Energie

Wasser in zwei Mannheimer Freibädern nun an kälteren Tagen etwas kühler

Die Stadt Mannheim reagiert auf Probleme bei Gasversorgung und lässt die Schwimmbecken-Heizungen im Carl-Benz-Bad und in Sandhofen ab sofort aus. Es heißt, dass Wasser werde sich auch so kaum abkühlen.

Von 
Steffen Mack
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Das am Mittwoch ziemlich verwaiste Carl-Benz-Bad: An der Wassertemperatur liegt es nicht, auch ohne Beckenheizung sind es 24,9 Grad. © Lukas Adler/PIX

Mannheim. Dirk Böttcher versteht die ganze Aufregung nicht. Der Betriebsstellenleiter des Carl-Benz-Bads steht am Beckenrand und streckt die Hand mit dem Thermometer aus. Bücken muss er sich dafür nicht. „Das geht mit Laser, damit könnte ich auch Ihre Körpertemperatur messen“, sagt Böttcher. Dann zeigt er das Display: 24,9 Grad. So warm sei das Wasser bei diesem Wetter automatisch. Die Beckenheizung hätten sie schon seit Wochen nicht mehr einschalten müssen, um auf die angestrebten 24 Grad zu kommen.

Stadt erhört Habecks Appell

Nun sollen sie in der Gartenstadt ebenso wie in Sandhofen in diesem Jahr ganz aufs Schwimmbecken-Heizen verzichten. Ebenso wie andere Kommunen reagiert Mannheim damit auf die Probleme bei der Gasversorgung. In ihrer Antwort auf eine entsprechende „MM“-Anfrage (aus der später eine Pressemitteilung für alle wird) verweist Sportdezernat-Sprecherin Corinna Hiss am Mittwochmorgen gleich im ersten Satz auf Robert Habeck. Der Bundeswirtschaftsminister von den Grünen hat appelliert, den Gasverbrauch überall, wo möglich, zu reduzieren. Jede Kilowattstunde helfe.

Dann wird Bürgermeister Ralf Eisenhauer zitiert, der Stadt sei zwar nach zwei Sommern mit Corona-Einschränkungen diesmal eine unbeschwerte Freibadsaison besonders wichtig. „Allerdings dürfen wir bei der aktuellen Lage und einem möglichen Gasmangel in Deutschland nicht verschwenderisch sein.“ Und eine angenehme Wassertemperatur von mindestens 24 Grad könne aktuell auch über die Sonnenstrahlen gehalten werden. Wenn nicht, wird es fortan in jenen zwei städtischen Freibädern kühler. Die anderen beiden, das Herzogenriedbad und das Parkschwimmbad Rheinau, werden wie die Hallenbäder mit Fernwärme betrieben.

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Somit könnten die Auswirkungen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine beim Schwimmen in Sandhofen und im Carl-Benz-Bad unmittelbar spürbar werden. Bibbern wegen Putin, quasi. Diese Vorstellung lässt neben der Zeitung auch Radio und Fernsehen bei Böttcher in der Gartenstadt vorbeischauen. Der Betriebsleiter, ein freundlicher Mann mit viel Bäder-Erfahrung, kommt aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr heraus. Geduldig erklärt er dem da leider ziemlich unbedarften „MM“-Reporter, dass die Wassertemperatur auch ohne Heizung selbst an kühleren Tagen nicht unter 21, 22 Grad sinken werde. Das Frischwasser, von dem er regelmäßig pro Badegast 30 Liter zugebe, sei zwar nur 13, 14 Grad kalt. Aber vermischt mit dem Beckenwasser erwärme es sich sehr schnell.

Natürlich komme es speziell frühmorgens immer wieder mal vor, dass sich jemand beschwere „Hu, heute ist aber kalt“, räumt Böttcher ein. Doch erstens sei das eher die Ausnahme als der Normalfall. Zweitens wüssten die Betreffenden meist nicht, dass man die Beckenheizung nicht einfach mal kurz aufdrehen könne, sondern die in der Regel zwei Tage lang laufen lassen müsse.

„Wenn man sich bewegt, geht’s“

Spricht man beim Gang übers Freibadgelände mit weiteren Beschäftigten, hört man Interessantes. Der klassische Dialog zwischen zwei Badegästen gehe so: Sobald der erste im Wasser sei, rufe der zweite: „Und? Kalt?“ Antwort nach ein paar Mal Schnaufen: „Wenn man sich bewegt, geht’s.“ So sähen das eigentlich alle Schwimmer. Kinder und Jugendliche indes seien mitunter empfindlicher. Und vor allem Mütter: Es gebe sogar welche, die ihre Hand prüfend in die Hygiene-Duschbecken legten. „Und wenn sie das zu kalt finden, nehmen sie ihr Kind kopfschüttelnd auf den Arm und tragen es durch.“

Böttcher wiederum meint sich zu erinnern, dass die Stadt vor Jahren schon mal die Beckenheizungen abgestellt hatte. Auf telefonische Nachfrage bringt Sprecherin Hiss dazu in Erfahrung, im Zuge eines Haushaltsstrukturprogramms habe dies die Verwaltung vor rund zehn Jahren lediglich vorgeschlagen. Nach zahlreichen Bürgerbeschwerden sei darauf dann verzichtet worden. „Wir sind jedoch optimistisch, dass unser Vorgehen dieses Mal auf Zustimmung stößt.“ Die 24 Grad könnten ja schon mit dem warmen Sommerwetter gehalten werden, zudem seien nur zwei von vier Freibädern betroffen.

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Eine nicht-repräsentative Umfrage unter den wenigen, die an diesem Mittwoch im Carl-Benz-Bad sind, lässt keine Proteststimmung erkennen. Angela Scholz etwa sagt, sie würde auch bei zwei, drei Grad weniger ins Wasser gehen. Nicole und Alexander Rieker würden sich davon ebenfalls nicht abschrecken lassen.

Auf der „MM“-Facebookseite findet sich zwar in erster Linie Kritik – so meint eine sich Marie-Lou Flamingo nennende Frau: „Frechheit!!! Man hätte schon längst auf Solaranlagen umstellen können.“ Doch Jutta Hagen schreibt, dass es zu ihrer Jugendzeit gar keine Beckenheizung gegeben habe: „Wenn das Wasser 19 Grad hatte, war das okay.“

Redaktion Steffen Mack schreibt als Reporter über Mannheimer Themen

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