Fußball

Wie die Mannheimer Trainerlegende Klaus Schlappner den Fußball als Bindeglied für Kulturen nutzt

Zwei Mannheimer Mannschaften reisen für ein Fußballturnier nach China - die U16 des SV Waldhof sowie eine Auswahl des VfR Mannheim und TSV Neckarau. Dabei geht es um weit mehr als den Sport. Was die Jugendlichen erwartet

Von 
Kai Plösser
Lesedauer: 
Freuen sich auf China: Volker Proffen (v.l.), Klaus Schlappner und Felix Kurz. © kpl

Mannheim. Der Sport verbindet: Davon ist die Mannheimer Trainerlegende Klaus Schlappner fest überzeugt. Umso mehr freut er sich, dass das von ihm seit 2012 mitinitiierte Deutsch-Chinesische Jugendfußballturnier in den Osterferien zum siebten Mal ausgetragen wird. 2018 war das zuletzt der Fall, dann bremste die Corona-Pandemie das Austauschprojekt aus. „Die Chinesen sind happy, dass wir das Turnier wieder aktiviert haben“, sagt Schlappner am Donnerstag bei einem Pressegespräch im Rathaus.

Mannheimer Aufstiegsheld

  • Klaus Schlappner wurde am 22. Mai 1940 in Lampertheim geboren.
  • Als Spieler war er unter anderem bei Olympia Lampertheim, VfB Lampertheim, FV Biblis und VfR Bürstadt aktiv.
  • Von 1977 bis 1980 war er Co-Trainer beim SV Darmstadt 98, ehe er anschließend den SV Waldhof von 1980 bis 1987 trainierte. Mit den Mannheimern stieg Schlappner 1983 in die Bundesliga auf.
  • Weitere Trainerstationen waren 1. FC Saarbrücken, FC Carl Zeiss Jena, Chinas Nationalteam und Paykan Teheran (Iran).

Zwei Mannschaften aus der Quadratestadt werden zwischen 23. März und 4. April in den Süden Chinas reisen: die U16 des SV Waldhof sowie eine U16-Auswahl der Vereine VfR Mannheim und TSV Neckarau. Für die Spieler wird es aber um mehr als nur Fußball gehen: Im Mittelpunkt des Projekts stehen die Völkerverständigung und das Erlebnis.

Direktes Erlebnis für die  junge Generation

Das Leben sei mehr, als nur aktiv Sport zu betreiben, sagt Schlappner. „Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, dass die junge Generation das eine oder andere direkt erlebt“, betont er. Mit dem Turnier will er genau das für die Jugendlichen in die Wege leiten. Schlappner ist sich sicher: „Es gibt Großartiges zu erleben. Die Chinesen geben sich größte Mühe - nicht nur auf dem Platz.“

Schlappner: Ehemaliger Trainer der chinesischen Fußball-Nationalmannschaft

Schlappner muss es wissen. 1992 wurde er erster ausländischer Trainer der chinesischen Fußball-Nationalmannschaft. Aus Neugier hatte er das Angebot damals angenommen. „Es hat mich interessiert und hat mir viel gegeben“, erzählt Schlappner. Der Kontakt zum Land ist seitdem nicht abgebrochen. „Ich habe über 31 Jahre regelmäßig mit denen zu tun, und die lassen mich immer noch einreisen“, scherzt er. Schlappner hebt vor allem die Gastfreundschaft der Chinesen hervor.

Bedingungen vor Ort top

In diesen Genuss sollen nun auch die beiden Teams aus Mannheim kommen. Neben dem Turnier wartet auf sie beispielsweise ein Kulturprogramm, Besuche von Schulen und Unternehmen sowie weitere gemeinsame Aktivitäten. Bei den vergangenen Turnieren habe Schlappner beobachten können, dass sich die Jugendlichen trotz Sprachbarriere mit Respekt begegnen und der Austausch gelingt. „Es ist ein sehr freundschaftlicher Ablauf.“ Der Wettkampfgedanke des Turniers stehe dabei im Hintergrund.

