Mannheim. Wäre es nach der Waldhof-Grundschule gegangen, könnte sie den Eltern schon lange Ganztagsbetrieb anbieten. Seit 2012 ist das erklärtes Ziel der Schule im westlichen Bereich des Waldhofs. Damals steckte sie viel Zeit und Mühe in die entsprechende Konzeption. Aber die Stadt verfolgte die Pläne nicht weiter.
Inzwischen haben sich die Voraussetzungen geändert. Der Bedarf nach ganztätiger Betreuung ist groß. Und die Bundesregierung führt ab dem Spätsommer 2026 ein Recht auf Ganztagsbetreuung ein. Er gilt zu Beginn nur für die neuen ersten Klassen, Jahr für Jahr kommt dann bis 2029 eine weitere Stufe hinzu. Gesetzlich gefordert wird auch ein fünfter Acht-Stunden-Tag am Freitag. Das sei eine zusätzliche „Herausforderung, für die es bisher noch keine Lösung gibt“, so die Stadt.
Ganztags-Grundschulen
Derzeit sind in Mannheim zehn von 33 Grundschulen im Ganztagsbetrieb. Zu ihnen gehören einige kleinere, so dass der Ganztag etwa 23 Prozent der Kinder zugutekommt.
Einrichtungen im Ganztag sind Astrid-Lindgren-, Bertha-Hirsch-, Franklin-, Gerhart-Hauptmann-, Hans-Christian-Andersen-, Johannes-Kepler-, Jungbusch-, Uhland-, Vogelstang- und Wallstadtschule.
Nach den Vorstellungen der Stadt kommen bis zum Schuljahr 2026/27 sechs weitere hinzu: Friedrich-Ebert (nach den Ferien), Spinelli (2023), Schiller (2024), Pestalozzi und Humboldt (2025) sowie Alfred-Delp (frühestens 2026).
Für einen Ganztagsausbau großes Interesse zeigen daneben die Einrichtungen Waldhof, Käthe-Kollwitz, Erich-Kästner, Almenhof und Seckenheim. Am überlegen sind Diesterweg-, Rheinau- und Neckarschule.
Alle anderen Schulen, die eventuell Interesse am Ganztag haben, sollen sich bei der Stadt melden. bhr
Schon jetzt ist klar, dass es für Mannheim schwierig wird, den Rechtsanspruch zu erfüllen. Und so drückt die Verwaltung aufs Tempo. „Wir brauchen Ganztagsplätze, wenn die Eltern diesen Anspruch tatsächlich umgesetzt haben wollen“, betonte Bildungsbürgermeister Dirk Grunert am Dienstag in der Sitzung des Gemeinderats. Der billigte das Konzept einstimmig.
Dass die Stadt Dampf macht, kommt den Wünschen der Waldhofschule entgegen – aber nicht nur ihr. Denn weitere Einrichtungen, die bisher nicht auf der Agenda der Stadt standen, wollen sich definitiv auf den Weg machen. Die Verwaltung habe geprüft, welche Grundschulen sich – über die bereits fest ins Auge gefassten Projekte hinaus – für eine Ganztagsentwicklung anbieten. Kriterien: Wo sind am Standort ohnehin bauliche Maßnahmen geplant? Wie hoch ist die Nachfrage im Bezirk? Und wie hoch die Bereitschaft bei Schulleitungen und -gremien? Auf dieser Basis habe man mit acht Grundschulen Gespräche geführt.
Aufruf an alle, die Interesse haben
Ergebnis: Neben Waldhof- haben Almenhof-, Erich-Kästner-, Käthe-Kollwitz- und Seckenheimschule großes Interesse an einer Ganztagsentwicklung. Neckar-, Rheinau- und Diesterwegschule dagegen zeigen sich zurückhaltend und „brauchen noch mehr Zeit für ihre Überlegungen“, heißt es in der Verwaltungsvorlage für den Gemeinderat.
Die Gespräche mit den Schulen, so Dirk Grunert in der Sitzung, seien ein „erster wichtiger Schritt“ gewesen, um den Ganztags-Ausbau voranzutreiben. Der Bildungsdezernent betonte zugleich, dass das kein Hinderungsgrund für andere Halbtagsschulen sei, die Interesse hätten: „Alle, die von sich aus sagen, sie wollen auch gerne diesen Weg gehen, für die ist diese Tür offen. Sie sollen einfach auf uns als Stadt zukommen, und dann gucken wir, wie dieser Weg gemeinsam gegangen werden kann“, betonte Grunert.
Von den derzeit 33 Grundschulen sind bereits zehn im Ganztagsbetrieb, sie kommen nach Angaben der Stadt etwa 23 Prozent der Kinder zugute. Schon seit Längerem klar ist, dass in den nächsten Jahren sechs weitere hinzukommen. Zwei dieser Einrichtungen werden derzeit generalsaniert. Die Friedrich-Ebert-Schule auf dem Waldhof nimmt nach den Sommerferien den Ganztagsbetrieb auf, die Schillerschule in Neckarau kann voraussichtlich zum Schuljahr 2024/25 starten.
Zeitliche Umsetzung offen
Völlig neu entsteht derzeit eine Ganztagsgrundschule auf Spinelli, direkt neben dem Buga-Gelände. Die Räume sollen im kommenden Jahr bereitstehen. Grünes Licht für die Generalsanierung der Pestalozzischule in der Nähe der Augusta-Anlage und deren Umbau für den Ganztagsbetrieb will die Stadt Ende dieses Jahres geben, Baustart wäre demnach Ende 2023. Das ist auch der avisierte Zeitpunkt für den Neubaustart der Humboldt-Grundschule in der Neckarstadt-West, die Stadt hofft auf eine Inbetriebnahme in drei Jahren. Außerdem steht ein Neubau für Alfred-Delp-Schule in der Gartenstadt auf der Vorhabenliste. Klappt alles wie geplant, stünden bis zum Schuljahr 2026/27 – dem Inkrafttreten des Rechtsanspruchs – 16 Ganztags-Grundschulen zur Verfügung.
Ob und wann die fünf weiteren jetzt ins Auge gefassten – oder sogar noch zusätzliche – Einrichtungen in den Ganztag gehen können, ist derzeit offen. Eine Umsetzung werde „realistisch gesehen erst mit Start des Rechtsanspruchs auf Ganztagesbetreuung ab 2026 erfolgen können“, dämpft die Verwaltung in ihrer Vorlage für den Gemeinderat die Erwartungen: Voraussichtlich werde man Interimslösungen benötigen, um den Rechtsanspruch sicherzustellen.
Von einem flächendeckenden Ganztagsausbau – also in allen Mannheimer Grundschulen – geht die Stadt nicht aus, das sei „weder im städtischen Haushalt abgebildet noch kurz- oder mittelfristig abbildbar“. Aber eigentlich auch nicht unbedingt nötig. Denn das Land erkenne „den Rechtsanspruch auch dann als erfüllt an, wenn bedarfsorientiert ausreichend Ganztagsplätze vorhanden sind“. Das bedeute, „dass es nicht zwingend an allen Grundschulen einen Ganztag benötigt, wenn der Bedarf durch Schülerlenkung an bestehende Ganztagesschulen und anerkannte Betreuungsangebote gedeckt werden kann“.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Situation in den Schulen: Es fehlt an allem