Obdachlosenhilfe

Obdachlose freuen sich in Mannheim-Waldhof auf warmes Essen

Die ersten Gäste sind schon fast zwei Stunden vorher da und warten vor St. Lioba in Mannheim-Waldhof: Wie die Wohnungslosenhilfe der Caritas stadtweit Obdachlose und Bedürftige mit einem warmen Essen versorgt

Von 
Katja Geiler
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Die ehrenamtlichen Helfer um Koordinatorin Malwine Frey (rechts) tischen regelmäßig ein Mittagessen für Obdachlose auf. © Katja Geiler

Mannheim. Die Turnhalle von St. Lioba in der Seelsorgeeinheit Mannheim-Nord im Speckweg wurde für einen halben Tag in einen Speisesaal umgewandelt - mit gedeckten Tischen inklusive Blumendekoration. Es gab ein warmes und ein Kuchenbuffet, außerdem jede Menge Kuscheltiere zum Mitnehmen - und besondere Gäste. Eingeladen waren nämlich Obdachlose und Bedürftige, organisiert wurde das Essen von der Wohnungslosenhilfe des Caritasverbandes. Von Oktober bis Palmsonntag finden die so genannten Sonntagseinladungen statt, reihum bei katholischen und evangelischen Gemeinden.

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Für den Sonntag bei St. Lioba hatten sich noch zusätzlich die Gemeinden St. Franziskus und St. Elisabeth angeschlossen. Rund 40 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer waren im Einsatz, die einen für den Aufbau am Vortag, die anderen für das Essen und den Abbau am Sonntag. „Heute ist gleichzeitig der letzte Tag der Vesperkirche, daher war ich unsicher, wie viele Leute es werden, da man einen Fahrschein braucht, um hierher zu kommen“, sagte Malwine Frey, Ehrenamtliche, die das Treffen koordinierte. Dieses findet bereits seit 15 Jahren statt. „Heute waren über 90 Leute da, vor Corona waren es bis zu 120. Während der Pandemie haben wir Tüten ausgegeben. Ein Teil unserer Helfer hat wegen des Alters aufgehört, nun ist es nötig, neue zu gewinnen.“ Eine Frau sei mit ihrer ganzen Familie gekommen und meinte, ihr Mann habe mit der Kirche „nichts am Hut“, aber wenn es darum ginge, konkret Nächstenliebe auszuüben, sei er dabei. Um unter den Obdachlosen bekanntzumachen, dass das Essen stattfindet, nützt es nichts, es in die Zeitung zu setzen oder in den sozialen Netzwerken zu posten.

Gäste Stunden vorher da

Die Tagesstätte für Wohnungslose der Caritas in D 6 organisiert die Einladung und informiert die Leute direkt. „Obwohl das Essen erst um zwölf Uhr beginnen sollte, waren die ersten schon Viertel nach Zehn da“, so Frey. Wenn man draußen hörte, dass die Straßenbahn hielt, kamen kurz darauf die nächsten in die Halle.

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Von
Christine Dirigo
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Aufgetischt wurden Geschnetzeltes, wahlweise mit Reis oder Nudeln, bezahlt von der Gemeinde. Ein Markthändler spendierte Obst, eine Bäckerei zwei große Blechkuchen, und 40 weitere Kuchen wurden von den Helfern selbst gebacken. Die Leute seien noch vor dem Hauptgericht zum Kuchen gestürmt, selbst gebackener Kuchen sei für sie das größte überhaupt.

Auch die Kuscheltiere, die die Kleiderkammer säckeweise gespendet bekommt, sind äußerst beliebt. Die vielen ehrenamtlichen helfer hatten die Tische liebevoll gedeckt und mit Blumen dekoriert - um den Gästen Respekt zu zeigen und nicht den Eindruck entstehen zu lassen, hier werde man abgefertigt. „Außer den Obdachlosen waren auch Familien mit Kindern hier, an einem Tisch saßen Ukrainer. Heute waren viele Leute in guter Kleidung da, denen man die Bedürftigkeit nicht ansieht“, sagte Malwine Frey. Sie findet: „Mit der Aktion kann die Kirche sichtbar werden, denn die Leute haben wegen der negativen Ereignisse einen Verdruss und wenden sich ab. Die Kirche braucht Veränderung.“

Freie Autorin Ich schreibe für alle Mannheimer Stadtteile und für Viernheim

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