Justiz

Wendung im Drogenprozess am Mannheimer Landgericht

Zweiter Verhandlungstag, neue Aussage. Ein Hauptverdächtiger, dem Drogenhandel und versuchter schwerer Raub vorgeworfen wird, hat offen gesprochen. Pikant ist auch das Ergebnis einer Hausdurchsuchung

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Roland Schmellenkamp
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Vor dem Landgericht. © Achim Keiper

Mannheim. Überraschung am zweiten Verhandlungstag: Der zweite Hauptverdächtige packt aus, jedoch nur ein klein wenig. Yüksel D., Cem B., Veli A. und als Fahrer Enis Y. stehen vor Gericht, weil sie mutmaßlich einen verdeckten Ermittler der Polizei ausrauben wollten. Mit diesem hatten sie zuvor den Verkauf von 1,2 Kilogramm Kokain gegen 51 000 Euro ausgemacht. Doch die Polizei verhaftete die vier am 22. Juni am Ort der geplanten Tat. Seitdem sitzen die beiden Erstgenannten in Untersuchungshaft.

Yüksel D. hatte dem verdeckten Ermittler zuvor bereits drei Mal Drogen verkauft und dies sowie seine Beteiligung am geplanten Überfall zugegeben. Der 20-Jährige belastete den 22-jährigen Cem B.: Von ihm habe er die Drogen für den Verkauf erhalten, und dieser habe auch die Idee zum Überfall gehabt.

Unerwartete Wendung am Mannheimer Landgericht

Cem B. hatte sich am ersten Verhandlungstag am Landgericht als Mitläufer präsentiert. Im Laufe des Prozesstags hatte jedoch ein weiterer Beteiligter erklärt, dass Cem B. beim dritten Drogenverkauf das Marihuana mitgebracht habe und nach dem Verkauf das Geld zwischen D. und B. aufgeteilt worden sei.

Am Donnerstag änderte B. seine Aussage: Yüksel D. habe ihn gebeten, 200 Gramm Marihuana zu besorgen. Er habe dies bei einem seiner Dealer geholt und 210 Gramm für 1100 Euro erhalten, zehn Gramm seien für seinen Eigenbedarf gewesen. Yüksel D. habe die 200 Gramm für 1300 Euro verkauft und 200 behalten. Zum Überfall sagte er, Yüksel D. habe diesen geplant, er habe sich nur dazu überreden lassen. Seine Aufgabe sei gewesen, „die Augen offenzuhalten und dazu zu kommen, wenn Yüksel oder Veli Probleme haben“.

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Dass B. möglicherweise beim geplanten Überfall der Anführer der Vier gewesen sein könnte, legen jedoch Aussagen nahe, die die Polizei kurz vor seiner Verhaftung hörte. Demnach sagte Cem B. zu Yüksel D.: „Wenn das schiefgeht, war das alles hier umsonst“ und „ich reiße die Tür auf, pfeffer den sofort und du nimmst das Geld“. Pfeffern bedeutet die Verwendung von Pfefferspray.

Pikant ist auch das Ergebnis der Hausdurchsuchung: Cem B. hatte in seinem Zimmer in der Wohnung seiner Eltern eine Feinwaage und 4700 Euro Bargeld in der Schublade. Marihuana wurde nur in einer kleinen Menge gefunden, dafür aber eine Schreckschusswaffe, ein Schlagring und ein Klappmesser. Bei Yüksel D. fand die Polizei weder Waffen noch Drogen oder hohe Bargeldbeträge.

Kokain bei Verhaftung weggeworfen

Cem B. sagte auch zu seinem Rauschgiftkonsum aus: Seit dem 17. Lebensjahr rauche er täglich, zuletzt drei Gramm pro Tag. An Wochenenden habe er zusätzlich viel Schnaps getrunken. Liegt eine Sucht vor, kann ein Verurteilter in eine spezielle Haftanstalt mit Therapie kommen, wo es angenehmer zugeht. Richter Joachim Bock wies B. darauf hin, dass dieser Aufenthalt einige Jahre dauern könne, außerdem müsse zum Prozess ein Gutachter hinzugezogen werden, was das Urteil verzögern werde.

Nach einer Pause betonte seine Anwältin Sabrina Hausen: Ihr Mandant habe in der Haftanstalt gehört, dass man am besten vor Gericht sagen soll, dass man möglichst viel konsumiert, dann wäre die Haft am kürzesten. Sie wolle die Aussage von B. relativieren, zwar würde er regelmäßig Marihuana konsumieren, aber nicht im genannten Umfang.

Yüksel D. wurde unter anderem dazu befragt, ob er beim geplanten Überfall eine Probe Kokain dabei gehabt habe. Das bestritt er zunächst, gab auf Nachfrage des Gerichts jedoch zu, ungefähr 0,4 Gramm in der Hosentasche gehabt und bei der Verhaftung weggeworfen zu haben. Das Kokain habe er vom Mitangeklagten Veli A. erhalten. Sein Rechtsanwalt Alexander Klein über die widersprüchlichen Aussagen: „Yüksel wollte A. nicht belasten.“

Der Prozess wird am 30. November um 9 Uhr fortgesetzt.

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