Cannabis-Anbauvereinigungen

Wie weit sind die Cannabis Social Clubs in Mannheim?

Die Cannabis Social Clubs in Mannheim sehen sich für den Start gerüstet. Konzepte und Preise stehen in den meisten Fällen fest. Bis die ersten Blüten der Vereine in Rauch aufgehen, dauert es aber noch. Ein Überblick

Von 
Kai Plösser
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Vor allem die Suche nach Anbauflächen ist schwierig: Auch für sie gilt die 200-Meter-Abstandsregel etwa zu Schulen und Spielplätzen. © Ricardo Arduengo/AP/dpa

Mannheim. Im Zuge der Cannabis-Legalisierung sind seit dem 1. Juli Anbauvereinigungen erlaubt. Die sogenannten Cannabis Social Clubs (CSC) befinden sich auch in Mannheim in den Startlöchern. Noch müssen sich die Vereine mit dem Anbau aber gedulden. „Leider können wir - und alle anderen Anbauvereinigungen - nicht direkt loslegen, denn es bedarf einer Lizenz“, erklärt Levin S., Vorsitzender des 1. CSC Mannheim. Erst seit dem 1. Juli können die Vereine diese Lizenz beantragen.

Die Clubs sehen sich derweil weitestgehend gut für den Start gerüstet, um ihre Mitglieder möglichst bald mit Cannabis versorgen zu können.

1. CSC Mannheim: „Der Anbau von Cannabis kann zeitnah beginnen“

Der 1. CSC Mannheim könnte sofort mit dem Anbau starten. Die angemieteten Räumlichkeiten seien bereits „zum großen Teil für die Kultivierung von Cannabis umgebaut und angepasst“, sagt der Vorsitzende. „Wir rechnen damit, dass wir Mitte/Ende August die Anbaulizenz besitzen.“ Die Arbeit des Clubs „kann dann zeitnah beginnen.“

Ein Anbaurat, in den jedes Mitglied eintreten kann, entscheidet über die Sorten. Zunächst sollen sechs verschiedene angeboten, das Sortiment aber noch erweitert werden. „Langfristig möchten wir eigene Mutterpflanzen haben und auch eigene Kreuzungen machen“, blickt Levin S. voraus. Die Cannabisblüten sollen zwischen 5 und 8 Euro pro Gramm kosten. Eine Abgabestelle hat der Club noch nicht. Aber: „Wir haben zwei, drei Räumlichkeiten in der Innenstadt im Blick“

Bei der „Living Soil“-Methode werden chemiefrei Nährstoffe durch Pilze und kleine Lebewesen gewonnen

Anbauen will der Club ökologisch und biologisch nachhaltig. Zum Einsatz komme die „Living Soil“-Methode. Dabei werde der Boden „als lebendiges Ökosystem betrachtet.“ Durch die Symbiose von Pilzen, Mikroorganismen und Kleinstlebewesen entstehen ausreichend Nährstoffe für die Pflanze, erklärt Levin S. Chemie komme nicht zum Einsatz.

Bereits 100 Mitglieder habe der Club. 50 Euro kostet die Aufnahmegebühr, der Mitgliedsbeitrag 25 Euro im Monat oder 220 Euro pro Jahr. Bei 150 Mitgliedern wird vorerst Schluss sein. „Damit wir gewährleisten können, dass jedes Mitglied so viel Cannabis beziehen kann, wie er möchte, wenn die erste Ernte fertig ist“, sagt der Vorsitzende.

Pot-Pals: „Unsere Sortenauswahl wird eine seltene sein“

Auch der CSC Pot-Pals möchte sobald wie möglich starten. „Die Planung der Vereinsstrukturen ist abgeschlossen, die Flächennutzung und Planung in der voraussichtlichen Anbauhalle ebenso“, sagt Vorstand Joshua Zimmermann. Die Sortenauswahl werde „eine seltene sein aus selektierten Genetiken mit dem Ursprung von bekannten Züchtern aus den USA“ sein. Die Mitglieder werden darüber entscheiden, welche Sorten angebaut werden.

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Michaela Roßner
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„Unser Abgabepreis liegt bei unter 10 Euro, kann sich aber durch mehr Mitglieder noch nach unten bewegen“, sagt Zimmermann und betont, „nicht mit günstigen Angeboten“ locken zu wollen, „welche am Ende unhaltbar sind.“ Wo sich die Abgabestelle befindet, ist noch unklar. „Eine Möglichkeit, die wir haben, wäre in Sandhofen.“

Beim Anbau will der Club auf eine „Aeroponik- und/oder Hydroponik-Anlage“ setzen. Bei Letzterer „sind die Wurzeln nicht wie üblich in Erde gepflanzt, sondern befinden sich direkt im Wasser, welches mit dem entsprechenden Dünger angereichert wird“, erklärt Zimmerman. Geringeren Stromverbrauch und höhere Effizienz verspricht sich Pot-Pals davon. „Bei der Aeroponik hängen die Wurzeln in der Luft und werden im Intervall, mit einem feinen Nebel aus Nährstofflösung besprüht.“

Pot-Pals wird die maximale Mitgliederzahl von 500 nicht beschränken. „Momentan sind wir bei knapp 90 festen Mitgliedern und 120 Voranmeldungen.“ 100 Euro beträgt die Anmeldegebühr, der Monatsbeitrag liegt bei 15 Euro.