Das Turnier ist die Plattform, alles andere ist ein wunderbares Rahmenprogramm.
Felix Kurz Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF)

Und dennoch spielt der Fußball eine zentrale Rolle bei dem Austauschprogramm. „Der Sport hat eine Qualität für Freundschaft, für Respekt, für Regeln“, sagt Schlappner. „Das Turnier ist die Plattform, alles andere ist ein wunderbares Rahmenprogramm“, ergänzt Felix Kurz, Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft für Deutsch-Chinesische Freundschaft (GDCF) in der Metropolregion Rhein-Neckar. „Unsere Motivation ist, dass die Menschen aus beiden Ländern zusammenkommen, gemeinsam etwas unternehmen und dadurch mehr Verständnis füreinander bekommen“, erklärt Kurz, der das Turnier wie Schlappner seit 2012 mitorganisiert.

Geburtstag einer Trainerlegende

Der Vater der "Waldhof-Buwe" wird 80: Alles Gute, Schlappi!

Veröffentlicht
Bilder in Galerie
20
Mehr erfahren

Kurz war bis Anfang Februar drei Wochen in China und hat die Rahmenbedingungen abgeklärt. Ausgetragen wird das Turnier auf der Insel Hainan und in der Stadt Xiamen. „Ich habe geschaut, dass unsere Teams gut untergebracht werden“, sagt Kurz. Daran bestehen aber wohl keine Zweifel. „Da gibt es ein Ausbildungszentrum für die chinesische Nationalmannschaft. Das ist mit dem FC Barcelona gebaut worden. Es ist eine 1a-Location“, schwärmt er. Auch das Drumherum hat es ihm angetan: „Hainan gilt als das Hawaii Chinas“, sagt er und spricht von endlosen Sandstränden und Kokospalmen in Hülle und Fülle.

40 Jugendliche und Betreuer dabei

Für die Spieler wird das mit Sicherheit ein ereignisreicher Trip. „Die Reisen bisher waren voller Eindrücke. Begonnen bei der Landung, über die Spiele bis zu den Besuchen in den Schulen und Kindergärten“, weiß Matthias Findeisen, Leiter der SVW-Jugendabteilung, zu berichten. Die Spieler würden wie Staatsgäste empfangen und merken, dass sie im Fokus stehen. „Auf der emotionalen Ebene reiten sie dort eine hohe Welle“, sagt Findeisen weiter. „Es kommen Tausende von Menschen, nur um die deutschen Spieler zu sehen und mit ihnen zu schwätzen“, ergänzt Schlappner.

Newsletter "Guten Morgen Mannheim!" - kostenlos registrieren

Rund 40 Jugendliche und Betreuer werden die Reise nach China antreten, berichtet Bürgermeister Volker Proffen (CDU). 2012 fand das Turnier in Mannheim seinen Ursprung, erklärt er: „Der Anlass waren 40 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und der Volksrepublik China.“ Seitdem hätten rund 3000 Jugendliche an dem Programm teilgenommen.

Jeweils dreimal fand das Turnier bis 2018 im Wechsel - mit Pause im Jahr 2014 - in Mannheim und in China statt. Nach der Pandemie soll die „schöne Tradition des Austauschs wieder aufleben“, sagt Proffen. „Wir als Stadt Mannheim begrüßen die Möglichkeit für junge Menschen, sich über Grenzen hinweg zu treffen und zu engagieren.“

Schlappner setzt sich dafür gerne ein. Man merkt, dass ihm das Projekt und vor allem die Jugend am Herzen liegen. Dass er mit jungen Menschen kann, hat er nicht zuletzt als Vater der Buwe 1983 beim sensationellen Aufstieg des SV Waldhof in die Fußball-Bundesliga bewiesen. „Ich hab seit eh und je ein Faible für junge Leute“, sagt „Schlappi“, wie er genannt wird, und betont: „Man muss ihnen die Möglichkeit geben, damit sie mehr sehen als die Litfaßsäule in der Stadt.“

Redaktion

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen

VG WORT Zählmarke