Kritik der Händler - Pflastersteine auf den Planken stark verschmutzt und stellenweise schon locker / Einzelhändler und Gastronomen unzufrieden über den Zustand

Wegen dreckiger Planken: Sorgen um Attraktivität der Mannheimer City

Von 
Christian Schall
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Verschmutzungen in der Mannheimer Innenstadt © Christian Schall

Mannheim. Umherfliegende Papierservietten, Laub und Plastikfolien - es mag nur eine Momentaufnahme gewesen sein, die ein böig wehender Wind maßgeblich beeinflusst hat. Doch so, wie sich die Planken am Montagnachmittag vorletzter Woche präsentiert haben, waren sie alles andere als einladend. Unterstützt wurde dieser Eindruck durch Dutzende Papiermüllcontainer und Kartonagen, die schon zur Abholung am nächsten Morgen bereitstanden.

An anderen Tagen ist das Erscheinungsbild von Mannheims wichtigster Einkaufsstraße kaum besser. „Es wäre an der Zeit, mal wieder eine Reinigungsaktion für die City zu machen“, fordert Lutz Pauels, der Vorsitzende der Werbegemeinschaft City. „An das Thema müssen wir unbedingt noch mal ran.“

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Zwar gibt es einen genauen Reinigungsplan (siehe Infobox). Am Farbunterschied der Steine ist aber genau auszumachen, welche Stellen die Kehrmaschine nicht erreicht. Eine spezielle Fugenreinigung, um die Zigarettenstummel zu beseitigen, gibt es nicht, sagt Rathaus-Sprecher Kevin Ittemann. „Die saugenden Kehrmaschinen und die zur Belagsreinigung eingesetzten Maschinen nehmen die Zigarettenreste aus den Fugen zum Teil mit auf.“

Kritik an Fast-Food-Läden

„Es gibt doch die hohen Bußgelder. Als sie eingeführt wurden, war das Thema in ganz Deutschland. Aber das hat nur 14 Tage gehalten“, kritisiert Dario Fontanella. „Das Bild, das sich bietet, wenn man vom Ring in die Planken kommt, ist desolat.“ Etwa 80 Prozent seiner auswärtigen Gäste würden den Zustand beanstanden: „So schmutzig haben wir uns Mannheim nicht vorgestellt“, heiße es dann. Er sieht die Schuld bei den Fast-Food-Lokalen.

So werden Planken und angrenzende Bereiche gereinigt

„Die Planken werden täglich von Montag bis Sonntag zwischen 6 und 9 Uhr von einem Team des Eigenbetriebs Stadtraumservice, bestehend aus einer kleinen Kehrmaschine und zwei Städtereinigern, gekehrt“, erklärt Dezernatssprecher Kevin Ittemann auf Anfrage.

Bis zu drei Mal täglich würden die konventionellen Papierkörbe geleert. „Die Unterflurbehälter werden zweimal pro Woche mit einem Saugfahrzeug ausgesaugt, bei gutem Wetter bis zu dreimal pro Woche.“

Ab 13 Uhr sei eine Nachmittagsschicht aus zwei Städtereinigern in der Innenstadt eingeteilt, die zur Papierkorbleerung auch punktuell grobe Verunreinigungen entferne.

Außerdem erfolge eine regelmäßige Belagsreinigung in den Planken – in der Regel täglich von Montag bis Freitag von zwei Mitarbeitern. Primär komme dabei ein Geräteträger mit einem angebauten Schrubbdeck zum Einsatz. Darüber hinaus würden ein Geräteträger mit Sprühbalken, handgeführte Scheuersaugmaschinen, Hochdruckreiniger und Handschrubber verwendet. Im Schienenbereich könne aufgrund des Straßenbahnverkehrs nur an Sonn- und Feiertagen gereinigt werden.

Die letzte Hochdruckreinigung gab es im März 2019 vor der Planken- Wiedereröffnung durch ein beauftragtes Privatunternehmen.

Alexander Seppel, der auf den Planken zwei Schuhgeschäfte hat, stimmt dieser Einschätzung zu. „Ich verstehe nicht, dass man die Gastronomie nicht mehr in die Pflicht nimmt.“ Kunden, die bereit seien, auch mal mehr Geld auszugeben, kämen momentan nicht nach Mannheim. Eine Kassenauswertung bestätigt seine Annahme: „Mannheimer kaufen mehr in unseren Geschäften in Heidelberg und Baden-Baden ein.“ Wer einen schönen Einkaufsbummel machen wolle, für den sei es auf den Planken nicht einladend.

