Neckarau. Das hatte sich Bürgermeister Thorsten Riehle (SPD) ein klein wenig anders vorgestellt, als er den Zapfhahn in die Hand nahm und in das Fass der Eichbaum-Brauerei einschlagen wollte. Mit drei Schlägen wollte er das Freibier zur Eröffnung der Neckarauer Kerwe den Besuchern freigeben. Zwar hatte er die in der Nähe sitzenden Gäste gewarnt, es könne etwas schiefgehen. In Acht sollten sie sich nehmen vor dem eventuell auf sie zukommenden Nass. Doch wirklich ernst nahm diese Warnung niemand. Dann kam es doch ein wenig anders: Die Dichtung des Zapfhahns hielt nicht, was sie versprach, also musste ein anderer her. Dann klappte es vorzüglich. Mit wenigen Schlägen floss das Bier endlich. Dank neuester Technik in dem Holzfass wurde niemand wirklich nass. Das Fest konnte also beginnen.
Kulturdezernent Riehle hatte seine Feuertaufe bei seinem ersten offiziellen Bieranstich bestanden. Das schäumende Bier fand reißenden Absatz und konnte gleich getrunken werden. Zuvor hatte der Bürgermeister darauf hingewiesen, dass man sich das Fest auf gar keinen Fall vermiesen lassen sollte, hatten sich die Veranstalter, die Gemeinschaft der Selbstständigen (GDS) und die erst kürzlich ins Leben gerufene VTM Mannheim (was für Veranstaltungen-Tourismus-Marketing: Mannheim erleben steht) doch alle Mühe gegeben, ein schönes Fest auf die Beine zu stellen. Schließlich wird in Neckarau vier Tage lang Kerwe auf dem Marktplatz gefeiert.
Gemeinschaft der Selbstständigen feiert 50-jähriges Bestehen
Riehle betonte, dass die Selbstständigen gerade in Neckarau das Geschäftsleben besonders antreiben. Nur durch sie würden die Geschäfte vor Ort verbleiben. Aber das bedinge im Gegensatz auch, dass die hier lebenden Menschen in diesen Geschäften einkaufen müssten. „Vieles ist derzeit im Umbruch. Aber lassen Sie sich die gute Laune nicht verderben. Feiern Sie, essen Sie und haben Sie einige frohe Stunden hier am Marktplatz“, sagte Riehle. „Wir als Gesellschaft müssen hier unsere Kultur leben und gegen alles andere gegenhalten, um unser eigenes Miteinander nicht zu gefährden. Feiern Sie!“, riet der Bürgermeister unter dem Beifall vieler Ehrengäste aus Politik und Verwaltung.
„Wir werden uns an die Zeiten halten, damit niemand belästigt wird“, versicherte der Vorsitzende der GDS, Bernd Schwinn, der auf Toleranz und kräftiges Mitfeiern der umliegenden Anwohner hofft. Die GDS habe sich in diesem Jahr besonders angestrengt, so Schwinn, weil sie mit der Kerwe gleichzeitig ihr 50-jähriges Bestehen feiert.
Karussell und Hüpfburg am Kindernachmittag kostenlos
Gerade der Kindernachmittag am Montag (ab 15 Uhr) habe die Organisatoren vor große Aufgaben gestellt. Schließlich dürfen die Kleinen kostenlos auf dem Kinderkarussell fahren und sich in der Hüpfburg austoben, weil die GDS das finanziert. Die VTM mit ihrer Hauptgeschäftsführerin Christine Igel sei mit an Bord genommen worden, weil der Marktplatz der Stadt gehöre und diese die Vermarktung organisiere, erklärte Schwinn. „Daher ist es nachhaltig, wenn wir beide das gemeinsam veranstalten“, sagte er.
Bürgermeister Riehle hatte die Rheinauer Seebären mitgebracht, die die Festbesucher auf eine musikalische Reise durch die Welt der Matrosen mitnahmen. Festbesucher Rainer Neger hatte seine helle Freude an den Liedern. Er stammt aus Bremerhaven und kennt daher die steife Brise, die die Welt der Matrosen bestimmt. „Das ist doch ganz besonders schön, wenn man hier in Mannheim solche Lieder hören kann“, meinte er begeistert, während von der Bühne gerade „Rolling Home“ - das Lied, das ursprünglich die englischen Australienfahrer sangen, erklang. „Grüße von der Waterkant senden wir ins Hinterland“ war dabei durchaus wörtlich zu nehmen. Die Rheinauer Seebären sorgten jedenfalls für eine feuchtfröhliche Stimmung, so dass die Kerwe gleich Fahrt aufnahm.
Das wurde später am Abend vom „Festzeltkommando“ fortgeführt. Mit ihrem Repertoire aus aktuellen Hits und Gassenhauern aus vergangener Zeit trafen sie den Nerv des Publikums. Begeistert wurde überall mitgeschunkelt und mitgesungen. Die Damen am Stand der Schriesheimer Winzergenossenschaft kamen kaum nach, die Schorlegläser zu füllen. So war der Auftakt der Neckarauer Kerwe ausgelassen und fröhlich. Das ließ auf schöne weitere drei Tage hoffen.
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