Mannheim. In das Universum eintauchen. Von Tausenden Sternen, Planeten und schwarzen Löchern umgeben sein. Verschiedene Figuren bei ihrem turbulenten Weltraumabenteuer begleiten. Und Aufnahmen der Band Queen mit einer einzigartigen Lasershow genießen. Das alles können Kinder und Erwachsene im Planetarium Mannheim erleben. Aber wie kommen die Shows zustande und was läuft hinter den Kulissen ab?
Die kreativen Köpfe des Planetariums bekommen die Zuschauer oft nicht zu Gesicht. Denn zwei Mitarbeiter produzieren die Shows. Das dauere pro Vorstellung mindestens zwei Jahre, erzählt Mathias Jäger, der Wissenschaftliche und Technische Leiter des Planetariums Mannheim.
Wofür braucht man im Mannheimer Planetarium eine VR-Brille?
Nachdem ein Thema gefunden wurde, muss viel recherchiert werden. Dabei lesen Jäger und sein Team Fachbücher und sprechen mit anderen Astrophysikern. Bei der Produktion kommt dann eine Schwierigkeit auf die Mitarbeiter zu: Durch die runde Form der Kuppel wird mit einem quadratischen Bild mit rundem Ausschnitt gearbeitet. Das erfordert Vorstellungskraft.

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Deswegen befindet sich im Büro auch ein Hilfsmittel: eine VR-Brille. Trotzdem schauen sich Jäger und das Produktionsteam jede Sequenz in der Kuppel an, erzählt er bei einem Rundgang durch das Planetarium. Weil die Produktion so lange dauert, kaufe das Sternentheater aber auch viele Vorführungen ein.
Ein Dirigent und eine Kuppel aus Lochblech. Was ist damit gemeint?
Die große Magie während der Shows findet hauptsächlich im Technikraum hinter dem Vorführerpult statt. Hier stehen die Rechner, durch die eine Vorstellung überhaupt möglich ist. So gibt es im Schrank für die Bildtechnik beispielsweise einen Computer für den Sternenprojektor und die Festplatten, auf denen alle Shows - zur Sicherheit doppelt - gespeichert sind. Außerdem hat jeder der neun Beamer, die im Vorstellungssaal verbaut sind, einen eigenen Rechner.
Im selben Technikschrank befinden sich auch zwei kleine graue Kästen, die in roten Ziffern eine Zeit anzeigen. Das sind laut Jäger die sogenannten Zeitgeber, „die Dirigenten für das gesamte System“. Sie zählen von Null hoch und geben vor, wann beispielsweise Bild, Ton oder Laser starten sollen. Falls der Zeitgeber ausfällt, wäre Chaos also vorprogrammiert, erzählt Jäger. Deshalb ist der Zeitgeber - so wie viele andere Geräte auch - doppelt vorhanden.
Was befindet sich hinter der Kuppel des Mannheimer Planetariums?
Bild allein reicht aber bei den Shows nicht aus. Deswegen steht neben der Bildtechnik der Schrank für die Tontechnik. Hier werden die 18 Lautsprecher und drei Bässe gesteuert. Im Technikraum stehen außerdem die Mikrofonanlage, der Laser-Computer und der Lichtrechner für die LEDs. Viele der 20 000 LEDs sind auch hinter der Kuppel versteckt. Das Licht scheint dann durch viele kleine Löcher in den Saal. Denn die Kuppel besteht laut Jäger nicht aus einer Leinwand, sondern einem Lochblech, hinter dem sich auch die Lüftungsanlage und viele Lautsprecher befinden.
Was unterscheidet das Planetarium vom Kino? Denn im Planetarium werden nicht nur Sterne gezeigt
Hinter dem Vorführerpult sitzen während den Shows die Mitarbeiter, die auf verschiedenen Bildschirmen beispielsweise den Ton, das Licht oder den Sternenprojektor steuern. Dafür wurden die zehn Vorführer jeweils zwei bis drei Monate ausgebildet, erzählt Jäger. Sie müssen aber nicht nur die Shows kennen. Auch technisches Know-how ist gefragt, denn kleinere Probleme können regelmäßig vorkommen. Und auch Fragen beantworten die Mitarbeiter.