Locations Mannheim: „Lifestyle-Club für Cannabis“

Der CSC Locations Mannheim sieht sich als eine Art „Lifestyle-Club für Cannabis“, wie Vorsitzender Recep Aktürk sagt. „Wir probieren, eine Community zu schaffen, in der nicht der Konsum an erster Stelle steht, sondern vielmehr die sozialen Kontakte.“ Den Mitgliedern sollen etwa regelmäßig Events angeboten werden. Auf diesem Wege will der Club versuchen, „den Cannabis-Konsum aus dem Schatten der Hinterhöfe in ein neues Licht zu rücken.“

Der Abgabepreis bei Pot-Pals liegt bei unter zehn Euro – je nach Mitgliederzahl könnte der Preis noch sinken

Der Verein will zunächst drei Sorten anbieten, und die Mitglieder mit „biologisch angebautem, pestizidfreiem Cannabis versorgen“. Die Pflanzen werden in Hochbeeten mit automatisierter Tröpfchenbewässerung angebaut. Grammpreise nannte Aktürk nicht. Die Abgabestelle wird in O 4, 13 sein.

Bereits 300 Mitglieder, die über die Sortenauswahl abstimmen können, zählt der Verein. Dem Club gehe es aber nicht darum, neue Konsumenten zu erschaffen. „Unsere Aufgabe liegt darin, bereits konsumierenden Verbrauchern einen sicheren Zugang zu Cannabis zu gewähren“, betont der Vorsitzende Aktürk. Die Aufnahmegebühr kostet 35, der monatliche Beitrag 20 Euro.

Happy Leaf: „Außergewöhnliche Sorten für 6 Euro pro Gramm“

Auch Happy Leaf steht in den Startlöchern. Mit dem Besitzer einer Halle in Käfertal befinde sich der CSC zwecks Anbaufläche in finalen Gesprächen, sagt Vorstand Nico Weiss. Bei erfolgreichem Ausgang erfolge der Bezug zeitnah. Ansonsten habe der Verein einen zu „hundert Prozent sicheren Plan B“.

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Der Club möchte „einen Ort schaffen, an dem sich Menschen wohlfühlen und ihre Leidenschaften und Interessen teilen können.“ Über die zehn Sorten, die angebaut werden sollen, stimmen die Mitglieder ab. Weiss spricht von „außergewöhnlichen Sorten“, und einem Grammpreis von 6 Euro. Geplant ist, das Cannabis in einem abgetrennten Bereich der Halle abzugeben. „Am Anfang werden wir auf Erde anbauen, um schnell starten zu können, und später langsam auf Hydrosysteme wechseln“, erklärt Weiss.

Happy Leaf hat bereits eine dreistellige Mitgliederzahl. Die Grenze von 500 Mitgliedern wollen sie aber nicht ausschöpfen. „Da wir am Anfang nicht zu groß werden wollen, damit die Qualität nicht darunter leidet und man sich im Verein untereinander kennt“, erklärt Weiss. Interessierte können sich aber noch bewerben. Allerdings erst ab 21 Jahren. Der monatliche Beitrag beträgt 15, die Anmeldegebühr 50 Euro.

Bis zum ersten Anbau können noch drei Monate vergehen

Die Clubs befinden sich sich also auf der letzten Etappe. Davor hatten sie jedoch mit den Herausforderungen des Gesetzes zu kämpfen. Das betraf vor allem die Suche nach einer Anbaufläche. „Die 200-Meter-Abstandsregelung zu Kindergärten, Schulen und Spielplätzen machen es extrem schwierig“, sagt Weiss.

Wegen langwieriger bürokratischer Prozesse könnte die Abgabe von Cannabis erst im Winter starten

Auch der bürokratische Aufwand sei enorm gewesen. „Die Vereinsregistrierung hat uns nervlich sehr strapaziert. Wir mussten über sechs Monate warten und die Satzung immer wieder ändern“, betont Aktürk vom CSC Locations Mannheim. Zimmermann vom CSC Pot-Pals schlägt in gleiche Kerbe: „Die Kommunikation mit den Behörden ist oft langatmig und ausdauernd, daher sind wir bis jetzt noch kein eingetragener Verein.“

Zugleich gilt es für Zimmermann und seinen Mitstreitern nun also noch auf die Anbaulizenz zu warten. „Die Ämter haben bis zu drei Monate Bearbeitungszeit“, sagt Zimmermann. Bis zur ersten Ernte dauert es noch mal etwa genauso lang. Somit kann im schlimmsten Fall also noch rund ein halbes Jahr vergehen, bis die ersten Cannabisblüten der Vereine in Rauch aufgehen.

Redaktion

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