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„Bordell-Projekt mit vielen Fragezeichen“ titelte diese Redaktion dieser Tage in Zusammenhang mit einem Wirtschaftsprozess wegen Kreditbetrugs. Grund: In dem Verfahren spielt die Lupinenstraße insofern eine Rolle, als der Angeklagte auch mit jener Immobiliengesellschaft zu tun hatte, die dort Grundstücke aufkauft und eine Wohnbebauung plant - sofern sie für die Sex-Etablissements als Ausweichstandort kommunale Fläche erhält.
Diese Redaktion fragte im Rathaus nach, was es damit auf sich hat. Tenor des Gesprächs mit Petar Drakul, persönlicher Referent des Oberbürgermeisters: Grundsätzlich sei die Stadt daran interessiert, Prostitution aus der Neckarstadt-West herauszubringen. Mit dem Immobilienverwerter habe es Gespräche, aber keine Vereinbarungen gegeben.
Die Lupinenstraße
Die Lupinenstraße ist die 19. und letzte Querstraße der Mittelstraße am Rande des Stadtteils Neckarstadt-West und heißt im Volksmund auch die „Neunzehnte“.
Seit einem Gemeinderatsbeschluss von 1961 gilt die einstige Gutemannstraße offiziell als Bordellgasse und erklärtes Sperrgebiet für Prostitution.
Der Name Lupinenstraße leitet sich zwar von der Pflanzenbezeichnung ab, hat aber auch damit zu tun, dass im antiken Rom Dirnen „Lupa“ hießen.
Seit 2018 ist die Neckarstadt-West Sanierungsgebiet - mit dem Ziel, den sozialen Brennpunkt aufzuwerten. Petar Drakul betont, dass die „Lokale Stadterneuerung“, kurz „LOS“ , schon einiges erreicht hat. Er nennt beispielhaft die Umgestaltung des Neumarkts und den aufwendig renovierten Kaisergarten, der im April als Kinder-Campus eröffnet wurde. „Im angrenzenden Prostitutionsbezirk kommen wir aber nicht weiter.“
Mannheimer Reeperbahn ist unerwünscht
Und warum nutzt die Kommune nicht ihr Vorkaufsrecht? Darauf verzichtet die Stadt im Rotlichtviertel, so der OB-Referent, weil man keine Bordelle erwerben wolle. „Wir hören uns aber grundsätzlich an, was Investoren vorhaben.“
Vor zwei, drei Jahren habe eine Mannheimer Immobiliengesellschaft, die gerade dabei war, in der Bordell-Gasse Grundstücke zu kaufen, Pläne vorgestellt. Laut Drakul handelte es sich zunächst um eine Art Amüsiermeile. „Wir machten klar, dass eine Mannheimer Reeperbahn unerwünscht ist!“ Daraufhin präsentierte das Unternehmen ein neues Konzept. Und dies sehe vor, dass Rotlicht-Etablissements zugunsten von Wohnungen auf eine Ausweichfläche jenseits des dicht bevölkerten Stadtteils verlegt werden.
„Natürlich begrüßen wir, wenn Prostitution aus der Neckarstadt-West verschwinden würde“, kommentiert dies der persönliche Referent des Oberbürgermeisters. Deshalb seien bei den Gesprächen mit dem Immobilienverwerter sämtliche Fachbereiche des Rathauses, auch die GBG (Gemeinnützige Baugesellschaft), einbezogen worden.
In dem Wirtschaftsprozess am Mannheimer Landgericht - hier taucht das Projekt Lupinenstraße jenseits eigentlicher Anklagevorwürfe auf - kam zur Sprache, dass bei der Suche nach einem Alternativstandort für verlagerte Bordelle auch die Untermühlaustraße und dort ein großes Grundstück der GBG im Gespräch waren. Dies bestätigt Petar Drakul. Außerdem sei die Ludwig-Jolly-Straße im Blick gewesen. Der OB-Referent verweist darauf, dass Städte wie Heidelberg und Düsseldorf bereits erreicht haben, dass Eroscenter geschlossen und außerhalb von Wohnquartieren neu gebaut wurden. Drakul: „In Mannheim sind wir aber in der Frage der Ausweichfläche nicht weitergekommen.“
Weil ein angeklagter Geschäftsmann aus Nussloch in Verdacht steht, der im Mannheimer Bordellviertel aktiven Immobiliengesellschaft eine Million aus einem betrügerischen Verkauf als Darlehen gewährt zu haben, ist in dem Wirtschaftsprozess auch die Lupinenstraße Thema. Wie der Geschäftsführer des Grundstücksverwerters ausführte, hätten zwar Geldinstitute an dem Projekt mit einem Finanzvolumen von 60 bis 80 Millionen Euro Interesse signalisiert, gleichwohl sei es schwierig, Kredite zu erhalten: „Banken wollen nicht in den Geruch kommen, ihr Geld mit einem Puff zu verdienen.“
Die Immobiliengesellschaft samt Ableger hätten inzwischen private Investoren gefunden. Aktuell besitze man knapp 80 Prozent der Lupinenstraße. Fünf weitere Eigentümer hätten für ihre Etablissements noch Bestandsschutz. Auf die Frage des Gerichts, wie der aktuelle Projektstand mit der Stadt als Kooperationspartner sei, kommt die Antwort: „Erst mal auf Eis gelegt.“ In diesem Sinne äußert sich auch das Rathaus.
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