Mannheim.
Seit wann gibt es die Fähre am Altrhein?
Das bis heute seinen Dienst verrichtende Boot gibt es seit 1899. Es diente Sandhöfer Landwirten, die den Fluss überqueren mussten, um ihre Äcker auf der Friesenheimer Insel zu erreichen. Nach dem Tulla’schen Rhein-Durchstich (Baubeginn um 1827, Fertigstellung in den 1860er Jahren) erhielt die damals selbständige Gemeinde Sandhofen die so entstandene Friesenheimer Insel als Gemarkungsfläche.
Die Stadt Mannheim erwarb die Friesenheimer Insel für den Bau des Industriehafens bereits knapp zwei Jahrzehnte vor der Eingemeindung Sandhofens im Jahr 1913. Über die Jahrzehnte bis zum Zweiten Weltkrieg gibt es keine Informationen über die Altrheinfähre, die aber nach Zeitzeugenberichten immer in Betrieb gewesen sein soll. Für 1940 findet sich eine Angabe über den Fährtarif, der damals fünf Pfennige für eine Überfahrt betragen hat.
Wie ging es in der Nachkriegszeit weiter?
Auch hier gibt es wenig gesicherte Informationen, aber der Fährbetrieb wurde über drei Generationen von der Familie Dehus gewährleistet, die auch das gleichnamige Restaurant (ehemals „Jägerlust“), betreibt. Nach dem Tod von Richard Dehus im Jahr 2001 folgten Willi Bauer (bis 2008), John Simson (bis 2009) und Fatmir Elshani als Fährmänner.
Wie wird die Fähre gewartet und instandgehalten?
2011 erhielt die Fähre einen neuen Dieselmotor, der bis heute seinen Dienst tut. Es ist erst das dritte Antriebsaggregat der Fähre. In dieser Zeit musste die Fähre generalüberholt werden, die Betriebserlaubnis stand auf dem Spiel. Zudem stand der Fahrbetrieb mehrfach wegen Motor- und Getriebeschadens still. Die Schiffbauingenieure Claus Winterheldt und Reiner Münch setzten das Boot damals wieder instand.
Wie läuft der Betrieb der Fähre seither?
Mit der festen Übernahme von Fährmann Elshani und nach der Generalüberholung läuft die Fähre etwa seit einem Jahrzehnt ohne größere Unterbrechungen. Allerdings müssen auch immer wieder Reparaturen ausgeführt werden, sodass es zu Zeiten ohne Fahrbetrieb kommt. Auch krankheitsbedingte Ausfälle sind sporadisch vorgekommen.
Altrheinfähre Emma
- Die Altrheinfähre „Emma“ ist das älteste noch funktionierende Fährschiff seiner Art in Deutschland.
- Die Fähre wurde 1897 bei der Andersen-Werft in Neckarsulm gebaut.
- Schon seit 1899 transportiert die Altrheinfähre Passagiere zwischen Sandhofen und der Friesenheimer Insel .
- In den 2010er Jahren wurde sie generalüberholt.
- Die Preise für die Fährüberfahrt sind: Fußgänger zahlen 0,50 Euro, Radfahrer 1 Euro, Motorradfahrer 1,50 Euro und PKW-Fahrer 2 Euro.
- Es handelt sich um eine Grundkettenfähre. Das Schiff wird an einer Kette übers Wasser gezogen.
- Das Fährschiff besteht aus einem Stahl-Ponton mit Holzbelag und wird von einem 12 PS starken Einzylinder-Dieselmotor auf einer Grundkette angetrieben. Der Motor wurde ebenfalls in den 2010er Jahren erneuert.
- Die Länge insgesamt beträgt 25 Meter , davon 18 Meter Rumpf plus jeweils 3,50 Meter Klappen. Die Gesamtbreite beträgt sieben Meter, davon der Rumpf 5,40 Meter.
- Der Tiefgang liegt bei 45 Zentimetern.
- Bei einem maximalen Gewicht von zehn Tonnen können etwa 45 Personen, drei Autos oder eine Zugmaschine mit Anhänger transportiert werden.
- Der letzte offizielle Betriebstag der Altrheinfähre in diesem Jahr ist Sonntag, 28. September. Über Winter ist die Fähre nicht in Betrieb. Saisonbeginn ist wieder im April 2026.
Wer betreibt die Fähre heute?
Das Ponton-Boot gehört bis heute von der Stadt Mannheim. Zuständig ist die Abteilung Straßenbetrieb des Stadtraumservice im Dezernat von Erster Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne). Bei der Eingemeindung Sandhofens hatte sich Mannheim vertraglich verpflichtet, den Fährbetrieb unbefristet aufrechtzuerhalten. Nach Angaben von Kevin Ittemann, Sprecher in Pretzells Dezernat, ist die Fähre an ein Unternehmen verpachtet, bei dem der Fährmann angestellt ist. Aus Datenschutzgründen könne man aber keine genaueren Angaben machen. In den 2010er Jahren fungierte der niederländische Schiffsbauer Claus Winterheldt sowie die Sportboot-Zentrum Lampertheim GmbH als Betreiber.
Wer benutzt die Fähre heute?
Ursprünglich für die Landwirtschaft eingerichtet, wird die Fähre längst praktisch ausschließlich touristisch genutzt. Die mit Abstand meisten Überfahrten werden von Fahrradausflüglern getätigt. Landwirte nutzen die Fähre praktisch nicht mehr, ihre Fahrzeuge sind zu groß und zu schwer für das Boot. Fährmann Fatmir Elshani erinnert sich, dass vor einigen Jahren noch ein Bauer aus Lampertheim mit einem kleinen Gespann übergesetzt sei.
Gibt es noch andere Fähren in der Umgebung?
Über den Rhein kann man mit der Schnellfähre Mannheim-Altrip zwischen dem Großkraftwerk im Stadtteil Neckarau und dem Altriper Waldpark setzen (ganzjährig). Weiter südlich verkehrt im Sommerhalbjahr die Kollerfähre zwischen Brühl und der zur Gemeinde gehörenden Kollerinsel. Als große, ganzjährig betriebene Autofähre findet sich rheinaufwärts erst wieder bei Rastatt die Plittersdorfer Fähre. Zwischen Ladenburg und Neckarhausen quert die Kettenfähre den Neckar.
Wie gelangt man über den Altrhein, wenn Fähre „Emma“ außer Betrieb ist?
Die Friesenheimer Insel kann über die Kammerschleuse, die Diffené- und die Altrheinbrücke erreicht werden. Auf dem Weg von der Neckarstadt nach Sandhofen ist die Altrheinbrücke die naheliegende Umleitung. Wer allerdings vom Fähranleger beim ehemaligen Dehus zur Altrheinbrücke möchte, muss einen relativ weiten Umweg über die Max-Planck- und die Diffenéstraße nehmen.
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