Ausstellung

Feudenheimer Kulturtreff gibt Einblick in geheimnisvolle Farbwelten

Der Kulturtreff in Feudenheim erinnert an den Mannheimer Künstler Theo Schneickert. Zwanzig Exponate geben Zeugnis ab von seiner ewigen Suche nach dem Sein.

Von 
Christina Altmann
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Von links: Nora Noé und Hannelore Adamini, die Schwester des 2023 verstorbenen Künstlers Theo Schneickert. © Christina Altmann

Feudenheim. Was passiert mit den Werken verstorbener Künstler und Künstlerinnen? Wer bewahrt und pflegt das so wertvolle Kulturgut? Nicht selten sind die rechtmäßigen Erben mit einem solchen Nachlass überfordert. Es gibt zwar die gemeinnützige „Stiftung Künstlernachlässe“, die geeignete Räume und das Wissen um die fachgerechte Lagerung besitzen, doch auch ihr sind Grenzen gesetzt.

Theo Schneickert, seit 1984 in der Quadratestadt künstlerisch tätig, hat sich entschieden, sein gesamtes Werk nach seinem Ableben der Mannheimer Kunsthistorikerin und Autorin Nora Noé zu überlassen. Am 1. April 2023 ist er nach schwerer Krankheit mit 83 Jahren gestorben. Seine „Lebensfreundin“, wie Schneickert Noé nannte, kam seinem Wunsch mit dem Versprechen nach, sich um seine Arbeiten zu kümmern und dafür zu sorgen, dass sie an Menschen gelangen, die sie wertschätzen und sich an ihnen erfreuen. Dieses setzt sie nun mit einer Ausstellung im Feudenheimer Kulturtreff in die Tat um.

In Schneickerts Werken gib es immer wieder Neues zu entdecken

Den vielen Besuchern der Vernissage gab sie in ihrer Laudatio einen liebevollen Einblick in das Leben dieses Künstlers, das mit einer Lehre zum Klischee- und Farbätzer in einer grafischen Kunstwerkstatt begann, bis er seine Bestimmung in der Malerei fand. „Theo war ein Suchender, der das Unergründliche in seinem Malprozess ergründen wollte“, fasste Noé das Wesen des Malers zusammen.

Zwanzig Exponate – Ölbilder, Mischtechniken, Foto-Übermalungen – geben Zeugnis ab von Schneickerts ewiger Suche nach dem Sein mit all seinen Rätseln, seinen Rissen und verborgenen Schönheiten. Die Titel seiner Bilder wie Imagination, Impression, Utopia und Maskerade zeugen davon, ebenso wie sich seine Liebe zur Natur in Werken wie Verwaldung, Roter Schnee oder Zauberbaum widerspiegelt.

Auch Schneickerts Werk "Crash" ist im Feudenheimer Kulturtreff ausgestelltes. © Christina Altmann

Theo Schneickerts Werke erschließen sich dem Betrachter nicht sofort. Sie bewegen sich zwischen abstrakter und objektiver Malerei. Man muss sie lange, mehrmals und aus unterschiedlicher Entfernung anschauen, denn die formalen Gebilde verändern sich regelrecht, wie beim Drehen eines Kaleidoskops. Das mag an der Intensität der Farben liegen, die durch ein mehrfaches auf- und übereinander des Auftragens eine reliefartige Struktur erhalten, aber auch eine warme anziehende Leuchtkraft.

Schneickerts Bildern haftet etwas Rätselhaftes, Geheimnisvolles an. Vielfach bauen sie sich aus Farbelementen zusammen, die mal wie bunte Eisschollen ineinandergreifen, abgerundet vom steten Schleifen des Wassers, dann wieder scharfkantig, auseinander gerissen von einer Naturkraft. Räume und Spalten öffnen sich, offenbaren neue Welten, die erschlossen werden wollen. Menschliche oder tierische Wesen kristallisieren sich heraus, Körperteile, Köpfe ohne Gesicht, immer wieder gibt es Neues zu entdecken.

Schneickert-Ausstellung im Feudenheimer Kulturtreff: Finissage am 16. Oktober

In seinen letzten Jahren widmete sich Theo Schneickert der Technik der Foto-Übermalung (Repainture). Dafür fotografierte er seine großen Gemälde, machte davon kleinformatige Abzüge und bearbeitete sie farblich neu. Neun dieser so hergestellten Exponate sind in dieser Ausstellung zu sehen.

Die Ausstellung im Feudenheimer Kulturtreff in der Hauptstraße 52a ist jeweils sonntags von 11 bis 13 Uhr geöffnet. Zur Finissage am Donnerstag, 16. Oktober, um 19 Uhr, wird Dora Noé Auszüge aus ihren Büchern lesen. Im kommenden Jahr – vom 8. Mai bis 7. Juni 2026 – wird sie das gesamte Werk von Theo Schneickert in der Villa Meixner in Brühl der Öffentlichkeit zugänglich machen.

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