Entstehungsgeschichte der Planetarien
- Im Oktober 1923 wurde der erste Planetariumsprojektor in Jena vorgestellt.
- Am 7. Mai 1925 fand dann die erste öffentliche Vorstellung im Deutschen Museum in München statt. Deswegen feiern alle Planetarien weltweit von Oktober 2023 bis Mai 2025 das 100-jährige Jubiläum. Außerdem findet jedes Jahr am 7. Mai der Internationale Tag der Planetarien statt.
- In Mannheim wurde 1927 eines der weltweit ersten Planetarien eröffnet, schreibt das Planetarium Mannheim auf seiner Webseite. Es stand im Unteren Luisenpark.
- Das alte Planetarium war nur 16 Jahre in Betrieb, denn es wurde 1943 bei einem Bombenangriff stark beschädigt und später abgerissen.
- Am 2. Dezember 1984 wurde das heutige Planetarium auf dem Europaplatz eröffnet und kam bei den Besuchern direkt gut an. Dieses Jahr feiert das aktuelle Planetarium in Mannheim sein 40-jähriges Jubiläum.
- 2015 gab es eine technische Änderung: Die Diaprojektoren wurden durch eine Ganzkuppel-Anlage ersetzt. alek
Das ist für Jäger auch die Besonderheit des Planetariums: „Man ist nicht so anonym wie im Kino.“ Und auch die Raumaufteilung sehe man nicht alle Tage: Die Zuschauer sitzen im Kreis um den Sternenprojektor und können die Show im ganzen Raum auf der gewölbten Kuppel betrachten. „Ich sitze mitten drin im Geschehen“, erzählt Jäger. Der Sternenprojektor ist das Herzstück des „Fensters zum Weltall“, wie das Planetarium sich selbst bezeichnet. Das Prinzip hinter diesem sei seit hundert Jahren dasselbe, sagt Jäger. Vereinfacht gesagt: In der Mitte ist eine Lichtquelle, die durch Löcher nach außen strahlt und so falsche Sterne erzeugt. Heute führen von der LED im Zentrum Tausende Glasfaserkabel an das Äußere des Projektors, an denen sich Linsen befinden.
Rekordzahlen im Planetarium in Mannheim. Was besonders beliebt ist
Das Konzept komme bei den Besuchern sehr gut an - besonders zurzeit. Denn letztes Jahr gab es - das Eröffnungsjahr ausgenommen - ein Rekordhoch: Etwa 150 000 Menschen besuchten 2023 das Mannheimer Planetarium, erzählt Jäger stolz. Besonders gut kommen dabei die selbstproduzierte Show „Galaxis - Reise durch die Milchstraße“ und die Kindershow „Die Olchis - Das große Weltraumabenteuer“ an. Aber auch die Musikvorstellungen zu Queen oder Pink Floyd laufen laut Jäger sehr gut. So wie die Shows sei auch die Zuschauerschaft ein bunter Mix. Jäger erzählt lachend: „Es gibt einen Spruch. Man kommt dreimal im Leben ins Planetarium: mit der Schule, mit den Kindern und den Enkelkindern.“
Planetarien scheinen sich großer Beliebtheit zu erfreuen. Kein Wunder, dass sie zurzeit weltweit ihr 100-jähriges Jubiläum feiern. Auch das aktuelle Mannheimer Planetarium hat dieses Jahr einen Grund zum Feiern: Im Dezember wird es 40 Jahre alt. Genaueres geplant haben Jäger und sein Team für diesen Tag noch nicht. Allerdings startet am 7. Mai - passend zum Internationalen Tag der Planetarien - eine neue Show: „Unsichtbares Universum“. Sie handelt von Licht, das man nicht sehen kann.
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