Drumherum bietet sich ein ähnliches Bild. „Es sieht ungepflegt aus. Jeden Morgen muss man zum Besen greifen“, bemängelt Marion Anders, die in der Freßgasse einen Friseursalon betreibt. „So, wie es dort aussieht, möchte ich mein Geschäft nicht präsentieren. Die Kippen müssen Sie mit einer Pinzette aus den Fugen picken.“ Sie habe selbst einmal geraucht, könne aber nicht verstehen, warum Raucher ihre Kippen nicht in die Aschenbecher werfen. „Ich bin unzufrieden mit der Sauberkeit, da muss mehr getan werden.“

Nur wenige Bußgelder in Mannheim

„Seit der Einführung der höheren Bußgelder in 2019 haben wir intensive Kontrollen durchgeführt. Unsere Citystreife hatte im Bereich der Planken und der Breiten Straße 2019 insgesamt 419 Fälle im Zusammenhang mit nicht ordnungsgemäß entsorgtem Müll festgestellt“, sagte der Erste Bürgermeister und Ordnungsdezernent Christian Specht auf „MM“-Anfrage.

Leider habe sich durch die pandemische Lage die Situation ab Februar/März 2020 für viele Ämter und den Ordnungsdienst mit seinen 36 Stellen „grundlegend und revolutionär verändert und unsere Prioritäten komplett verlagert“ – mit einer Vielzahl neuer Aufgaben.

Daher habe man den Fokus auf die Einhaltung der Corona-Regeln gelegt – mit Folgen: 2020 seien 150 Müll-Verstöße festgestellt worden (davon rund 90 bis März), 2021 bis Ende Juni 20. Wegwerfen von Kippen oder Papier kostet 75, Kaugummi 100 Euro.

„Ich bin vorhin wieder über Planken und Paradeplatz gelaufen - es sieht furchtbar aus und ist eine Schande“, urteilt Christian Bausback, der einen Teppichhandel in der Kunststraße führt. „Die Stadt verdonnert uns, für die Gehwegreinigung zu bezahlen, aber das funktioniert überhaupt nicht. Früher, als wir noch selbst gefegt haben, war es sauberer.“ Dass es anders geht, hat er vor ein paar Tagen bei einer Geschäftsreise nach Göttingen erlebt. „Die Stadt ist sicher kleiner, aber da war es sauber und ordentlich.“ Er ist dafür, dass die Stadt die Verursacher mehr bestraft: „Es gibt doch einen Bußgeldkatalog.“

Einsatz von festem Fugenverguss wird geprüft

Ein weiteres Ärgernis sind lockere Pflastersteine in Höhe der Vetter-Passage in O 7, entlang des Begrenzungsstreifens zu den Schienen. Das soll bald korrigiert werden, allerdings: „Die Schadensbeseitigung kann nicht im Rahmen der Gewährleistung abgewickelt werden, da die Ursachen im Verkehr und in den intensiven Reinigungstätigkeiten der Stadt zu suchen sind. Durch die hohe Verkehrsbelastung im Gleisbereich und dem unmittelbar angrenzenden Pflasterbereich wird die Oberfläche stark belastet und zusätzlich verschmutzt“, so Ittemann.

Entsprechend werde eine Reinigung notwendig, die dazu führe, dass das Fugenmaterial stellenweise ausgetragen werde und die Steine durch die zu hohe Verkehrsbelastung verschoben werden könnten. „Zusätzlich sind in manchen Bereichen Nager in der Pflasterbettung unterwegs, die zusätzlich für Stabilitätsprobleme sorgen“, so Ittemann. Die lockeren Steine müssten daher im Rahmen des Unterhalts gerichtet und die Fugen verschlossen werden. Derzeit werde geprüft, ob in manchen Bereichen ein fester Fugenverguss, ähnlich wie am Lindenhofplatz, zum Einsatz kommen könnte.

Stichwort Nager - sie sind für Fontanella ein großes Ärgernis. „Die Mäuse kommen aus den Baumscheiben und laufen auch tagsüber zwischen den Tischen herum.“ Er kritisiert die Köderboxen in den Baumscheiben: „Sie müssen wöchentlich nachgefüllt werden, das passiert aber nicht.“ Und noch einen Vorwurf macht Fontanella der Stadt: „Die Bäume werden nicht gepflegt.“ Eine klebrige Flüssigkeit - er vermutet Läuse als Ursache - tropfe herunter und verklebe den Boden sowie seine Möbel und Markisen. Das bemängelt auch Anders: „Die Bäume sind von Ungeziefer befallen, das unter den Fahrradsattel krabbelt.“

Redaktion Redakteur in der Wirtschaftsredaktion

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