Mannheim. Nachdem ein Mann am Donnerstag auf einer Damentoilette der Universitätsbibliothek in A5 Aufnahmen gemacht haben soll, dauern die Ermittlungen an. Wie eine Sprecherin der Polizei auf Nachfrage mitteilte, soll das Handy des Mannes ausgewertet werden. Dies könne „mehrere Wochen“ dauern. Weitere Angaben zum Tatablauf machte die Sprecherin nicht.
„Wir sind entsetzt, dass ein solcher sexueller Übergriff stattgefunden hat, und finden diese Stimmung auch unter den Studis wieder“, erklären am Montagabend die Vorsitzenden der Studierendenvertretung AStA, Wanja Pasdzierny und Celina Kapuscinski, dieser Redaktion. Der Besuch der Toiletten sei seit dem Vorfall mit „hoher Wachsamkeit“ verbunden.
Die Polizei hatte den 25-Jährigen am Donnerstagnachmittag festgenommen. Zuvor war einer 21-Jährigen ein Handy aufgefallen, mit dem der Mann unterhalb der Kabinenwand die Studentin gefilmt haben soll. Wie die Polizei mitteilte, hatte er sich in der mittleren von drei Kabinen eingesperrt und diese mit einem „Defekt“-Schild versehen. Während die 21-Jährige den Sicherheitsdienst informierte, machte eine 20-Jährige dieselbe Erfahrung. Unklar ist, seit wann und wie viele Menschen der Mann auf der Damentoilette gefilmt hat.
Der Polizei sind derzeit zwei Opfer bekannt
So berichtet eine Studentin dieser Redaktion, sie habe das „Defekt“-Schild bereits um 8.30 Uhr gesehen. Festgenommen wurde der 25-Jährige erst gegen 15 Uhr. Unabhängig vom möglichen Videomaterial wiege der „Eingriff in unseren Safe Space, unseren Lernort“ und sicheren Rückzugsraum „besonders schwer“, sagt die Studentin, die anonym bleiben will. Sie spricht von einem „starken Unbehagen“, das sie und Kommilitoninnen nun spüren. Viele würden die Toilette im Erdgeschoss der Bibliothek meiden. „Es fühlt sich einfach nicht mehr sicher an.“ Auch eine weitere Studentin, die ebenfalls anonym bleiben möchte, will das Schild bereits am Morgen gesehen haben.
Es fühlt sich nicht mehr sicher an.
Die Sprecherin der Polizei erklärt, dass Beamte die Personalien „aller anwesenden Studentinnen“ aufgenommen hat. Ein Student schätzt die Zahl der Frauen in der Schlange, die sich durch das Erdgeschoss „bis zum Ende der Bibliothek“ gebildet haben soll, auf mindestens 60. Ob die aber auch tatsächlich alle gefilmt wurden, ist laut Polizeisprecherin Gegenstand der Ermittlungen. „Bislang sind uns nur zwei Geschädigte bekannt.“ Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen und in Absprache mit der Staatsanwaltschaft sei der vorläufig festgenommene Mann wieder entlassen worden.
Bereits am Freitag, also einen Tag nach dem Vorfall, hatte die Universität Studentinnen und Studenten über den Vorfall in einer Mail informiert, die dieser Redaktion vorliegt. Darin macht das Rektorat unter anderem auf Beratungsangebote der Universität und des Studierendenwerks aufmerksam, an die sich Betroffene wenden können.
Die psychosoziale Beratungsstelle des Studierendenwerks sei bis Dienstagvormittag noch nicht genutzt worden, erklärt eine Sprecherin der Einrichtung auf Nachfrage. Eine Sprecherin der Universität wollte mit Verweis auf die Schweigepflicht keine Auskunft darüber geben, ob es bei der psychologischen Beratung der Universität Nachfragen mit Bezug auf den Vorfall gegeben hat.
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