Mannheim. Jetzt spricht der vorläufige Insolvenzverwalter: Michael Wellstein von der Kanzlei Rochade wickelt das Insolvenzverfahren der beiden Mannheimer Kinos Atlantis und Odeon ab. Und er beantwortet dem „MM“ wichtige Fragen.
Wie kam es zur Insolvenz der Atlantis-Betreibergesellschaft?
Eine „völlig überraschende“ Stromnachforderung der MVV war für das Unternehmen „wirtschaftlich nicht tragbar“, sagte Atlantis-Programmchef Erdmann Lange. Weil der Energieversorger seit 2005 den Verbrauch der beiden Kinos falsch abgerechnet hatte, durfte er jetzt die Kosten der zurückliegenden zweieinhalb Jahre in Rechnung stellen - 43 000 Euro laut Atlantis Gmbh.
Trägt also die MVV die Schuld an der Insolvenz?
Gegen den Vorwurf, für die Insolvenz der Kinos verantwortlich zu sein, hatte sich MVV-Sprecher Sebastian Ackermann verwahrt. Insolvenzverwalter Wellstein sieht das auch so. Die Nachforderung, sagt er im Gespräch mit dem „MM“, sei der letzte Tropfen, der zur Zahlungsunfähigkeit der beiden Mannheimer Traditionskinos geführt habe, aber nicht der Grund für die Schieflage des Unternehmens. Schließlich musste der Betrieb in den vergangenen 19 Jahren schon deutlich weniger Stromkosten bezahlen als er eigentlich hätte stemmen müssen.
Ist der Betrieb in den beiden Kinos derzeit gefährdet?
„Nein“, lautet Wellsteins klare Antwort. Zwar kämen auch Atlantis und Odeon aus dem Sommerloch, aber so gehe es in dieser Zeit vielen Freizeiteinrichtungen dieser Art. Per Insolvenzgeldvorfinanzierung seien auch die Gehälter und Löhne der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den August pünktlich ausgezahlt worden.
Wie geht es mit Atlantis und Odeon jetzt weiter?
Derzeit läuft das vorläufige Insolvenzverfahren, das eigentliche Insolvenzverfahren muss bis spätestens 1. November eröffnet sein. Bei der Atlantis GmbH befinde man sich, so Wellstein, in einer „Sondersituation“, weil bereits seit einiger Zeit - also schon vor dem Insolvenzantrag - Verhandlungen über eine Übernahme durch eine neue Betreibergesellschaft laufen. Interessent sind die Planken Lichtspiele, die derzeit das ehemalige Cineplex auf den Planken umbauen. In dem neuen Großkino sollen ab Ende des Jahres Filme zu sehen sein.
Bis wann kann die Übernahme in trockenen Tüchern sein?
Zeitgleich mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens zum 1. November mache Sinn, so Wellstein. Zwar sei früher auch denkbar, aber er müsse auch „die Tür für andere Interessenten offen halten“. Er dürfe sich als Insolvenzverwalter nicht auf einen Interessenten fokussieren. Allerdings, das sagt Wellstein auch, gebe es derzeit keine außer den Planken Lichtspielen. Deren Übernahmekonzept bezeichnet er als „überzeugend“.
Entscheidet über die Übernahme allein der Insolvenzverwalter?
Nein, die Gläubiger - die MVV ist derzeit der einzige große - müssen zustimmen. Deswegen sei es für die Insolvenzquote, nach der die Gläubiger am Ende des Verfahrens ausgezahlt werden, wichtig, einen angemessenen Kaufpreis zu verhandeln.
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