Käfertal. Im Kulturhaus Käfertal geht es gerade fröhlich zu. Denn bis zum 20. Juni sind in der Gartenstraße 8 die Arbeiten der Künstlerin Nibrov zu sehen, die farbig sind, jung und heiter. Die Ausstellung, die „Liddle Lads“ heißt, also „Kleine Kerle“, ist an jedem Sonntag von 14 bis 18 in der Younity Gallery zu sehen. An anderen Tagen kann man einen neugierigen Blick durch die Fensterfront des Kulturhauses werfen.
Denn dort hocken sie: Objekte in Blau, Rot oder Weiß, mal größer, mal kleiner, mit kuglig runden Augen und Namen wie Goby, Bon Bon oder Jup. Sie sind ein bisschen Pop-Art, ein bisschen Comic-Figur, denen Nibrov konzeptuell auf die Sprünge hilft. Mit kleinen Beinchen und dreidimensionalen, fantasievollen Körpern aus dem 3D-Drucker. Es sind Verwandte der „Liddle Lads“, wie sie auf ihren Leinwänden zu finden sind.
Wie kam die Mannheimer Studentin auf die Idee?
An der Hochschule Mannheim studiert Nibrov Kommunikationsdesign an der Fakultät für Gestaltung. Die „Liddle Lads“ sind ihr Masterthema, die sie für Ihren anstehenden Abschluss als „Liddle Lads big Adventures“ auf Abenteuer schickt. Doch so launig und verspielt die Skulpturen auch scheinen mögen, sie sind nicht nur verlockende Handstreichler und Fröhlichmacher. Man sollte sich nicht täuschen lassen! Denn Nibrov hinterfragt mit Feinsinn und Gespür die etablierte Haltung zur Kunst. Im Abi-Unterricht, so denkt Nibrov zurück, habe sie noch gelernt, dass Kunst ernst sein muss, um als Kunst anerkannt zu werden. Deshalb habe sie nicht nur abstrakt, sondern auch düster gemalt, was sie so gar nicht erfüllte.
Und dann ändert sich ihr Leben. Eine Autoimmunerkrankung zwingt Nibrov zur Aufgabe ihrer künstlerischen Beschäftigung. Das Immunsystem ist schwer gestört, ihr Körper funktioniert so zaghaft, dass sie die Schule unterbrechen muss. Als ein bisschen Kraft zurückkommt, malt sie bei Meditationsübungen freie Formen, gibt ihnen Augen und merkt, dass sie gerade Wesen gestaltet hat. Ohne Erwartung und ohne Druck hat sie ihren Weg gefunden. Und als sei ein Schalter umgelegt, kam das kindliche Staunen zurück. Heute, so erwähnt die Künstlerin, sehe sie bei ihren Ausstellungen, dass es den Betrachtern ebenso ergehe. Ihr „Guck mal...“, die wahrnehmbare, positive Stimmungsveränderung der Leute zeige ihre Wirkung darin, dass Kunst in ihnen eine vertraute Leichtigkeit erwecke.
Mannheimer Künstlerin lässt Porträts einfach „anders“ aussehen
In Käfertal ist aktuell so einiges von Nibrovs Ideenreichtum zu sehen. „Ich lege meinen Fokus auf experimentelle Gestaltung“, erzählt die Multimediakünstlerin. Im Flur des Kulturhauses hängen große und kleine Leinwände. Auch auf ihnen tummeln sich Nibrovs Wesen, und andere „Kerlchen“ tanzen als Projektion in allen Farben auf einer wandgroßen Fläche. Und wieder andere sind den kleinen Formen entwachsen. Im Rahmen einer Ausstellung, so erzählt Nibrov mit einem sympathischen Lächeln, sollte sie sich mit Porträts auseinandersetzen. „Bei mir“, so schmunzelt sie, „sahen sie etwas anders aus.“ In einem Spiel mit gegensätzlichen Farben hat sie „Jochen“, „Gisela“ oder „Brigitte“ gemalt. Natürlich als „kleine Kerlchen“ – und natürlich charmant und keck.
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