Als Aufnahmen einer Haus-Überwachungskamera einen Mann zeigen, der sich zwei Mal nachts mit einer Plastikflasche durch den Garten zu einem Einfamilienhaus schleicht, unterhalb des Fensters Flüssigkeit verschüttet, die wenig später aufflammt, schaut der Angeklagte im Saal 1 des Landgerichts auf den Boden und nicht auf die Leinwand. Dem Mittvierziger wird neben Brandstiftung auch versuchter Mord zur Last gelegt.
Mustafa Y. streitet keineswegs ab, dass er der gefilmte Täter mit halb verdecktem Gesicht ist, der am späten Abend des letztjährigen 15. August und noch einmal zwei Stunden nach Mitternacht Brandbeschleuniger verspritzt und angezündet hat. Vom Sachschaden her – rund 3000 Euro – verlief das Zündeln glimpflich. Vor allem deshalb, weil glücklicherweise eine Nachbarin sofort mit Wasser zur Stelle war. Obendrein fing der Rollladen aus Aluminium kein Feuer.
Schwer wiegt hingegen: Staatsanwältin Utt geht davon aus, dass der seit 2011 in Mannheim lebende Türke „billigend“ den Tod von zwei Menschen in Kauf genommen habe. In einer von Verteidiger Alexander Klein verlesenen Einlassung erklärt dessen Mandant, gar nicht gewusst zu haben, dass in dieser Nacht eine Haushaltshilfe in dem während der Sommerferien vermeintlich verwaisten Anwesen schlief und nachts noch der im Ausland gewähnte Eigentümer auftauchen würde. „Ich wollte auf keinen Fall Menschenleben gefährden“, beteuert der Angeklagte. Einen großen Brand habe er ebenfalls nicht beabsichtigt. Mustafa Y. lässt vortragen, dass er ein Zeichen der Vergeltung setzen wollte.
Konflikt mit Unternehmer Hintergrund der mutmaßlichen Tat
Als Hintergrund blitzt ein Konflikt im türkischen Milieu auf. Der schon vor Jahren in eine Alkoholabhängigkeit gedriftete Angeklagte lag nicht mit irgendeinem Landsmann im Clinch – sondern mit einem erfolgreichen Geschäftsmann, der in der Region wie im Ausland aktiv ist. Von dessen wirtschaftlichem Status kündet im Gerichtssaal das Foto jenes Nobelhauses im Herzen des Lindenhofs, wo der Brand gelegt worden ist. Der Angeklagte gibt an, zum nächtlichen Feuerleger aus Wut geworden zu sein. Denn jener Unternehmer habe das Verwüsten des Bistros seines Bruders in Sandhofen veranlasst. Ob dies tatsächlich zutrifft, bleibt beim ersten Verhandlungstag offen. Fest steht lediglich: Morgens ist ein Kanaldeckel gegen die Fensterscheibe des Lokales geworfen worden, und abends haben vier Männer die Einrichtung verwüstet.
Die Schwurgerichtskammer hört die frühere Lebensgefährtin des Angeklagten, die in dem Bistro arbeitete, wie auch den Bruder und Lokalbetreiber – aber trotz Wortschwall im Zeugenstand bleiben Fragen offen, Zusammenhänge ungeklärt. Der Prozess wird am 13. Mai, 9 Uhr, fortgesetzt. wam
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