Wie ein Taxifahrer die Amokfahrt in Mannheim stoppte

Mannheim. Er hat eigentlich nur kurz Pause gemacht und am Paradeplatz auf Fahrgäste gewartet. Etwa 12.15 Uhr war es da, kurz darauf wurde er zum Helden: der Taxifahrer, der den Amokfahrer auf den Mannheimer Planken stoppte. Jürgen Schwarz, Geschäftsführender Vorstand der Taxi Zentrale Mannheim, bestätigt im Gespräch mit dieser Redaktion am Dienstagvormittag, dass es sich dabei um einen seiner Fahrer handelte. Der habe die Nacht im Krankenhaus verbracht, sei mittlerweile aber wieder entlassen.

Noch am Montag habe sich der Fahrer aber nach seiner Heldentat aus dem Krankenhaus bei ihm gemeldet und ihm die Geschehnisse geschildert habe. „Er muss den Amokfahrer geistesgegenwärtig erkannt haben“, sagt Schwarz.

„Der Amokfahrer ist ja durch die Planken geschossen mit überhöhter Geschwindigkeit. Er stand am Taxistand Paradeplatz. Er hat ihn dann sofort verfolgt“, erzählt Schwarz, was ihm berichtet wurde. In Moment des Gesprächs sei sein Fahrer nur eingeschränkt ansprechbar gewesen, beschreibt er und vermutet, dass sein Mitarbeiter wohl unter Schock gestanden habe. Demnach müsste der Taxifahrer seinen Wagen vor der Verfolgungsfahrt noch einmal gewendet haben, da die Taxis am Paradeplatz in der Regel in Fahrtrichtung Wasserturm aufgestellt sein.

Taxifahrer blockiert Weiterfahrt – Amokfahrer zieht Waffe

„Der Amokfahrer kam dann am Ende der verlängerten Planken zum Stehen, auf Höhe von E 7.“ An der Straßenbahnauffahrt zur Kurt-Schumacher-Brücke also, eine Strecke von etwa 500 Metern, wo der Amokfahrer sein Auto anschließend wendete. Weit sollte der Täter, bei dessen Todesfahrt am Montag zwei Menschen ihr Leben verloren und mehrere Personen schwer verletzt wurden, aber nicht mehr kommen. „Da hat er ihm die Weiterfahrt blockiert“, schildert Schwarz, wie der Taxifahrer durch seine geistesgegenwärtige Handlung wohl Schlimmeres verhindert hat.

Der Täter sei daraufhin aus seinem Fahrzeug gestiegen. „Er hat dann eine Waffe gezogen“, sagt Schwarz. „Er soll dann in die Luft oder sich in den Mund geschossen haben“, so genau habe das sein Fahrer aber nicht sagen können. „Er hat aber nicht auf den Fahrer oder das Taxi geschossen“, betont Schwarz. Kurz darauf sei der Amokfahrer geflüchtet. Um 12.26 Uhr wurde das Tatfahrzeug von der Polizei verlassen aufgefunden, hatte die Mannheimer Polizeipräsidentin Ulrike Schäfer am Abend berichtet. Kurz darauf, um 12.43 Uhr, sei es gelungen, den 40-Jahre alten Tatverdächtigen aus Ludwigshafen festzunehmen.

Die Ermittler sind überzeugt davon, dass der Mann mit seinem Kleinwagen kurz zuvor aus Richtung des Wasserturms Hunderte Meter weit durch die Planken gerast ist. Mit einer „irren“ Geschwindigkeit, wie Andreas Stenger, Präsident des Landeskriminalamts (LKA) Baden-Württemberg, sagt. Dass ein Taxifahrer den Amokfahrer stoppte, bestätigte das LKA auf Anfrage am Dienstagvormittag nicht und verwies auf die laufenden Ermittlungen. „Ein Taxifahrer ist dem Auto gefolgt und hat den Fahrer gestoppt. Er ist für mich der Held!“, zitiert die Bild jedoch einen Polizisten.

Jürgen Schwarz von der Taxi Zentrale, der natürlich hofft, dass sich sein Fahrer gut erholt und bald wieder Aufträge annehmen kann, schlägt in dieselbe Kerbe wie der Polizist. Sein Fahrer habe im Bruchteil einer Sekunde entschieden und mit „sehr viel Mut“ gehandelt. „Er hat sich damit selbst in Lebensgefahr begeben. Man weiß ja nie, wie so was ausgeht“, sagt Schwarz. „Für mich ist er ein absoluter Held. Er hat Zivilcourage bewiesen. Er ist der Held des Jahres und der Branche.“

Liveblock zur Entwicklung nach der Amokfahrt von Mannheim