"Meine Mama hatte Darmkrebs." Das Mädchen erzählt, dass ihre Mutter mehrfach operiert wurde, eine "Chemo" bekam - "aber jetzt ist sie wieder gesund". Dass seiner Tante die Haare ausfielen, als sie Krebs hatte, berichtet ein Junge. Bei der Kinder-Uni Medizin gehen die kleinen Besucher unbefangen mit jenen tückischen Krankheitsphänomenen um, die vermutlich so alt wie die Menschen sind. Tobias Gutting, Arzt der II. Medizinischen Klinik, erläutert anschaulich, aber keineswegs angsteinflößend, was sich bei Krebs im Körper abspielt.
Infos von der Giftexpertin
Vier Themenblöcke bietet das Gemeinschaftsprojekt der Universitätsmedizin Mannheim (UMM) und des "Mannheimer Morgen". Auch diesmal sind die Vorlesungen für zwei Altersgruppen maßgeschneidert. Am Freitag gehört der Klinikum-Hörsaal den Zwölf- bis 16- Jährigen. Giftexpertin Sonani Mindt schaut in bunte Tüten mit angeblichen Badesalz-Kräutermischungen wie "Black Mamba" oder "Pink Panthers", die meist übers Internet vertrieben werden. Die Mitarbeiterin des Instituts für Klinische Chemie macht Jugendlichen klar, warum solche Drogen-Substanzen mit unberechenbarer Rauschwirkung höchst gefährlich sind.
Das Kreuz mit dem Kreuz macht nicht nur älteren Menschen zu schaffen - auch jungen. Warum manchmal sogar ein Korsett als Therapie unerlässlich ist, erläutert Christina Krieter. Die Ärztin vom Orthopädisch-Unfallchirurgischen Zentrum plädiert für Bewegung: Weil stundenlanges Sitzen vor dem Computer die (Rücken-) Muskulatur samt Halteapparat schmerzhaft beeinträchtigen kann.
Natürlich ist Fred Fuchs, das Maskottchen der "MM"-Kinderseite dabei, als am Samstag wissenshungrige Mädchen und Buben im Grundschulalter dort lauschen, wo üblicherweise erwachsene Studierende auf den Heilberuf vorbereitet werden. In dem großen Hörsaal hat vor Jahren auch Tobias Gutting gesessen, der inzwischen in einem Klinikum-Labor forscht. Wie es dazu kommt, dass manche Zellen in unserem Organismus "Quatsch machen", die Körperpolizei austricksen und sich dabei rasant vermehren, ist Thema des jungen Arztes. Er schildert aber auch, was die Medizin für Behandlungsmöglichkeiten hat, um einen Krebs zu bekämpfen - häufig, wenn auch nicht immer, erfolgreich. Beispielsweise mit Strahlentherapie. "Die könnt ihr euch so ein bisschen wie ein Lichtschwert bei Star Wars vorstellen." Das leuchtet ein.
Ein Mädchen möchte wissen, ob man auch selbst etwas gegen die "bösen Zellen" unternehmen kann. "Ihr solltet später nicht rauchen!" Einige Kinder berichten, dass der Papa oder andere Familienmitglieder gerade dabei sind, von der Zigarette loszukommen.
Nach einer Imbiss-Pause schauen die "Mini-Studis" gerührt und auch ein bisschen erschrocken auf Lichtbilder mit winzig kleinen, "verkabelten" Säuglingen. Jedes zehnte Baby kommt zu früh auf die Welt, erfährt das junge Publikum. Klinikdirektor Thomas Schaible erzählt von einem Jungen, der bei der Geburt gerade mal 500 statt der üblichen 3500 Gramm wog. Im Brutkasten habe er drei Monate lang mit Hilfe von High-Medizin, aber auch mit viel Fürsorge und (Haut-)Kontakt all jene Reifungsschritte nachgeholt, für die andere Babys im Bauch der Mama drei Monate länger Zeit haben.
Der Neonatologe hat einen Inkubator (Brutkasten), Lehrpuppen unterschiedlicher Größe und viel Anschauungsmaterial mitgebracht, so dass die Kinder eine Vorstellung von der aufwendigen "Frühchen"-Pflege auf einer Intensivstation bekommen. Warum am Vorlesungsende Albert Einstein mit rausgestreckter Zunge auftaucht? Weil der berühmte Physiker ein "Frühchen" war - wenngleich kein extrem kleines. Einstein glaubte nicht nur an die Naturwissenschaft, sondern auch an das Leben als Wunder - was immer wieder aufs Neue die "Frühchen"-Medizin beflügelt.
Die Kinder-Uni Medizin
- Die Kinder-Uni Medizin hat 2006 als bundesweit einmaliges Konzept Premiere gefeiert. Von Anfang an kooperieren die Universitätsmedizin Mannheim (UMM) und der "MM".
- Seit Jahren unterstützen die Bäckerei Grimminger und die Odenwaldquelle: Zwischen den Vorlesungen gibt es eine stärkende Pause.
- Der Kinder-und Jugendmediziner Rüdiger Adam koordiniert und moderiert die etwas andere Lehrveranstaltung für junges Publikum. Diesmal an zwei Tagen mit vier Veranstaltungsblöcken für die Altersgruppen zwölf bis 16 und sieben bis elf.
- Der Erlös der Tickets, jeweils zwei Euro, kommt wieder komplett der "MM" -Aktion "Wir wollen helfen" zugute. (wam)
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