Mannheim. Der Motor ist teilweise geschmolzen, vom Lenkrad ist nichts mehr zu sehen, von den Sitzen ist nur noch das Metallgerippe übrig. Dass es ein VW Golf ist, lässt sich gerade noch so erkennen. Neben seinem komplett ausgebrannten Fahrzeug steht Gerhard Kohl, stemmt die Hände in die Hüften, schüttelt den Kopf und murmelt: „Der war noch top in Schuss.“
Es ist die Nacht auf den letzten Juni-Samstag, als sein Kleinwagen komplett in Flammen steht. Mit seinem Auto hat Kohl in den letzten 19 Jahren gerade mal 150.000 Kilometer zurückgelegt, erzählt er. Einen Tacho, den man ablesen könnte, gibt es nicht mehr. Der Schock ist groß, als der gebürtige Mannheimer in seiner Wohnung auf dem Waldhof um 4 Uhr nachts von der Polizei geweckt wird. Die Streife bringt ihn zum Kleintierzuchtverein im Käfertaler Speckweg, wo seine Mitbewohnerin Monika Okolovitch das Auto am Abend abgestellt hat, nachdem sie ihn selbst in seiner Wohnung abgesetzt hatte – auf dem Parkplatz sieht Kohl das komplette Ausmaß des Brandschadens.
Neben dem ausgebrannten Auto liegt ein rosa Plüsch-Schweinchen
Alles ist schwarz, das Dach von der Hitze völlig verbeult, die Scherben der zerborstenen Fensterscheiben sind ringsum auf dem Boden verstreut. Und rund um den Golf stinkt es unangenehm nach Asche. Auf dem Boden vor dem Fahrzeug liegen eine Plastikschale und ein rosa Plüsch-Schweinchen – nahezu unversehrt. Das ist der Grund, wieso Kohl und Okolovitch nicht von einem technischen Defekt, sondern von Einbruch mit Brandstiftung ausgehen. „Das muss der Einbrecher bei der Tat aus dem Auto geworfen haben“, vermutet Kohl, der vier Tage später 73 Jahre alt wurde.
Doch es gibt laut Mannheimer Polizei derzeit keine Hinweise darauf, dass in das Auto eingebrochen wurde. Unklar ist derzeit noch die Brandursache. „Die Ermittlungen hierzu laufen“, heißt es von einem Präsidiumssprecher. Er bestätigt aber, dass ein weiteres Fahrzeug durchwühlt wurde, das ebenfalls auf dem Parkplatz im Speckweg stand – allerdings unverschlossen. Wegen der „örtlichen und zeitlichen Nähe ist ein Zusammenhang zwischen beiden Fällen nicht auszuschließen“, so die Polizei.
Das unverschlossene Fahrzeug gehört Matthias Neudecker. Er gibt an, gegen 2.30 Uhr dumpfe Schläge gehört zu haben. Wohl das Geräusch der zerborstenen Scheiben, habe ihm die Polizei gesagt. Kurz nach den Schlägen habe er die Alarmierung der Feuerwache Nord direkt gegenüber des Parkplatzes gehört. Okolovitch, die sich wie Neudecker in ihrer Gartenparzelle bei den Kleintierzüchtern aufhielt, sagt, nichts gehört zu haben.
Hat das ausgebrannte Auto mit Vandalismus in Mannheimer Autohaus zu tun?
Sie glaubt dagegen, dass der Fahrzeugbrand im Zusammenhang mit Vandalismus bei einem Autohaus in Käfertal zusammenhängt. Dort wurden in der Nacht zum Sonntag danach mehrere Fahrzeuge auf dem frei zugänglichen Parkplatz des Autohandels in der Straße Auf dem Sand mit einem Messer beschädigt. Bei der Durchsuchung des Geländes nahm die Polizei einen 21-Jährigen fest. Ob zwischen den Fällen in den beiden aufeinanderfolgenden Nächten ein Zusammenhang besteht, sei „Gegenstand weiterer Ermittlungen“, heißt es von der Polizei.
Für Gerhard Kohl und Monika Okolovitch wiegt der Verlust ihres Autos schwer, erzählen sie. „Wir sind Rentner und können uns kein neues leisten“, sagt die 72-Jährige. Am Donnerstag stand der ausgebrannte Golf noch auf dem Parkplatz. Die beiden warten auf den Gutachter der Versicherung. „Viel werden wir eh nicht mehr dafür bekommen“, sagt Kohl. Er hofft, dass seine Versicherung wenigstens die Kosten für den Abtransport und die Entsorgung des Gerippes übernimmt. Und auch der Boden des Parkplatzes muss gereinigt werden. Andere Nutzerinnen und Nutzer hätten sich schon beschwert, erzählt Okolovitch. Der ausgebrannte Pkw nimmt zwei Stellflächen des kleinen Parkplatzes weg. „Und ein schöner Anblick ist das ja auch nicht“, sagt sie.
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