95. Geburtstag

Wie Architekt Karl Schmucker Mannheim mit Mut und Ideen prägt

Architekt Karl Schmucker hat in Mannheim stadtbildprägende Gebäude errichtet - unter anderen das MVV-Hochhaus, das Collinicenter und das jüdische Gemeindezentrum. Jetzt wird er 95 Jahre alt

Von 
Peter W. Ragge
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Feiert seinen 95. Geburtstag: Karl Schmucker. © Markus Prosswitz

Mannheim. Wenn er aus dem Haus geht, dann stets schick - mit Schleife am Hals, die er natürlich selbst bindet. Sie ist das Erkennungszeichen von Karl Schmucker geworden. Und obwohl der Architekt heute 95 Jahre alt wird, legt er nicht nur weiter sehr viel Wert auf Stil. Schmucker kommt auch unverändert an einigen Tagen im Monat in sein Büro in P 3, 14. Nur Ski fährt er seit fünf Jahren nicht mehr.

Er liest „Mannheimer Morgen“, dazu zwei weitere Tageszeitungen sowie zahlreiche Fachzeitschriften rund um Architektur, Planung und Bau - Schmucker will auf dem Laufenden sein. Das betrifft das Tagesgeschehen in Mannheim und der Welt wie auch in seinem Fach. Und er hat nicht ganz aufgehört mit dem Arbeiten. Gerade wird in P 3 in einem der oberen Stockwerke ein Operationsraum für einen der dort ansässigen Ärzte gebaut. Jemand wie Schmucker, der weltweit so viele Krankenhäuser und Operationssäle geplant und deren Bau überwacht hat, kann da nicht nur aus der Distanz zuschauen - auch mit 95 nicht.

Bundesweit, ja weltweit gilt Schmucker als Experte für Krankenhausbauten, noch mit 85 Jahren hat er ein Projekt in Berlin realisiert. Dagegen ist es keine Übertreibung, wenn man sagt, dass er Mannheims Baugeschichte und die Silhouette der Stadt für mehr als eine Generation ganz bedeutend geprägt hat - mit seinen Entwürfen und Ideen, aber auch mit Mut und Antriebskraft.

Große Projekte

So zählt Schmucker zu den maßgeblichen Motoren der gewaltigen Entwicklung, welche Mannheim im Vorfeld der Bundesgartenschau 1975 erlebt hat. In den 1970er Jahren ist er Berater des seinerzeitigen Oberbürgermeisters Ludwig Ratzel.

Die erste Rosengarten-Erweiterung im Jahr 1974, die Neckaruferbebauung Nord, das Collini-Center, das MVV-Hochhaus, das Gewerkschaftshaus, das Jüdische Gemeindezentrum, die Hauptverwaltungen von Südzucker sowie Bilfinger und Berger, die Sparkasse am Paradeplatz, der Engelhorn-Stadtgarten - Schmucker ist „Schöpfer einer Reihe bedeutender, das Stadtbild prägender Gebäude“, so Kulturbürgermeister Michael Grötsch im März 2016. Auch wenn manche inzwischen nicht mehr stehen, schon wieder umgebaut wurden oder werden. Schmucker hat auch maßgeblich geholfen, das heftige Ringen um den Standortwettbewerb des Landesmuseums gegen Stuttgart für die Quadratestadt zu entscheiden.

„Fundamentale Bedeutung für die Mannheimer Baugeschichte“ bescheinigte Peter Plachetka, zu der Zeit Vorsitzender des Mannheimer Architektur- und Bauarchivs, schon 2016 Karl Schmucker. Damals übergab er aus dem Archiv seines Vaters Pläne von 130 realisierten Bauten aus den frühen 1930er Jahren.

Denn schon vor Karl Schmucker hatte der Name „Schmucker“ in Mannheim als Baumeister einen guten Klang. 1932 gründete sein Vater Wilhelm das Architekturbüro, in das Karl 1946 - kaum hatte er das Abitur nachgeholt - eintrat. Schon als 20-Jähriger (und Autodidakt!) gewann er seinen ersten Wettbewerb - vor 72 anderen Architekten. Von berühmten Lehrmeistern wie den Professoren Egon Eiermann und Otto Ernst Schweizer geprägt, schaffte der Käfertaler 1955 das Diplom und wurde 1968 alleiniger Chef des traditionsreichen Büros.

2010 übertrug er seinen Söhnen Lothar und Andreas die Verantwortung, die das Architekturbüro weiter mit großem Erfolg und der Verantwortung für maßgebliche Mannheimer Projekte wie Theatersanierung oder Rosengarten-Ausbau vom Hafen aus führen, wo sie den „Speicher 7“ ausgebaut haben. Der Vater aber blieb in P 3, im Herzen der Innenstadt.

Redaktion Chefreporter

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