Käfertal. Es rappelt mit Groove seit einem Vierteljahrhundert: In den urbanen Randbezirken, versteckt in den Nischen der Stadtteile, lassen sich kulturelle Hotspots finden, fernab der edlen Musentempel in der Innenstadt. Einen solchen Ort der unabhängigen Kleinkultur stellt die unkonventionelle Musikschule Trommelpalast dar, die Unterricht an südamerikanischen und afrikanischen Perkussionsinstrumenten wie der Bechertrommel Djembé erteilt, und sich in einer ehemaligen ABB-Werkhalle im Käfertaler Gewerbegebiet befindet.
„Es gibt immer noch Bürger, die mich fragen, was der Trommelpalast ist“, wundert sich Mitinhaber Gero Fei, der gemeinsam mit Eventmanagerin Susanne „Suse“ Schuh und Geschäftspartner Dirk Friederich das engagierte Kernteam bildet. Sein erstes Zuhause fand der exotische Trommelpalast (Tropa) vor 25 Jahren im Rheinauer Hafen im Süden Mannheims, bis 2005 der Umzug nach Käfertal erfolgte. Deshalb feiert die rührige Einrichtung gegenwärtig 25-jähriges Jubiläum. Am Freitag, 14. März, wird dort eine Trommelnacht stattfinden, mit Gastmusikern wie den Schlagzeugern Erwin Ditzner, Roberto Rodriguez und Nii Ashitey Nsotse.
Weihnachtskonzert „Tropical Xmas“ dieses Jahr voraussichtlich zum letzten Mal
Im Veranstaltungskalender des Käfertaler Trommelpalasts erfreuen sich die lateinamerikanischen Weihnachtskonzerte „Tropical Xmas“ enormer Beliebtheit, die wegen der Nachfrage bislang an zwei Abenden wenige Tage vor Heiligabend über die Bühne gingen. Von zurückliegenden Weihnachtsauftritten sind Live-Aufnahmen auf mehreren CDs erhältlich. In der nächsten Adventszeit wird das Weihnachtskonzert jedoch an gleich drei Abenden das letzte Mal veranstaltet, aus organisatorischen Gründen - sofern sich kein Nachfolger für die aufwendige Planung finden lässt. „Bisher hat noch keiner Hier! geschrien“, gewährt Trommelpalast-Mitinhaber Gero Fei, der ursprünglich aus dem pfälzischen Grünstadt stammt und früher als Trommel-Lehrer in der städtischen Musikschule in Schriesheim unterrichtete, einen Einblick hinter die Kulissen.
„Das, was wir machen, ließ sich in den Räumen herkömmlicher Musikschulen, wo Klassik im Vordergrund stand, nicht realisieren. Deshalb haben Dirk Friederich und ich den Trommelpalast gegründet“, erinnert sich Perkussionist Fei, der Leiter der hauseigenen Samba-Gruppe ist, die regelmäßig bei den Fastnachtsumzügen in der Mannheimer Innenstadt und im Stadtteil Feudenheim mitmarschiert. Für ein riesiges Ensemble benötige man entsprechend große Räume. In der ehemaligen Werkhalle dürfen die Lehrer mit ihren Schützlingen nach Herzenslust lautstark auf die Pauke hauen, ohne beim Haudrauf irgendwelche Nachbarn zu stören. Mit außergewöhnlichen Rhythmusinstrumenten aus fernen Ländern, weshalb der Käfertaler Trommelpalast von Karlsruhe über Stuttgart bis Frankfurt seinesgleichen sucht.
Im Laufe der Jahre wuchs die Musikschule, die mittlerweile 270 Schülerinnen und Schüler unterrichtet, vom Kindergartenkind in der musikalischen Früherziehung bis zum sich weiterbildenden Rentner, quer durch alle sozialen Schichten. Das Musizieren für jedermann schafft Verbindungen. Dem Trommelpalast als Kollektiv ohne Hierarchien gehören zwölf Dozenten an. Was macht für Taktgeber Gero Fei, der über ein abgeschlossenes Studium an der Frankfurter Musikwerkstatt (FMW) verfügt, die Begeisterung für folkloristische Schlagzeugkultur aus? „Bei Perkussion geht es um das Gruppenerlebnis, diese Art des Trommelns wurde durch die Sklaven aus Afrika in die ganze Welt gebracht“, erklärt der 56-Jährige, der in der Musikszene der Metropolregion Rhein-Neckar bestens vernetzt ist.
Bühne fürs Jubiläumskonzert steht mitten in der Halle
Durch eine breite Fensterfront und ein Oberlicht fällt ausreichend Tageslicht in die Halle des Trommelpalasts, der Mitglied des Freiburger Vereins Percussion Creativ ist. „Im Trommelpalast sehe ich, welche Jahreszeit ist, das ist ein Segen“, beschreibt Fei, dessen Sohn Leon Schuh an der E-Gitarre rockt und manchmal mit seinem Herrn Papa auf der Bühne steht, die Atmosphäre im Saal. Hin und wieder treten Besucher an Fei heran, die ihm erzählen, in der einstigen Industriehalle ihre berufliche Ausbildung absolviert zu haben.
Für die bevorstehende Trommelnacht wird das Tropa-Team eine Bühne mitten in der Halle aufbauen, damit sich die Besucher um die Bühne herum verteilen und mitten im Geschehen sitzen. „Da sind Instrumente dabei, die manche Besucher noch nie gesehen haben. Zum Beispiel die brasilianische Rahmentrommel Pandeiro, die wie ein Tamburin aussieht“, weckt Fei, dessen Herz für die karibische Insel Kuba schlägt, die Neugier. Auch wenn das Geld immer knapper werde, schaut die Tropa-Belegschaft optimistisch in die Zukunft, um die ungebrochene Begeisterung für fremdländische Rhythmusinstrumente an kommende Generationen weiterzugeben.
Die Mannheimer Trommelnacht findet am Freitag, 14. März, mit Gastmusikern wie Jazz-Drummer Erwin Ditzner im Käfertaler Trommelpalast (Turbinenstraße 1-3) statt. Beginn 20 Uhr, Eintritt 18 Euro AK, 15 Euro VVK.
Weitere Informationen auf Facebook und auf www.trommelpalast.de.
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