Mannheim. Seit zehn Jahren gibt es in der Verwaltung Menschen, die nur eine Aufgabe haben: den Klimaschutz voranzutreiben. Wie die Klimaschutzagentur mitteilt, existiert in Mannheim dazu seit zehn Jahren eine Klimaschutzleitstelle mit vier Stellen. Die Klimaschutzagentur selbst besteht aus neun Stellen. Sie gestaltet die „strategische und konzeptionelle“ Ausrichtung des Klimaschutzes in der Stadt.
Im Leitbild 2030, das sich die Stadt gegeben hat, ist dieser fest verankert. Zudem die Anpassung an Klimafolgen. Dort heißt es: „Mannheim ist eine klimagerechte – perspektivisch klimaneutrale – und resiliente Stadt, die Vorbild für umweltbewusstes Leben und Handeln ist.“
Förderprogramme für mehr Grün
Wie Marianne Crevon von der Klimaschutzagentur mitteilt, ist auch der „klimastabile Wald-Umbau des Stadtwalds“ zum Erhalt des Waldes als CO2-Senker ein wichtiger Punkt für Mannheim. Des Weiteren gibt es eine Begrünungskampagne zur „intensiveren Nutzung“ des Förderprogramms zur Begrünung von Dach-, Fassaden- und Entsiegelungsflächen, so Crevon. Die Stadt fördert Begrünung dieser mit mittlerweile jährlich 100 000 Euro, das Programm wird stark nachgefragt, heißt es aus dem Rathaus. Aktivisten wie Fridays for Future Mannheim fordern höhere Investitionen und mehr begrünte (städtische) Gebäude und Entsiegelung in der Stadt.
Dringlichkeitsplan der Stadt: Aktionsfelder mit hohem CO2-Einsparpotenzial
- Im Aktionsfeld 1 „Energieerzeugung reduziert CO2-Emissionen“ stehen der Ausbau der Solarenergie und die Dekarbonisierung der Fernwärme im Fokus.
- Im Aktionsfeld 2 „Gebäude und Infrastruktur reduzieren CO2-Emissionen“ ist es das Ziel, die öffentliche Straßenbeleuchtung auf LED umzustellen und die Stromversorgung von den stadteigenen Gebäuden mit 100 Prozent Ökostrom auf alle Beteiligungen auszudehnen.
- Im Aktionsfeld 3 „Klimaneutrale Mobilität reduziert CO2-Emissionen“ geht es um den Ausbau der Radwege und die Umsetzung der Maßnahmen zur Modellstadt Mannheim.
- Im Aktionsfeld 4 „Städtisches Grün dient als CO2-Senke und zur Anpassung an den Klimawandel“ sind Erhalt und Pflege von Grünflächen und Stadtbäumen, der klimastabile Wald und das Förderprogramm zur Begrünung wichtige Erfolgskriterien für die Zielerreichung.
- Zusätzliche Mittel wurden bereitgestellt, das Erreichen der Klimaneutralität zu sichern. Dazu wurde ein Klimaschutzfonds bei der Stadt eingerichtet (zehn Millionen über vier Jahre = 2,5 Mio Euro pro Jahr). So können auch Mehrkosten für Planung und Umsetzung finanziert werden.
Zudem wird aktuell die Stadtklimaanalyse fortgeschrieben, berichtet Crevon. Das Gutachten, welches schon vor Jahren belegte, wo die extremen – im wörtlichen Sinne Problem-Hitze-Hotspots – etwa der Quadrate liegen. Es zeigt an, wo klimaökologische Ausgleichsräume sind, wo nicht und wo sie nötig wären. Zum Beispiel in Form von Grün- oder Freiflächen. Diese Ausgleichsräume können Wärme in besiedelten Flächen verhindern, zum Beispiel in Tropennächten, die es in Deutschland immer häufiger gibt. Fehlen sie, kühlt die Stadt im Sommer (nächtlich) nicht mehr ab.
Des Weiteren gebe es einen „hohen Anteil an Grün bei Stadtentwicklung der Konversionsflächen“, so Crevon. Nach Angaben der Stadt werden von den rund 540 Hektar Konversionsfläche in Mannheim nach Abschluss der Entwicklung rund 50 Prozent der Fläche „unversiegelt und begrünt“ sein. Zudem „positioniere“ man allgemein Klima-Anpassungsmaßnahmen in kommunalen Projekten „wie Bebauungsplänen und Wettbewerben“, führt Crevon aus.
Auch werde nachhaltige Mobilität gefördert, Rad- und Fußverkehr und ÖPNV gestärkt. Dass die beiden erstgenannten Mobilitätsweisen gefördert werden, sieht man auch am wohl bald startenden Verkehrsversuch. Hinsichtlich des ÖPNV lässt sich sagen, dass 2020 inmitten der schwierigen Haushaltlsage durch Corona der Modellversuch und somit das bezuschusste Green-City-Ticket abgeschafft wurden. Mit der sogenannten Klimaschutzallianz sollen zudem die Betriebe helfen, mit der Stadt die festgesetzte CO2-Reduktion zu erreichen, heißt es von der Agentur. Weiter gibt es Förderung zu Gebäude-Energieeffizienz , erneuerbarer Energie sowie energetischer Sanierung in den Quartieren.
2009 hat sich die Stadt mit der Klimaschutzkonzeption das Ziel gesetzt, die CO2-Emissionen bis 2020 um 40 Prozent zu senken gegenüber 1990. Auf die Anfrage, wie es nun 2021 mit dem Ziel aussehe, berichtet Agnes Schönfelder, Geschäftsführerin der Klimaschutzagentur, es könne erst immer mit Verzug berichtet werden, ob das Ziel eingehalten werde. Denn die Berechnung erfolge über verzögert übermittelte Energiedaten. Dennoch: Was man schon aus der Bilanz von 2018 sagen könne: „Wir kratzen an der 30-Prozent-Marke“, so Schönfelder. Erreicht wird das Ziel also wohl nicht. Damit sei man in „guter Gesellschaft mit anderen deutschen Städten und mit Deutschland allgemein.“ Hoffnung liegt jetzt auf dem Lokalen Grünen Deal (wir berichteten). Deutlich vor 2050 und einer angestrebten Marke "Abschaltung GKM 2033" will Mannheim dann klimaneutral sein. . „Mit dem Dringlichkeitsplan, dem Klimaschutz-Aktionsplan 2030 und als Pilotstadt für einen Local Green Deal treiben wir das Klimaneutralitätsziel deutlich in Richtung 2030 voran“, so Schönfelder. Dies ist auch im Gemeinderat beschlossen und fließt in den Klimaschutz-Aktionsplan 2030 ein.
16,2 Millionen Tonnen CO2
Indes sagt Fridays for Future Mannheim: „Die Bemühungen der Stadt hin zu einem klimaneutralen Mannheim im Jahr 2050 sind absolut unzureichend und in keiner Weise kompatibel mit der 1,5 Grad Celsius Grenze und dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts.“ Man fordere im Klimaschutzaktionsplan „eine sozial gerechte Transformation mit einer strikten Orientierung am Mannheimer Emissionsbudget von 16,2 Millionen Tonnen CO2“. „Fernziele“ über das Jahr 2030 hinweg „leugnen die Dringlichkeit des notwendigen Handelns im Hier und Jetzt.“
Info: Bürgerbeteiligung: www.mannheim-gemeinsam-gestalten.de
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Umweltschutz: Die Stadt Mannheim schiebt Initiativen auf die Bürger ab