Mannheim. „Es wird anstrengend, denn wir sind später dran als gedacht“, seufzte Thorsten Riehle. Dennoch will der neue Kulturbürgermeister, dass zum Carl-Theodor-Jahr in Mannheim mehr passiert als bisher geplant. Vor allem wünscht er sich „ein großes Aufmerksamkeitsevent in der Stadt“, also ein Fest, „damit das Thema auch im öffentlichen Raum präsent ist“, wie er sagte.
Der von 1742 bis 1777 vom Mannheimer Schloss aus regierende Kurfürst würde am 10. Dezember 300 Jahre alt. Bereits am 16. Februar lag sein Tod 225 Jahre zurück. Riehle ergriff jetzt kurz nach seinem Amtsantritt die Initiative und holte zahlreiche Vertreter von Kultureinrichtungen und Vereinen aus Mannheim und der Region an einen Tisch, um die bisher geplanten Aktivitäten zum Carl-Theodor-Jahr zu koordinieren und neue anzustoßen.
Schwetzingen hat viel vor
Dabei wolle er das Thema „regional verstehen“, sagte Riehle und begrüßte zu der Runde auch den Ersten Bürgermeister von Schwetzingen, Matthias Steffan. Der fand „total toll, dass sich so viele Leute zusammenfinden“, meinte er mit Blick auf die Teilnehmer. Er regte an, alle Aktivitäten „unter einer Marke, unter einem gemeinsamen Logo“ zu bewerben - ein Logo, das Schwetzingen als Sitz der Sommerresidenz des Kurfürsten mit dem Monogramm „CT“ schon hat. „Es wäre ein wichtiges Signal für gemeinsame Marketingaktivitäten in der Region“, meinte Steffan. Schön wäre, wenn das Thema für die gesamte Region koordiniert und die Bedeutung von Carl Theodor „auch in die nächste Generation weitergetragen würde“.
Allerdings sind dort die Planungen für das Carl-Theodor-Jahr schon „sehr weit fortgeschritten“, so Stadträtin Helen Heberer, die schon seit dem vergangenen Jahr versuchte, in Mannheim mehr Aktivitäten zu dem Anlass anzuregen. So gibt es in Schwetzingen bereits zahlreiche große Veranstaltungen, darunter einen Mozartsonntag mit Verkaufsoffenem Sonntag. Die Stadt hat dort schon lange alles gebündelt, ein Carl-Theodor-Jahr ausgerufen.
Weitere Akteuere ins Boot holen
In Mannheim dagegen wisse sie „von vielen Einzelaktivitäten, die wir besser miteinander vernetzen müssen“, begrüßte Heberer, auch Vorsitzende des Vereins Stadtbild, die Einladung von Riehle. Eine städtische Festveranstaltung gebe es aber nicht, bedauerte sie. „Solange jeder einzeln plant, gibt es keinen sichtbaren Auftritt nach außen“, mahnte sie und wünschte sich, „dass weitere Akteure ins Boot“ geholt würden.
„Es gibt eine ganze Reihe von Konzerten und Vorträgen“, verwies Hiram Kümper, Lehrstuhlinhaber für Geschichte des Spätmittelalters und der frühen Neuzeit an der Universität Mannheim, auf eine von seinem Lehrstuhl angelegte Übersicht im Internet. Einige Teilnehmer der Gesprächsrunde ergänzten auch noch Aktivitäten, von Kostümführungen und Buchvorstellungen bis zum Gedenkgottesdienst am 15. Dezember in der Jesuitenkirche.
Die Staatlichen Schlösser und Gärten haben sich dagegen „bewusst gegen einen großen Festakt entschieden“, so Konservator Ralf Wagner. Im Schloss Schwetzingen gibt es im Oktober eine große dreitägige Tagung „Carl Theodor 3.0 - Facetten eines Fürsten“ und Anfang November eine viertägige Multimedia-Illumination zu seiner Lebensgeschichte an der Schwetzinger Ehrenhoffassade rund um den Namenstag des Kurfürsten, mit dem man die breite Öffentlichkeit ansprechen wolle.
Das Nationaltheater wird vom 1. bis 10. Oktober Musik aus der Zeit Carl Theodors in der neuen Ersatzspielstätte „Oper am Luisenpark“ in den Mittelpunkt stellen. Dazu kommen in Mannheim zwei kleine Ausstellungen: Pünktlich zum 300. Geburtstag am 10. Dezember wollen die Reiss-Engelhorn-Museen im Erdgeschossdes Zeughauses besondere Themen zum Wirken des Kurfürsten präsentieren. Das Marchivum bereitet eine Ausstellung vor, die voraussichtlich ab 16. Oktober im kleinen Sonderausstellungsraum neben der Stadtgeschichtlichen Ausstellung läuft.
„Aber was fehlt, ist ein gemeinsamer Termin, an dem wir das alles bündeln und nach außen sichtbar machen“, bekräftigte Hiram Kümper und betonte die Bedeutung von Carl Theodor für die Entwicklung von Mannheim und der ganzen Kurpfalz. „Es gibt viel dezentral, das ist toll“, so Kümper. Aber er wünsche sich daher schon das, was bereits Bürgermeister Riehle vermisst hatte: „Ein gemeinsames, großes Event.“
Kein Geld im Etat
Riehle stellte in der Runde mehrfach die Frage, wie man das Thema „in die Öffentlichkeit trage“, etwa durch ein Festwochenende in der Innenstadt. So könne man auch überregional touristisches Interesse nach Mannheim und die Region lenken. „Da würde eine Dachmarke sicher Sinn machen“, griff er auf, was Matthias Steffan angeregt hatte.
Das bekräftigte Robert Montoto, Leiter des Kulturbüros der Metropolregion Rhein-Neckar. Er bot an, die 100 000 Abonnenten des Kulturmagazins der Region anzuschreiben, wenn es wirklich städteübergreifende Aktionen gebe, „was ich sehr begrüßen würde“, wie er sagte.
Allerdings stellte sich heraus, dass viele mögliche Wochenenden in Mannheim schon durch andere Aktivitäten, vom Stadtfest bis zu großen Ausstellungseröffnungen zu anderen Themen in der Kunsthalle (Neue Sachlichkeit) oder den Reiss-Engelhorn-Museen (Großprojekt „Essen und Trinken), belegt sind. Zudem ist im städtischen Etat bisher nichts für ein Event zum Carl-Theodor-Jahr eingeplant. Riehle gab daher seinem Büro den Auftrag, zumindest alle Aktivitäten zu koordinieren. Die städtische Tochter Event & Promotion soll Möglichkeiten suchen, wann und wie ein Fest machbar wäre - möglichst noch vor der Sommerpause.
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