Sie stehen schon lange in der Antikensammlung im Zeughaus oder liegen in den Vitrinen der Ägypten-Sonderschau – aber nun ist sicher, dass sie da auch bleiben können: Die hochkarätige Sammlung des 2020 verstorbenen Archäologen Klaus Parlasca findet ein dauerhaftes Zuhause in den Reiss-Engelhorn-Museen, und eine Plakette in der Antikensammlung erinnert nun an den Sammler und Förderer.
Es sind Terrakotten, Silbergefäße, Steinplastiken, spätantike Textilien, bedeutende Skulpturen und Mumienporträts – rund 700 Objekte umfasst die Sammlung. Schon als er noch lebte, hatte Klaus Parlasca seine Exponate als Leihgabe den Reiss-Engelhorn-Museen anvertraut. „Er wollte sie mit der Öffentlichkeit teile“, so Generaldirektor Wilfried Rosendahl. Nun sei er den Erben „sehr dankbar, dass sie uns dieses Vermächtnis übertragen haben“, und es sei bei den beiden Sammlungsleiterinnen sowie dem Restauratorenteam „in den besten Händen,“ versicherte Rosendahl bei einem Rundgang mit den Erben.
Der Weg, die wertvolle Sammlung für Mannheim zu sichern, führte über die 2008 von der traditionsreichen Mannheimer Kaufmanns- und Künstlerfamilie Bassermann errichtete Bassermann-Kulturstiftung – die größte der drei Stiftungen, welche die Reiss-Engelhorn-Museen tragen. Die Erben wählten nun den Weg einer Zustiftung, so dass der Name des Stifters immer mit den Objekten und seiner Unterstützung für das Museum verbunden bleibt.
„Ganz in seinem Sinne“
Die Reiss-Engelhorn-Museen seien „der Platz, an dem seinem Anliegen entsprechend die Objekte einer breiten Öffentlichkeit zugänglich sind und zudem wissenschaftlich genutzt werden können“, begründet Peter Parlasca für die Stifterinnen und Stifter die Entscheidung für Mannheim.
Zwar hatte der berühmte Altertumswissenschaftler nie in der Quadratestadt gelebt oder gearbeitet, aber er hielt immer wieder Kontakt. „Es wäre ganz in seinem Sinne“, begründete Alfried Wieczorek, der damalige Generaldirektor der Reiss-Engelhorn-Museen, schon nach dem Tod des Wissenschaftlers 2020 seine Hoffnung, dass die Leihgaben auf Dauer in Mannheim bleiben. Die Gespräche mit der Familie – Parlasca hinterließ drei Kinder, acht Enkelkinder und eine Urenkelin – zogen sich aber länger hin. Verheiratet war er mit der 2017 verstorbenen Archäologin Ingemarie Parlasca.
Professor in Erlangen
Parlasca, 1925 in Potsdam geboren, studierte ab 1943 an der Universität Berlin Klassische Archäologie, Alte Geschichte und Kunstgeschichte. Er arbeitete von 1954 bis 1960 als Assistent am Archäologischen Institut der Universität Frankfurt/Main, wo er auch habilitiert wurde. Seit 1966 war Klaus Parlasca in Frankfurt als außerplanmäßiger Professor tätig, von 1971 bis zu seiner Emeritierung 1990 als ordentlicher Professor und Leiter des Instituts für Klassische Archäologie sowie Leiter der Antikensammlung an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg. Sein Forschungsfeld reichte vom griechisch-römischen Ägypten bis zu den Hochkulturen des Vorderen Orients.
„Sein Anliegen war immer, anschaulich zu lehren“, erinnert sich Wieczorek. Er engagiert sich im Vorstand des Deutschen Verbands für Archäologie und Altertumswissenschaften, seit 2017 als Präsident. So lernte er Parlasca kennen und schätzen. Die Sammlung habe der Altertumswissenschaftler auf seinen Forschungsaufenthalten in Europa, im Vorderen Orient und den USA „im Bewusstsein zusammengetragen, dass das rechtmäßige Erwerbungen sind“, so Wieczorek. Zu jener Zeit, in den 1960er/70er Jahren, sei das auch so gewesen – heute ist der Handel mit solchen Antiken international indes verboten. „Er hat sein Leben lang gesammelt, mit ganz speziellem Blick und hoher Kenntnis der römisch-griechischen Kultur und des Vorderen Orients“, so Wieczorek. Wichtig sei ihm immer gewesen, anhand der Exponate seinen Studenten anschaulich viele Dinge erklären zu können.
Teile sind ausgestellt
Nach der Pensionierung lebte er in Frankfurt. Lange hatte der Professor einen Platz für seine Sammlung gesucht. 2013/14 kam sie in die Reiss-Engelhorn-Museen. Viele Stücke sind ausgestellt, etwa im Untergeschoss des Zeughauses in der Antikensammlung oder in der Ägypten-Ausstellung im Museum in D 5.
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