Geschichte

Ausstellung „Nostalgisches Spielzeug“ zeigt schöne Kindheitserinnerungen

Erinnerungen an eine Zeit ohne Handy: Das zeigt der Verein für Ortsgeschichte Feudenheim in seiner neuen Ausstellung.

Von 
Peter W. Ragge
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Die Steiff-Tiere bewegen sich sogar: das „Knopf im Ohr Prüflabor“, eine der Attraktionen der Spielzeugausstellung in Feudenheim. © masterpress

Feudenheim. Die Giraffe macht mit dem Affen den Waschtest, der Hase dreht die Scheibe mit dem „Entflammbarkeitstest“, der Bär ist aktiv und der Igel auch - und alles dreht und bewegt sich. „Knopf im Ohr Prüflabor“ steht darüber und das Haus mit den beweglichen Steifftieren ist nur eine von vielen Attraktionen im Vereinshaus vom Verein für Ortsgeschichte Feudenheim in der Eintrachtstraße. Bis Oktober zeigt er dort die Ausstellung „Nostalgisches Spielzeug“.

Ausstellung „Nostalgisches Spielzeug“ in Mannheim zeigt Kindheitserinnerungen

„Es sind viele Dinge, die Herzensdinge sind“, sagt Barbara Waldkirch, die Vorsitzende des Vereins, zur Eröffnung. Sie zeigten die Unbeschwertheit der früheren Kindheit und Jugend. Genau an die erinnert in seinen Einführungsworten auch Hubert Kolkhorst: „Wir gingen einfach raus, keiner brachte uns wohin, holte uns ab. Niemand wusste genau, wo wir waren, es gab ja noch kein Handy.“

Nur wenn es dunkel wurde, musste man zu Hause sein. Lädierte Knie oder blaue Flecken seien üblich gewesen. „Aber das Glück ist eine Gabe, sich aus solch erlebten Tagen, so viel Licht ins Herz zu tragen, dass wenn die Zeit einmal verweht, das Leuchten der Erinnerung immer noch besteht“, reimte Kolkhorst.

Und leuchtende Augen sind dann viele zu sehen an diesem Nachmittag in der Ausstellung, die federführend Günter Bonte zusammengestellt hat, der Ehrenvorsitzende des Vereins. Von ihm stammen auch viele Exponate. „Das ist noch die Dampfmaschine von meinem Vater“, zeigt er auf ein Exemplar von 1940. Daneben stehen die aus den 1970er Jahren, aus seiner Jugendzeit.

Eine prächtige Sammlung von Rennwagen aus Blech von Schuco ist zu sehen („Das erste habe ich als Bub geschenkt bekommen“). „Das Blechschiff hat mein Opa gebaut“, zeigt Bonte auf ein Regal. Auch Blechautos aus den 1930er Jahren entdeckt man, eine alte Autorennbahn (noch nicht aus Kunststoff wie heute) oder Spiele wie „Der magische Roboter“, eine Klickerbahn, Metallbaukästen oder eine „Strickliesel“.

Meine Idee war, dass die jungen Leute mal sehen, wie ihre Eltern und Großeltern gespielt haben, als es noch keine Computer gab
Günter Bonte Ehrenvorsitzender des Vereins für Ortsgeschichte Feudenheim

„Das wissen heutige Kinder gar nicht mehr, was das ist“, zeigt Bonte auf die Spiele mit „Klickern“, also Glaskugeln, oder die „Strickliesel“. „Meine Idee war, dass die jungen Leute mal sehen, wie ihre Eltern und Großeltern gespielt haben, als es noch keine Computer gab“, so Bonte. Aber genau deshalb macht der Verein die Ausstellung: „Wir wollen das, was unsere Geschichte ausmacht, für die nachfolgende Generation bewahren“, betont Vorsitzende Barbara Waldkirch.

Zahlreiche Leihgeber, darunter Peter Gauch und Hubert Kolkhorst, haben zumindest das Spielzeug ihrer Kindheit oder ihrer Eltern aufbewahrt. Christian Helfert etwa hat eine Märklin-Bahn Spur 0 von 1935 von seinem Vater für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Aus der früheren Puppenklinik Feudenheim in der Ziethenstraße sind wertvolle Porzellanpuppen zu sehen, daneben eine einstige „Kriegsbeute“ von 1941 - eine französische Puppe. Puppenstuben - die Älteste aus der Zeit um 1900 - und die Einrichtung dazu, Puppenwagen, Schaukelpferdchen, Modellautos, Schiffe und Figuren wie die „Mainzelmännchen“, Spiele und Automodelle hat Bonte arrangiert. Einige Leihgaben kommen auch vom Heimatmuseum Seckenheim, und Informationstafeln stellen die Geschichte wichtiger Hersteller wie Bing oder Wiking dar.

Erinnerung an Reformpädagogen Max Enderlin

Mitten drin unter all den schönen Schätzen liegt das Buch „Im Goldenen Kinderland“ - denn tatsächlich ist die ganze Ausstellung ja ein goldenes Kinderland. Aber ein Bereich widmet sich dem Autor dieses Buches, dem 1901 in Feudenheim geborenen Max Enderlin. 1910 hat er dieses Buch und den Band „Spielzeug für die Entwicklung des Kindes“ veröffentlicht, dann ab 1922 die von ihm reformpädagogisch konzipierte Versuchsschule in der Feudenheimschule geleitet. Da will er die Kinder zu Selbstständigkeit und Eigenaktivität sowie lebendigen Umgang mit der Natur erziehen. Die Nationalsozialisten versetzen ihn aber in den Ruhestand. Im Garten seines Hauses in der Schützenstraße stellt er dann mit seiner Tochter, der Bildhauerin Gertrud Franz, Holzspielzeug unter der Marke „Hiddigigei“ her. Und auch davon sind einige Stücke zu sehen.

Die Ausstellung und der liebevoll und detailgetreu renovierte historische Wohnteil des alten Bauernhauses können immer am ersten Sonntag im Monat bis Oktober von 14.30 bis 17.30 Uhr besichtigt werden. Ehrenamtliche des Vereins bieten an diesen Terminen Kaffee und Kuchen sowie Getränke an. „Eine wichtige Stütze“, so zweite Vorsitzende Birgit Sandner-Schmidt, ist dabei Hauseigentümerin Ilse Gember, die dem Verein das über 100 Jahre alte Bauernhaus zur Verfügung stellt.

Parallel zur Ausstellung plant der Verein zwei weitere Projekte. Im „Feilemer Quetschegräwel“ zwischen dem südöstlichen Ortsrand und dem Neckar will er nicht nur ein Schild, sondern auch eine Bank aufstellen. In den Schaufenstern des schon über fünf Jahre leerstehenden Schuhladens in der Feudenheimer Hauptstraße sollen Plakate zur Feudenheimer Geschichte gezeigt werden, bis sich ein Nachmieter findet.

Redaktion Chefreporter

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