Franklin. „Nein“, sagt Denise Jakob, und so richtig fröhlich wirkt sie dabei nicht. „Sie wollen nicht wissen, was ich von der Baustellen-Situation rund um das Ärztehaus hier halte.“ Die Frau aus der Gartenstadt hilft gerade ihrer Mutter Elisabeth Kuhn ins Auto, das sie auf dem Parkplatz am Alten Postweg abgestellt hat. „Man weiß gar nicht, wie man hier rein- und wieder rausfahren soll“, sagt sie. Und zu Fuß gehen? Denis Jakob zeigt nur auf den Rollator ihrer Mutter. Die sagt: „Wenn man gehbehindert ist, unmöglich!“
Absperrungen in Mannheim-Franklin: Kritik am Tempo der Bauarbeiten
Seit gut zwei Wochen ist da, wo noch vor Kurzem die Kreuzung von Waldstraße und Wasserwerkstraße war, nur noch ein großer Acker mit Bauzäunen drumherum. Am Freitagvormittag schaufelte ein Bagger Erde auf einen Lastwagen, sonst tat sich nicht viel auf der Baustelle, die für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer einiges an Ungemach mit sich bringt. „Wenn man da zuguckt, das gibt ja kein Stück, was die da machen“, beschwert sich Kurt Dohnke, der zweimal die Woche von der Schönau zur Therapie in die Robert-Funari-Straße kommt. „Wenn wir früher so geschafft hätten, ihr liewe Leut‘!“, kritisiert er, dass kaum ein Fortschritt erkennbar sei.
Immerhin: Die Arbeiten an dem rund 500 Meter langen Abschnitt der Wasserwerkstraße zwischen dem neuen Kreisverkehr an der Franklin-D.-Roosevelt-Straße und der Robert-Funari-Straße sind abgeschlossen. Hier wurden in den vergangenen zehn Monaten neue Versorgungsleitungen gelegt sowie Fahrbahnen, Geh- und Radwege, Grünflächen und Stellplätze für Autos neu gemacht.
Auch die Schließung der Bensheimer Straße – einst Hauptzufahrt der Amerikaner zum Wohnviertel Benjamin-Franklin Village und den direkt angeschlossenen Kasernen Sullivan und Funari – wurde inzwischen fertiggestellt. Für die dort ansässigen Bienenzüchter und den Hundesportverein ist das aber kein Problem: Am Forum Franklin, wo es vor nicht langer Zeit ebenfalls erhebliche Verkehrs-Einschränkungen für die Bewohner des Seniorenzentrums gab, wurde eine neue, ampelgeregelte Zufahrt in die Bensheimer Straße angelegt. Dort haben sich die Dinge also inzwischen zum Besseren gewendet.
Chaotische Verkehrsführung: Ärztehaus in Mannheim-Franklin betroffen
Anders an der Wasserwerkstraße. Wegen teils chaotischer Absperrungen hatte es bereits im vergangenen Jahr viel Ärger gegeben, auch die Ärzte der Franklin-Klinik hatten sich eingeschaltet. Weil Patienten, um die Straßen überqueren zu können, auch über Absperrungen zu klettern versuchten, kam es sogar zu Stürzen. Brenzlige Situationen, weil Fußgänger zwischen Bauabsperrungen und Autofahrbahnen hindurchgehen mussten, gab es zuhauf. Das, meint Kurt Dohnke, sei nicht viel besser geworden. „Machen Sie nur langsam“, rufen derweil zwei flotte Rentnerinnen auf E-Bikes, die mangels Alternative den mit Bauabsperrungen markierten Fußgängerbereich aus dem Alten Postweg in Richtung Robert-Funari-Straße nutzen. „Wenn wir eins haben, ist es Zeit.“
Seit der zweiten Augustwoche müssen auch Autofahrer, die auf der Waldstraße unterwegs sind, mit Staus und Stockungen leben. „Jetzt geht’s ja einigermaßen“, meint Hans-Peter Müller, der gerade vom Blumenladen am Käfertaler Friedhof kommt und in sein Auto steigt. „Was glauben Sie, was da los ist, wenn nach den Ferien der Berufsverkehr wieder voll einsetzt?“ Der Autoverkehr, so hatte es die Stadtverwaltung angekündigt, wurde auf der Waldstraße in beiden Fahrtrichtungen auf je eine Fahrspur verengt.
Ich geh‘ lieber zu Fuß, das geht von Käfertal aus schneller, als lange Umwege zu fahren.
Der intensive Umbau des Kreuzungsbereichs erlaubt keine Zufahrtsmöglichkeit von der Waldstraße in die Wasserwerkstraße. Wer nach Franklin will, muss während der mehrmonatigen Umbauphase der Kreuzung über den neu hergestellten Platz der Freundschaft am gegenüberliegenden Ende des Stadtteils fahren. Umleitungen sind übrigens für alle Verkehrsteilnehmer ausgeschildert, die Stadt hat Informationsflyer, die diese geänderte Wegeführungen veranschaulichen, den Gewerbetreibenden und Ärzten für Kunden und Patienten zur Verfügung gestellt.
Sänger Rouven Krause, der gerade auf dem Weg zum Training im Fitnessstudio ist, kommt wegen der Baustelle gar nicht mehr mit dem Auto her. „Ich geh‘ lieber zu Fuß, das geht von Käfertal aus schneller, als lange Umwege zu fahren.“ Der junge Mann ist gut zu Fuß, was im Umfeld der orthopädischen Praxis im Ärztehaus für viele Passanten nicht gilt.
Zum Beispiel für Denise Jakobs Mutter. Sie sitzt inzwischen wohlbehalten auf dem Beifahrersitz, jetzt muss nur noch der Rollator in den Kofferraum. Dabei verrät die Frau aus der Gartenstadt dann doch noch, was sie von der Baustellen-Situation an der Franklin-Zufahrt hält. Dabei fallen die Wörter „Schweinerei“, „Zumutung“ und „idiotisch“.
Dass die Arbeiten nicht bis übernächstes Jahr dauern, wie sie gehört hatte, sondern im kommenden April schon abgeschlossen werden sollen, nimmt ihrem Ärger wenigstens die Spitze. „Naja“, sagt Denise Jakob ironisch. „Dann geht’s ja noch.“ Richtig fröhlich wirkt sie aber immer noch nicht.
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