Mannheim. Der Klimawandel macht auch vor der Mannheimer Hütte nicht Halt, die auf dem Brandner Gletscher auf 2679 Metern Höhe im Rätikon in Vorarlberg liegt. Um die Hütte an die veränderten klimatischen Bedingungen anzupassen, mussten in den vergangenen Jahren etwas mehr als eine Million Euro in den Umbau investiert werden.
Auch in diesem Jahr machte sich die Mannheimer Sektion des DAV (Deutscher Alpen Verein) mit 17 Teilnehmern unter der Führung der Vorsitzenden Peter Welk und Wolfgang Stock wieder auf, um den Aufstieg zu bewältigen. Mit dabei war die Mannheimer Landtagsabgeordnete Elke Zimmer. „Als Abgeordnete und Staatssekretärin bin ich zwar das ganze Jahr viel unterwegs, aber muss leider auch viel sitzen. Meine freie Zeit genieße ich darum am liebsten beim Wandern oder Fahrradfahren“, erzählt sie dieser Redaktion nach ihrer Rückkehr.
Der Deutsche Alpenverein (DAV)
Mit rund 4 800 Mitgliedern ist die Mannheimer Sektion des Deutsche Alpenverein (DAV) einer der großen Sportvereine in Mannheim.
Die Sektion betreibt ein Kletterzentrum mit dem größten Kletterturm Deutschlands auf Franklin.
Die Mannheimer Sektion bietet jedes Jahr geführte Touren auf die Mannheimer Hütte an.
Kurse, Ausbildungen und Führungstouren werden ebenso angeboten wie der Zugriff auf rund 2000 Hütten in den Alpen, Versicherung bei Bergunfällen.
Zudem bietet der Verein Zugang zu DAV-Kletteranlagen und Informationen rund um das Thema Bergsport. Ausrüstung und Führerliteratur können ausgeliehen werden.
Mitgliedsbeiträge verwendet der Verein, um rund 320 eigene Hütten zu modernisieren und mit neuesten Technologien umweltfreundlich zu betreiben und rund 30 000 Kilometer Wanderwege in Deutschland und Österreich sicher zu halten.
Geld wir nach Vereinsangaben auch für die Umsetzung von Natur- und Klimaschutzprojekten sowie zur Erhaltung der Schönheit und Ursprünglichkeit der Bergwelt eingesetzt. smz
Laut Welk wurden am ersten Tag rund 900 Höhenmeter bis zur Oberzalimhütte zurückgelegt, die auch der Mannheimer Sektion gehört. Die Hütte liegt auf 1889 Metern im oberen Zalimtal bei Brand, mitten in den alpinen Hochalpen. „Die starke Hitze war ein guter Konditionstest für die nächsten Tage“, sagt Welk. Denn: Der Aufstieg besteht nicht aus bequemen Wanderwegen. „Die Passage verläuft über Steilhänge und mit der Höhe verändert sich die Bodenbeschaffenheit, Geröllpfade statt Schotterwege“, beschrieb etwa der Chefredakteur des „Mannheimer Morgen“, Karsten Kammholz, im vergangenen Jahr den Weg, als er mit Leserinnen und Lesern zur Hütte aufgestiegen war und dort unter anderem Alt-Oberbürgermeister Gerhard Widder getroffen hatte.
Starke Hitze erschwert Aufstieg zu den Hütten
„Nach einer erholsamen Nacht und tollem Essen ging es am zweiten Tag über einen der ältesten Steige der Alpen, dem Straußsteig, hoch zum Panülerkopf“, berichtet Welk nun. Auch das nicht unter einfachen Bedingungen, denn am Straußsteig geht es steil nach unten. „Nur für Geübte! Der Weg erfordert Trittfestigkeit und volle Konzentration. Im Geröll kann schon ein loser Stein den Wanderer aus dem Gleichgewicht bringen. Stahlseile bieten den nötigen Halt an gefährlicheren Passagen. An besonders steilen Abschnitten sind Stufen in den Stein gehauen“, schilderte Kammholz.
Laut Welk wurde die Gruppe mit der tollen Aussicht bis in die Schweiz und zur Mannheimer Hütte unter der Schesaplana belohnt. Dort eröffne sich eine andere Welt, hatte Kammholz erklärt. „Gletscher, Geröllfelder – und dann dieses wunderschöne Berghaus, beeindruckend nah an der Felskante gebaut: die ehrwürdige Mannheimer Hütte auf 2680 Metern.“
Der Blick auf den Brandner Gletscher hat uns sehr betroffen gemacht. Man ist hier direkt Augenzeugin der Auswirkungen des Klimawandels
In diesem Jahr aber fällt noch etwas anderes auf. „Hier kann man auch erstmals sehen, wie stark der Gletscher in den letzten Jahren zurückgegangen ist“, sagt Welk. Beim Bau der Hütte habe sich der Gletscher noch bis zur Hütte erstreckt und das Becken ausgefüllt – heute sei dagegen nur noch ein Resteisfeld übrig. „Der Blick auf den Brandner Gletscher hat uns sehr betroffen gemacht. Man ist hier direkt Augenzeugin der Auswirkungen des Klimawandels“, äußert sich Zimmer besorgt über die Eindrücke ihrer Tour. Schließlich erreichte die Gruppe die Mannheimer Hütte, wo sie Hüttenwirt Matthias Schatz begrüßte und wo die Gruppe übernachtete.
Am dritten Tag wagte die Gruppe den Aufstieg auf die Schesaplana, den mit 2 965 Meter höchsten Berg des Rätikon. „Da man aufgrund des Gletscherrückgangs inzwischen von der Hütte weit absteigen muss, ist der Aufstieg über die Schafsköpfe zur Schesaplana deutlich weiter. Die Aufstiegszeit hat sich um rund eine Stunde auf drei Stunden verlängert“, sagt Welk. Eine Entschädigung gab es am Mittag auf der Mannheimer Hütte. „Nach einem schweißtreibenden und ziemlich anspruchsvollen Aufstieg wurden wir nicht nur durch einen grandiosen Ausblick, sondern auch durch den leckeren Kaiserschmarrn entschädigt“, freute sich Landtagsabgeordnete Zimmer.
Kostspielige Umbauten der Mannheimer Hütte notwendig
Wirt Schatz führte durch die renovierte Hütte. „Das komplette Dach wurde mit Edelstahl gedeckt, eine PV-Anlage installiert, der Brandschutz verbessert und nahezu alle Räumlichkeiten erneuert und restauriert“, berichtet Welk. Wegen des Gletscherrückgangs sei die Wasserversorgung in diesen Höhen immer schwieriger. „Deshalb wurde eine Aufbereitungsanlage für das Regenwasser vom Dach installiert.“
Da es aber dieses Jahr auch wenig geregnet habe, sei während des Aufenthalts nur Katzenwäsche möglich gewesen, berichtet auch Zimmer. „Auf der Hütte haben wir erlebt, welche Auswirkungen der Klimawandel auf Wasserknappheit und Sicherheit der Hütten hat.“ Denn „zusätzlich wird aufgrund des Rückgangs des Permafrosts der Boden labil, was aktuell für Undichtigkeiten in den Klärbecken gesorgt hat“, wie Welk zudem erklärt.
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