem Verkauf zugestimmt. Es soll zum 1. Januar 2026 an einen neuen Eigentümer gehen. „Es ist aber noch nicht auf dem Markt“, erklärt der Dekan. Bis zu den Sommerferien habe die Theodor-Fliedner-Stiftung exklusiv die Möglichkeit, zuzugreifen. Sie geht zurück auf das Jahr 1843, als sie das erste Evangelischen Bürgerhospital für alte, kranke und pflegebedürftige Menschen mitten in Mannheim betrieb, und ist Mitglied des Diakonischen Werks. Die nach dem ehemaligen Pfarrer, Sozialreformer und Gründer des neuzeitlichen evangelischen Diakonissenamtes Theodor Fliedner (1800-1864) benannte Stiftung unterhält bereits direkt neben dem Gemeindehaus eine Einrichtung für Betreutes Wohnen, zudem Häuser in Feudenheim und auf dem Turley-Areal in der Neckarstadt. „Die haben eine Studie beauftragt“, so der Dekan, was dort entstehen könnte. Die Kirche würde die Fläche in Erbpacht an die Stiftung geben. „Wir sind als Kirche eher an kontinuierlichen Einnahmen statt an einem einmalig hohen Verkaufserlös interessiert“, erläutert der Dekan.

Wann genau und was die Stiftung in Wallstadt baut, ist also offen - aber vermutlich betreutes Wohnen. Ein Abrissdatum gibt es also noch nicht. „Damit es keinen Leerstand gibt, sind wir und ist sicher auch die Stiftung bereit, dass das Gemeindehaus über den 1. Januar hinaus vorübergehend weiter genutzt wird“, sagt Hartmann. Allerdings müsse man „auf die Kosten schauen“, denn bislang sei die Vermietung teils unter den Selbstkosten erfolgt. Die Hausmeisterin, die sich auch um die Kirche kümmert, muss sich eine neue Wohnung suchen.

Mit dem Gemeindehaus soll nur ein Teil des Petrusparks an die neuen Eigentümer gehen. „Er ist ja auch wirklich hervorragend gelegen, und die Gemeinde und die ganze Kooperationsregion hat ein Interesse daran, die Fläche für große Veranstaltungen oder Open-Air-Gottesdienste weiter zu nutzen“, erklärt der Dekan. Dies solle und werde weiter möglich sein. Dennoch umfasse die Fläche, die abgegeben werde und auf der ja auch jetzt das Gemeindehaus stehe, Teile des alten Friedhofs. Der heutige Petruspark gehörte nämlich ursprünglich der Gemeinde Wallstadt, die ihn kurz vor der Eingemeindung 1929 an die Kirche verkaufte. Der Friedhof war bis 1857 genutzt worden; Grabsteine einiger alteingesessener Familien von dort sind heute am Fuß der Petruskirche aufgestellt und bleiben dort auch erhalten.

Auch Pfarrhaus und Kindergarten sowie deren Außenflächen und das 1998 in alten Jugendräumen errichtete Backhaus würden unverändert bleiben, versichert der Dekan. „Es kann nur sein, dass man den Weg etwas begradigen und anpassen muss“, sagt er. Der Park war 2004 bis 2006 von zahlreichen ehrenamtlichen Helfern unter Leitung von Martin Straub neu angelegt sowie 2006 mit Holzskulpturen von Hartmut Gossel versehen worden.

Redaktion Chefreporter

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