Rat und Hilfe bei Sehverlust - Wer plötzlich blind wird, kann selbst bei Freunden Berührungsängste erleben. Beratung und Hilfe gibt’s bei „Blickpunkt Auge“

Wie eine Mannheimerin durch eine Erkrankung Beraterin bei "Blickpunkt Auge" wurde

Von 
Lea Seethaler
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Die Mannheimerin Gaby Weiland  war lange selbstständig mit einer Ergotherapie-Praxis in Feudenheim. Sie therapierte Kinder mit verschiedenen Bedarfen und Einschränkungen. Wichtig dabei war ihr stets das Thema Inklusion: „Also gemeinsam leben und gemeinsam lernen“, sagt sie. Durch eine Erkrankung hat Weiland seit einigen Jahren an Sehkraft verloren. Sie besitzt nun noch 20 Prozent ihrer Sehkraft und erlebt jetzt die „andere Seite“. Denn seit sie von der Einschränkung betroffen ist, haben sich sogar bei engen Freunden und im Bekanntenkreis Berührungsängste und Unsicherheiten entwickelt. Neben normalen Reaktionen ihres Umfelds findet Weiland sich nun auch zwischen: „Darf ich helfen? Soll ich helfen“ und Bemitleidung wieder, berichtet sie. Und merkt umso deutlicher, „dass es mit der Inklusion noch nicht soweit ist, wie es sein sollte“.

In Mannheim und Umgebung steht die Beratung „Blickpunkt Auge“ des Badischen Blinden- und Sehbehindertenvereins (BBSV) Betroffenen und Angehörigen mit Ratschlägen zur Seite. „Die Beratung bei ,Blickpunkt Auge’ hat mir damals sehr geholfen“, sagt Weiland. Denn sie helfe, ein selbstständiges Leben nicht außerhalb, sondern in der Gesellschaft zu führen. „Jetzt will ich selbst helfen“, beschloss Weiland kurzum. Und unterstützt ab sofort die Berater. „Es freut mich, mein Wissen und meine Fähigkeiten, die ich mir in meinem Arbeitsleben erworben habe, weiter einzusetzen“, sagt sie.

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Ein großes Thema bei der Beratung: „Wie kann ich trotz meiner Sehbehinderung oder Blindheit noch selbständig leben und meinen Alltag bewältigen?“ Denn „es ist möglich, auch als blinder Mensch selbständig seinen Alltag zu leben“, erklärt Weiland. Zwei Ehrenamtliche bieten beim Verein dazu Rat in allen Lebensbereichen, von Kochen über Lesen bis zum Einkaufen. Mittlerweile gibt es viele technische Hilfsmittel, die von der Krankenkasse mitgetragen werden und den Alltag erleichtern können, so Weiland. „Es gibt sprechende Uhren oder Waagen, die Möglichkeit, mit unterschiedlichen Markierungspunkten Gegenstände zu kennzeichnen“, erklärt Weiland. Oder Stifte, mit denen man kennzeichnet - und die dann vorlesen. Auch die technischen Möglichkeiten (im Netz) seien groß.

Großes Thema in der Beratung ist die altersbedingte Makuladegeneration, scharfes Sehen ist damit nicht mehr möglich. Oder die Seheinschränkung als Folge von Diabetes. Aber auch Kinder oder jüngere Erwachsene suchen die Beratung nach einer Gehirn-OP auf. Neben der medizinischen Behandlung beim Augenarzt gewinnen die soziale und Alltagsberatung immer mehr an Bedeutung, betont der BBSV. Auch Weiland weiß: „Abschottung ist ein großes Problem.“ Für Barrierefreiheit in Mannheim sieht sie noch viel „Luft nach oben“. Notwendig wäre etwa ein flächendeckendes Netz an akustischen Ampeln, Markierung von Stufen und Beschriftung der Geländer sowie Blindenleitsysteme.

Kostenlose Beratung nach telefonischer Anmeldung in der Augartenstraße 55 bei Gaby Weiland unter Tel. 0160/8458617.

Redaktion Redakteurin und Online-Koordinatorin der Mannheimer Lokalredaktion

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