Sicherheit

Wie sich die Mannheimer Flugplatz-Feuerwehr fit hält

Absturz einer Cessna, danach ein Gebäudebrand - dieses Szenario haben auf dem City Airport Mannheim-Neuostheim die Flughafenfeuerwehr mit Berufs- und Freiwilliger Feuerwehr und Rettungsdienst geübt

Von 
Peter W. Ragge
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Der Rettungsdienst übernimmt die per Drehleiter vom Dach geholten Frauen, während die Flugplatzfeuerwehr ein Zelt zur Verletzten-Versorgung aufbaut. © Michael Ruffler

Mannheim. Es brennen nur ein paar Holzscheite in einem Metallwägelchen, damit es echt aussieht und raucht - etwa wie bei einem Flugzeugabsturz. Denn der wird simuliert bei einer großen Übung von Flughafenfeuerwehr, Berufsfeuerwehr, Freiwilliger Feuerwehr Innenstadt, Johannitern und psychosozialer Notfallversorgung auf dem City Airport in Neuostheim.

Bei der Cessna 152, einer der beiden Übungsmaschinen der Flughafenfeuerwehr, sind die Tragflächen abgebrochen. Es wird angenommen, dass sie hier, vor einem Gebäude mit zwei Flugschulen und einer Werkstatt des Vereins „Flugwerk“, abgestürzt ist und auch das Gebäude beschädigt hat. Dort bricht Feuer aus und werden Menschen verletzt, die teils aufs Flachdach flüchten.

Flugplatz Neuostheim

  • Der City Airport, betrieben von der Rhein-Neckar-Flugplatz GmbH, besteht seit 1926 in Neuostheim.
  • Hier stationiert ist die Rhein-Neckar Air, die mit 31-sitzigen Flugzeugen vom Typ Dornier 328 derzeit die Flugziele Sylt und Usedom anfliegt.
  • Die Zahl der Flugbewegungen liegt bei 35 000 pro Jahr, ein- und aussteigende Passagiere 78 000.
  • Am Flugplatz gibt es 24 Hangars in denen 152 Flugzeuge untergestellt sind, darunter Jets von großen Firmen der Region wie HeidelbergCement, SAP, Harder, Bauhaus sowie Maschinen für Cargo-Charterflüge.
  • Seit 2023 ist am City Airport Mannheim auch der Green Aviation Hub beheimatet, der bislang ein Elektroflugzeug betreibt.
  • Seit 1. Juli 1986 ist am Flugplatz der Rettungshubschrauber „Christoph 53“ stationiert.
  • Die Flugplatzfeuerwehr umfasst 15 Einsatzkräfte. Vier müssen bei Linien- und Personenflugbetrieb da sein. Sie verfügt über zwei Löschfahrzeuge, zwei Kleinfahrzeuge und einen Bergeanhänger. 

Als der Tower den Absturz beobachtet, löst er zunächst Alarm für die Flughafenfeuerwehr aus - denn kleinere Einsätze, auch einen reinen Absturz einer Cessna, kann die Neuostheimer Truppe alleine bewältigen. Doch deren Einsatzleiter Maximilian Krieger erhöht wegen des Gebäudebrands gleich nach der Ankunft an der Einsatzstelle die Alarmstufe, worauf Berufsfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehr Innenstadt anrücken.

Per Drehleiter vom Dach

Während beim Hilfeleistungstanklöschfahrzeug der Flughafenfeuerwehr die Pumpe auf Hochdruck läuft, zwei Einsatzkräfte ein Strahlrohr auf den Rumpf der Cessna richten und weitere Einsatzkräfte sich um den Piloten kümmern, fährt auch der Rettungsdienst vor. Sofort streift der Beifahrer aus dem ersten eintreffenden Rettungswagen eine weiß-gelbe Weste über. „1. RTW“ heißt es darauf - das Signal, dass er provisorisch die organisatorische Leitung, eine Schnell-Sichtung der Verletzten und die Einweisung der nachrückenden Kräfte übernimmt. Im Ernstfall würde ein Einsatzleiter und ein Leitender Notarzt angefordert - was an dem Morgen, weil es nur eine Übung ist, unterbleibt.

