Rheinau. Zuletzt war es still um ihn geworden, und dies in einem sehr wirklichen Sinne des Wortes. Erschien er aber in der Öffentlichkeit, wie beim Fest im Parkschwimmbad im Sommer 2022, dann wurde er sofort herzlich begrüßt. War er doch einer, der in „seinem“ Stadtteil viel bewegt hat, ja der zu jener Handvoll Rheinauer gehört, von denen gesagt werden darf, sie haben ihren Vorort mitgeprägt. Nun ist er im Alter von 86 Jahren verstorben. Das Ende eines erfüllten, an Hürden und deren Überwindung reichen Lebens.
Trotz seines skandinavischen Vornamens war der Jubilar ein waschechter Rheinauer. In der Karlsruher Straße 17 erblickte er im Dezember 1938 das Licht einer bald kriegerischen Welt, die ihm den Vater rauben sollte, der 1943 an der Front fiel. Fortan musste die Mutter die Familie alleine durchbringen.
Mit 17 Jahren ging der junge Leander aufs Schiff, wurde Bootsmann auf einem Rheinkahn. Nach drei Jahren kehrte er heim, machte in Abendkursen seinen Kaufmann. Die Firma, die er übernahm, baute er bald zum größten Stuckateurbetrieb Mannheims aus. 2003 übergab er sie an seinen Sohn Thomas, der sie seither erfolgreich führt.
Schon früh engagierte sich Leander Bausch nicht nur in seinem Betrieb, sondern auch für seinen Stadtteil. Als Schriftführer gehörte er nach 1963 zum Gründungsvorstand des Rheinauer Carnevalvereins „Die Sandhase“ und dessen legendärem fünfköpfigen Hasefest-Kommittee. 1968 wurde er Vorsitzender des Fußballclubs 1. FC Alemannia Rheinau und blieb dies zwölf lange Jahre.
Leander Bausch war Mitbegründer des Gewerbevereins und Retter des Freibades
1987 war er Mitbegründer des Gewerbevereins, blieb als Sprecher des Werbebeirates, verantwortlich für publikumswirksame Aktivitäten wie die Leistungsschauen, lange dessen prägende Gestalt. Eines seiner Hobbys führte ihn zur Schützengesellschaft 1744, ältester Verein der Quadratestadt, dessen Vorsitz er für mehrere Jahre übernahm.
Als 2001 die Schließung des Rheinauer Freibades drohte, da war er neben Stadtrat Paul Buchert einer der ersten, die für dessen Erhalt kämpften. Ohne Leander Bausch gäbe es das Parkschwimmbad Rheinau heute nicht mehr.
Doch selbst diese eindrucksvolle Aufzählung kennzeichnet das Wesen des Verstorbenen nur unzureichend. Weit prägender war die menschliche Dimension seines Tuns. Denn wenn jemand Unterstützung brauchte – Bausch half, ob Vereinen oder Menschen: Schon als 18-Jähriger organisierte er Altennachmittage, beschenkte in den 1990er Jahren an Weihnachten Flüchtlingskinder vom Balkan im Asylbewerberwohnheim Rheinau, unterstützte die Sanierung des Rheinauer Rathauses ebenso wie der Friedhofskapelle, stiftete gar einen „Rheinauer Umweltpreis“, mit dem er ökologisches Wirken vor Ort belohnt.
Der Tod seiner Frau Agnes und der seiner Tochter Susanne waren Schicksalsschläge, die, verbunden mit eigenen Gebrechen des Alters, diesem engagierten Menschen seinen Lebensabend schwer machten.
Die Bilanz seines Engagements brachte Landesminister Erwin Vetter 1995 schlicht auf den Punkt, als er dem Jubilar das Große Bundesverdienstkreuz überreichte: „Ich habe selten so viel Gutestun gesehen.“
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