Bildung

Wie das "Das andere SchulZimmer" in Mannheim zweite Chancen gibt

Psychische Probleme, chronische Erkrankungen, fehlender Rückhalt im Elternhaus, Schulangst, Drogen: Gründe, warum junge Menschen die Schule abbrechen und ohne Abschluss verlassen, gibt es viele. Aber es gibt Hilfe

Von 
Bertram Bähr
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SchulZimmer-Team und Absolventen freuen sich über die erfolgreichen Schulabschlüsse. © Das andere SchulZimmer

Mannheim. Psychische Probleme, chronische Erkrankungen, fehlender Rückhalt im Elternhaus, Schulangst, Drogen: Gründe, warum junge Menschen die Schule abbrechen und ohne Abschluss verlassen, gibt es viele. Aber es gibt trotz allem danach Möglichkeiten, wieder Fuß zu fassen. Eine dieser Möglichkeiten ist die gemeinnützige Gesellschaft „Das andere SchulZimmer“ (DaS) in der Waldhofstraße. Dort arbeitet ein Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen seit Oktober 2018 daran, dass möglichst viele Jugendliche ihren Schulabschluss nachholen können.

"Das andere SchulZimmer" schreibt 63 Erfolgsgeschichten

Mit Erfolg - wie sich auch jetzt wieder zeigte. Im zu Ende gegangenen Schuljahr gab es zehn Hauptschul- und fünf Realschulabschlüsse zu feiern. Das sind 97 Prozent derer, die angetreten sind. Insgesamt hat es DaS seit seiner Eröffnung 63 Jugendlichen ermöglicht, ihre Abschlüsse nachzuholen.

Das ist ein wichtiger Schritt, dem aber weitere folgen müssen. Denn der Einstieg ins Berufsleben fällt vielen nicht leicht. „Die Erfahrungen haben gezeigt, dass der Übergang in die Arbeitswelt für die Schülerinnen und Schüler mit vielen Stolpersteinen verbunden ist“, stellt DaS fest. Deshalb hat das Schulzimmer Anfang des Jahres das Projekt „My Job - My Future!“ gestartet.

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red
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Damit wolle man auf einen „nachhaltigen und erfolgreichen Berufseinstieg schon während der Prüfungsvorbereitung“ hinarbeiten - und zum Beispiel bei Berufsorientierung, Praktikumsvermittlung und Bewerbungstraining unterstützen oder die Jugendlichen während der Ausbildung begleiten.

Schüler knüpfen Kontakt mit der Arbeitswelt

„Über das Projekt können die Schülerinnen und Schüler Kontakte in die Arbeitswelt knüpfen und im Idealfall schon direkt nach ihrem Schulabschluss in eine Ausbildung einsteigen“, so DaS. Das bedarf natürlich monetärer Unterstützung, denn DaS finanziert sich hauptsächlich über Spenden und profitiert von einem großen Team aus Ehrenamtlichen. Deshalb freut sich Geschäftsführerin Ute Schnebel darüber, dass die Hays AG das Projekt fördert. Für das nächste Schuljahr sei darüber hinaus „eine Zusammenarbeit im Rahmen des Volunteering-Programms der Hays AG geplant.

Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels können wir es uns nicht leisten, aufgrund von mangelnder Chancengerechtigkeit Nachwuchstalente zu verlieren.
Markus Auer Finanzvorstand Hays AG

„Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels können wir es uns nicht leisten, aufgrund von mangelnder Chancengerechtigkeit Nachwuchstalente zu verlieren“, begründet Finanzvorstand Markus Auer das Engagement der Hays AG: „Damit möchten wir junge Menschen mit weniger guten Chancen auf ihrem Weg in die Arbeitswelt begleiten und ermutigen, ihren Lebenslauf in die Hand zu nehmen.“

Nachfrage nach Programm ist hoch

Für die Absolventinnen und Absolventen sei der Schulabschluss derweil „etwas ganz Besonderes. Lange Zeit schien er für sie sogar nahezu unerreichbar, denn alle sind aus unterschiedlichen Gründen aus dem Schulsystem herausgefallen und stecken in schwierigen Lebenssituationen“, beschreibt Ute Schnebel.

Dabei könnte sie noch einige weitere, vergleichbare Schulzimmer füllen: „Aufgrund des großen Bedarfs sind im Schuljahr 2022/23 mehr junge Menschen aufgenommen worden als die eigentlich zur Verfügung stehenden 20 Schulplätze. Ungefähr 80 junge Menschen stehen momentan auf der Warteliste“, teilt Schnebel mit.

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