Hilfsaktionen

Wie Mannheimer Ruderer in der Ukraine helfen

Der Mannheimer Regattaverein hat mehrere Ruderclubs zusammengetrommelt und für einen neuen Verein in der Ukraine gesammelt - Boote, Skulls und viel mehr

Von 
Peter W. Ragge
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Paul Geisenhofer (v.l.), Jan Erik Jonescheit , Zhenja Morozov, Hartmut Jaeger und Harald Klüter bei der Übergabe der Boote. © Michael Ruffler

Sie hoffen nun auf Nachahmer in anderen Bereichen: Mannheimer Ruderer und weitere Sportfreunde haben Ruderer in der Ukraine mit Sachspenden unterstützt und auch den Transport der Sportgeräte sowie Ergometer in das unter dem russischen Angriffskrieg leidende Land organisiert und finanziert. „Damit waren wir wohl die erste Sportorganisation, die der ukrainischen Zivilgesellschaft so konkret ausgeholfen hat“, hebt Jan Erik Jonescheit hervor, Vorsitzender vom Mannheimer Regatta Verein, dem Zusammenschluss der sieben Rudervereine der Region Mannheim/Ludwigshafen.

Es gibt regelmäßig Luftalarm

Über den Deutschen Ruderverband und einen internationalen Schiedsrichter hatte Viktoriia Maydachevska aus Zaporizhzhia um Hilfe gebeten. Dort war ein neuer Ruderverein gegründet worden, der organisatorisch an eine große Schule angeschlossen ist – genau ein Tag vor dem russischen Überfall.

Das rund 760 000 Einwohner große Zaporizhzhia liegt am Ufer des Flusses Dnjepr etwa 50 Kilometer hinter den Frontlinien. Es gibt regelmäßig Alarm wegen Luftangriffen, und die Region liegt zum Teil noch in der Reichweite der russischen Artillerie. „Dennoch soll den weiter dort lebenden Menschen ein möglichst normales Leben geboten werden“, hat Jonescheit erfahren. Dies sei auch eine Strategie der Ukraine zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit. Dazu gehöre auch, Kindern und Jugendlichen Ausgleich durch Sport zu bieten.

„Aber Boote waren nur aus sowjetischen Zeiten, Trainingsmaterial ist kaum vorhanden, und eine reguläre Beschaffung ist im Moment natürlich nicht zu leisten“, zitiert Jonescheit aus den Schilderungen.

Er übernahm die Koordination, brachte dabei seine Erfahrungen und Kontakte als Anwalt ebenso wie seine bundesweiten Verbindungen zu Rudervereinen ein, ist sein Verein doch als langjähriger Ausrichter der Internationalen Oberrheinische Regatta im Mühlauhafen gut bekannt. Daher kamen Spenden aus Celle, Bochum, Treis-Karden, Marbach und natürlich der Mannheimer Verein zustande. So kamen zwölf Boote zusammen, dazu die Ruder (Skulls und Riemen). Mannheimer Ruderer und Trainer übernahmen, wenn sie bei auswärtigen Regatten starteten, das Material und brachten es nach Mannheim. „Der Celler Verein spendete sogar einen Bootshänger, der nun genutzt wurde, um die Boote zu transportieren“, so Jonescheit. Die Firma Concept2 Deutschland GmbH spendete zwei neue Ruderergometer und viele Riemen und Skulls aus ihrem Bestand.

Rotarier-Stiftung hilft

Dazu kamen noch zwei weitere Ergometer als Privatspenden. Geld für den Transport kam durch verschiedene Kleinspenden und zwei größere Beträge zusammen, der Hauptbetrag wurde von der International Fellowship of Rotarian Rowers zur Verfügung gestellt, wo der Mannheimer Ruderer und Rotarier Harald Klüter engagiert ist. Und am meisten freuten sich die Ruderer und Spender über die Meldung, dass die Lieferung unbeschadet in Zaporizhzhia angekommen ist.

Redaktion Chefreporter

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