Dabei wirkt das alles sehr real. Vom Flachdach des Gebäudes winkt, ja fuchtelt eine Frau mit Hilferufen, macht auf sich und noch weitere im Haus befindliche Menschen aufmerksam. Da fährt die Berufsfeuerwehr die Gelenkdrehleiter aus, schickt einen Trupp unter Atemschutz in das Gebäude, gleich den zweiten, rollt weitere Schläuche aus. „Wir brauchen den Rettungsdienst“, rufen da zwei Mann der Berufsfeuerwehr, die einen Verletzten - die alle auch von Johannitern gemimt werden - anschleppen.

Großübung in Neuostheim: Die Berufsfeuerwehr fährt auf dem Flugplatzgelände die Drehleiter aus, daneben eines der Fahrzeuge der Flughafenfeuerwehr. © Michael Ruffler

Eine Frau hat sich in dem Gebäude bei der Flucht vor Feuer und Rauch mit dem Fuß in einem Geländer verhakt, das müssen die Feuerwehrleute mit Brechwerkzeug aufhebeln. Kaum sind die ersten sichtbaren Verletzten gefunden und gerettet, gibt Holger Bachmaier, Zugführer der Berufsfeuerwehr, seinen Beamten und den Ehrenamtlichen die Anweisung, dass zwei Trupps noch das gesamte Gebäude durchsuchen - was richtig ist, denn auch sie entdecken noch „Verletzte“. Erst dann bringt die Flughafenfeuerwehr den Lüfter in Stellung, um Qualm aus dem Gebäude zu drücken.

Fiktives Szenario

„Drei Leichtverletzte, meist durch Rauchgas, und drei Schwerverletzte, darunter der Pilot“, lautet daher die Bilanz von Sascha Stollhofer, Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr. „Beim Eintreffen stand das Flugzeug im Vollbrand, es war noch eine Person drin, und die Flammen haben auf das Gebäude übergegriffen“, fasst er das Szenario zusammen. Mit vier Rohren habe man die Brände gelöscht, mit den Flugplatz-Kollgen gut zusammengearbeitet. „Aus meiner Sicht hat alles gut geklappt“, äußert er zufrieden, und wo das nicht so sei, werde es danach besprochen. „Wir haben bei der Feuerwehr inzwischen eine gute Fehlerkultur“, findet Stollhofer.

Alles Multitalente

„Es lief nicht rund“, ärgert sich dagegen Rainer Jakob, Leiter der Flughafenfeuerwehr, ein bisschen. „Es muss zügiger gehen, wenn Menschen in Gefahr sind“, meint er, dass die ersten Einsatzmaßnahmen zu langsam gedauert hätten. Aber dafür seien Übungen ja schließlich da. „Lieber zehn Mal üben als einen echten Einsatz“, findet er.

Echte Einsätze hat die Flughafenfeuerwehr wenig - rund 30 im Jahr. Doch da sind technische Hilfe in Flugplatzgebäuden oder medizinische Notfälle an Bord von Flugzeugen, die in Mannheim landen, eingerechnet. Bei Frachtflug-Betrieb müssen immer drei, bei Passagierflugbetrieb vier Feuerwehrleute einsatzbereit in der Nähe vom Flugfeld sein. Regelmäßig wird im Feuerwehrtrainingscenter auf dem Flughafen Frankfurt, bei der Firma Tyco Total in Ladenburg sowie auf dem Neuostheimer Gelände selbst geübt.

Zudem sind alle Feuerwehrleute am Flugplatz Multitalente. „Wir übernehmen auch den gesamten technischen Dienst“, erklärt Jakob. Das bedeutet, dass sie Schnee räumen, Flugzeuge betanken und in die Hangers rollen sowie bei der Luftfracht-Abfertigung von Gefahrgut mithelfen. Derzeit seien Stellen frei, so Jakob, denn der Werks- und Charterflugverkehr habe nach Corona wieder deutlich zugenommen. Gerade Sportler - ob Fußballer, Handballer oder Eishockeyspieler - fliegen oft ab oder bis Neuostheim.

Redaktion Chefreporter

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