Diebstahl

Wie eine Mannheimerin ihr gestohlenes Fahrrad wiederbekommt

Diebstahl am hellichten Tag. In der Mannheimer Oststadt wird ein Fahrrad entwendet - vor den Augen der Eigentümerin. Doch dann begeht der Täter einen Fehler

Von 
Vanessa Schmidt
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Seit dem Diebstahl sichert Sandra K. ihr Fahrrad mit einem Schloss. Denn mit dem Rad fährt sie jeden Tag zur Arbeit in die Oststadt. © privat

Mannheim. Sandra K. (Name von der Redaktion geändert) staunt nicht schlecht, als sie ihr gestohlenes Fahrrad noch am gleichen Tag des Diebstahls auf Ebay-Kleinanzeigen entdeckt. Zuvor hatte sie versucht, den Dieb zu Fuß durch die Mannheimer Oststadt einzuholen. „Aber er war mit dem Fahrrad natürlich schneller.“

K., die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hatte das Rad im Hinterhof ihres Büros abgestellt und nicht abgeschlossen. Als sie nach der Pause nach draußen in den Hinterhof schaut, sieht sie, wie jemand mit dem Fahrrad davon fährt.

„Ich hab gedacht, ich sehe das Fahrrad nie wieder.“ Sie stellt Anzeige bei der Polizei. Eine Kollegin bietet an, auf dem Weg nach Hause Ausschau nach dem Rad zu halten. Ein entscheidender Moment, wie sich herausstellt.

Halterung des Fahrrad-Korbs ausschlaggebend

Denn K. sucht im Internet nach dem Modell ihres Fahrrads, um es der Kollegin möglichst genau beschreiben zu können. Und dabei entdecken sie das Fahrrad von K. in einem Inserat auf Ebay-Kleinanzeigen. „Ich habe die Halterung des Fahrrad-Korbs sofort erkannt und auch die orangene Farbe der Codierung“, sagt sie.

Das Rad wurde schon vor längerer Zeit codiert - von ihrer Mutter, der das Fahrrad eigentlich gehört, mit dem K. aber jeden Tag zur Arbeit fährt. „Es ist kein günstiges Fahrrad, deshalb wollte meine Mutter sichergehen und hat eine Codierung auftragen lassen.“

Und genau diese half dabei, das Rad im Internet wiederzuerkennen. „Das Fahrrad war allerdings schon verkauft, also habe ich den Verkäufer wegen eines anderen Produktes angeschrieben.“ Unter dem Vorwand, eine Wärmelampe vom Dieb kaufen zu wollen, vereinbart K. einen Termin - und informiert die Polizei.

Tipps zum Schutz vor Diebstahl

  • Der ADFC Mannheim hat bisher 2022 bei 48 Aktionen mehr als 1200 Fahrräder und Fahrrad-Akkus codiert. Ehrenamtliche des Clubs bieten bei Fahrrad-Geschäften, Märkten und Firmen-Events die Codierung an. Die nächste Codieraktion ist am Samstag, 3. Dezember, von 11 bis 14 Uhr bei Zweirad-Stadler in Neckarau.
  • Die Polizei gibt zudem Tipps zum Schutz vor Diebstahl: Neben einer Codierung sollte ein Fahrrad mit einem Schloss geschützt werden. Bei hochwertigen E-Bikes sollte man darauf achten, Akkus vor dem Abstellen des Rads abzunehmen oder zu sichern.
  • Außerdem sollten sichere Abstellplätze für das Fahrrad gewählt werden. Wird das Zweirad etwa über Nacht im Freien geparkt, wäre eine gut beleuchtete oder entsprechend frequentierte und wenig abgelegene Örtlichkeit ratsam. 

„Ich war schon aufgeregt, weil man ja nie so genau weiß, was für eine Person das ist.“ K. soll den Dieb erst identifizieren, ehe die Polizei hinzukommt, um ihn festzunehmen. „Damit der Typ nicht vorher flüchtet, wenn er die Polizei sieht.“

Schon bei der Ankunft am Treffpunkt erkennt K. den Dieb und informiert die Polizei, die den Mann festnimmt. „Mit der Fahrrad-Codierung konnte ich dann auch bei der Polizei nachweisen, dass es mein Rad ist.“ K. ist froh, dass das Fahrrad wieder aufgetaucht ist. „Aber seit der ganzen Aktion schließe ich das Fahrrad immer an.“

Codierungen erschweren den Verkauf eines gestohlenen Fahrrads

Neben einem Schloss sei die Codierung ein guter Schutz für Fahrräder, so Roman Deuster vom Kreisverband Mannheim des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club. Eine Codierung ermöglicht die Rückführung von Fahrrädern und kann Diebe und Hehler vom Diebstahl abhalten, erklärt Deuster weiter.

Das bestätigt auch Manuel Pollner vom Polizeipräsidium Mannheim. Die Kennung erschwere es Dieben zudem, einen Käufer für das codierte Rad zu finden. Außerdem hilft die Codierung wiederum der Polizei dabei, ein gestohlenes Rad wiederzufinden.

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Ein Fahrrad mit Codierung kann bei Diebstahl nämlich in das polizeiliche Fahndungssystem aufgenommen werden, sagt Pollner. So kann das Rad, wie im Fall von K. dem Besitzer zugewiesen werden - wenn es denn wieder auftaucht.

Die Aufklärungsrate von Fahrrad-Diebstählen liege laut Polizei in den zurückliegenden Jahren bei 5,7 Prozent. Von rund 1760 Diebstähle pro Jahr kann die Polizei rund 100 Fälle im Durchschnitt aufklären - die Fahrräder bestenfalls an ihren ursprünglichen Besitzer zurückgeben.

Besitzer können ihr Fahrrad oft zu schlecht beschreiben

Dass die Klärung solcher Fälle gar nicht so einfach ist, hänge unter anderem damit zusammen, dass die Räder nicht eindeutig zugeordnet werden könnten. Was das heißt? „Viele, gerade auch die nicht immer hochwertigen Modelle besitzen erst gar keine Rahmennummer“, teilt Pollner mit. Oder diese Kennung ist den Besitzern nicht bekannt. Das erschwerte den Ermittlern die Suche nach gestohlenen Fahrrädern.

Hinzu käme, dass es Besitzern oftmals schwerfalle, ihre Räder richtig zu beschreiben. Bei der Suche nach einem gestohlenen Fahrrad käme es aber genau auf solche Details wie Radgröße, Hersteller, Farbe oder besondere Merkmale an.

Zusätzlich würden es Internetplattformen Dieben einfacher machen, die gestohlenen Räder schnell wieder zu verkaufen, ähnlich wie im Fall von K. Deshalb stelle die Polizei mittlerweile auch online Nachforschungen an, um gestohlene Räder dort wiederzufinden.

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