Polizei

Vogelstang: Der Schutzmann geht

Nach 15 Jahren auf der Vogelstang geht der Postenführer in Pension. Zuvor hatte er eine deutschlandweite, ja weltweit einzigartige Verwendung.

Von 
Peter W. Ragge
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Polizeiposten-Chef Burkhard Stahl geht in den Ruhestand. © Markus Proßwitz | masterpress

Vogelstang. Er war noch das, was man früher einen Schutzmann nannte - ein Polizist, der sein Viertel gut kannte, oft präsent sowie mit den Menschen und den Problemen vertraut war: Polizeihauptkommissar Burkhard Stahl. Nun ist der Leiter des Polizeipostens Vogelstang in Ruhestand gegangen. Wer dem 61-Jährigen nachfolgt, steht noch nicht fest, denn die Stelle soll erst im Sommer ausgeschrieben werden.

Auf dem Papier umfasst der Posten sieben Beamte, doch das ist nur die sogenannte „Sollstärke“. Tatsächlich sind es derzeit höchstens vier, die in den Räumen im ersten Obergeschoss des Einkaufszentrums arbeiten. Begonnen hatte die Polizeipräsenz auf der Vogelstang 1976 in einer Erdgeschosswohnung in der Straße Auf der Vogelstang. 1984 erfolgte dann der Umzug in den Büroturm des Vogelstang-Centers, 2002 ins Erdgeschoss am Geraer Ring. Beim Umbau des Zentrums wurden den Beamten 2017 die zwar größeren, aber weniger zentralen neuen Räume zugewiesen.

Burkhard war es, der den Umzug zu organisieren hatte. Er pflegte einen engen Kontakt zu Bewohnern, Bürgerverein und Bezirksbeirat. Dabei war der Posten teilweise die Dienststelle mit der höchsten Arbeitsbelastung im Polizeipräsidium Mannheim. „Doch es ist ruhiger geworden“, blickt Stahl zurück. Zeitweise sei es „sehr abwechslungsreich, arbeitsreich und belastend“ gewesen, doch er habe immer ein gutes Team gehabt und gute Resonanz in der Bevölkerung. Doch zuletzt habe man gemerkt, dass der Altersschnitt der Bewohner der Vogelstang zugenommen habe.

Stahl war 2010 als Nachfolger des langjährigen Postenführers Hans Brodback auf die Vogelstang gekommen. Begonnen hatte Stahl seine Polizeilaufbahn 1981 beim Bundesgrenzschutz, der heutigen Bundespolizei. Zeitweise war er beim BGS See, fuhr auf dem Patrouillenboot BG 14 „Duderstadt“, in der Fernsehserie „Küstenwache“ als „Albatros“ bekannt geworden. Nach dem Fall der Mauer wechselte er 1989, wie viele seiner Kollegen, zur Landespolizei Baden-Württemberg und da zum Polizeipräsidium Mannheim. Hier fuhr er unter anderem beim damaligen Polizeirevier Feudenheim Streife, arbeitete als Einsatz-Sachbearbeiter beim Führungs- und Lagezentrum und war zwei mal im Ausland bei OSZE-Missionen in Kroatien 1998 und 2000. Nach erfolgreichem Studium an der Hochschule der Polizei stieg er 2005 zum Polizeikommissar auf und bekam aufgrund seiner interkulturellen Erfahrungen und seiner Sprachkenntnisse die Leitung des Polizeipostens Käfertal-Nord übertragen.

Dabei handelte es sich um den einzigen gemeinsamen Posten von deutscher Polizei und amerikanischer Militärpolizei in Benjamin-Franklin-Village, die Schreibtisch an Schreibtisch zusammen saßen und zusammen ermittelten - eine deutschlandweite, ja weltweite Besonderheit. Zeitweise gab es sogar gemeinsame Streifenfahrten und gemischte Patrouillen von Polizei und MP beim deutsch-amerikanischen Volksfest. Im Zuge des Truppenabbaus der Amerikaner blieb aber zuletzt nur noch ein Verbindungsbeamter übrig, und Stahl schloss 2012 den Posten - der seither leer steht.

Redaktion Chefreporter

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