Industrie

Was die Atalanta-Gruppe mit dem ehemaligen Isodraht-Gelände in Mannheim vorhat

Von 
Alexander Jungert
Lesedauer: 
Die Atalanta-Geschäftsführer Jonas (links) und Jan Machuletz auf dem Dach des ehemaligen Isodraht-Verwaltungsgebäudes an der Rhenaniastraße. Im Hintergrund ist das Grosskraftwerk Mannheim (GKM) zu sehen. © Atalanta

Mannheim. Vom traditionsreichen Industriestandort von Isodraht, dessen Geschichte bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht, zeugen nur noch die dunkelroten Backsteingebäude. Die Produktion ist ins Ausland verlagert worden. Auch die Logistik-Mitarbeiter sind weg. Ein paar Vertriebler sind übrig geblieben, sie haben mittlerweile ein neues Büro innerhalb Mannheims bezogen.

Eine Industrie-Ruine soll an der Rhenaniastraße unweit des Grosskraftwerks (GKM) nicht stehenbleiben. Die Atalanta-Gruppe aus Weinheim, eine Investment- und Entwicklungsgesellschaft, hat das Areal gekauft. „Es ist ein historisches Gelände. Wir sind uns der Verantwortung bewusst“, sagt Jan Machuletz, der Atalanta gemeinsam mit seinem Bruder Jonas gegründet hat. Zum Kaufpreis für das Gelände und zur Höhe möglicher Investitionen machen die beiden keine Angaben. Die Industriefläche ist riesig: rund 39 000 Quadratmeter, das sind ungefähr fünfeinhalb Fußballfelder.

Zwei Brüder an der Spitze

Die Brüder Jan und Jonas Machuletz gründeten die Atalanta-Gruppe 2013 in Weinheim. Das Familienunternehmen hat rund 30 Beschäftigte.

Jan Machuletz ist Geschäftsführer, Jonas Machuletz Geschäftsführer und Projektleiter.

Atalanta entwickelt nach eigenen Angaben innovative, nachhaltige und rentable Investments im Industrie- und Gewerbesektor, der Wohnwirtschaft und engagiert sich mit Projektentwicklungen im Denkmalschutz - alles hauptsächlich zwischen Frankfurt und Stuttgart.

Zum Portfolio gehören außerdem Unternehmensbeteiligungen im IT-Sektor wie Solutions 30 Operations. Der technische Servicepartner von Vodafone hat mehr als 500 Beschäftigte in drei Ländern.

Wie sehen die Ideen nun aus? Jan und Jonas Machuletz schwebt ein moderner Gewerbepark vor, der nachhaltig ist. Mit einer ökologischen Bauweise, effizient bei Energie, Wasser und Material. Graue Betonklötze brauche heutzutage niemand mehr, sagen die beiden Geschäftsführer.

Mehr zum Thema

Politik

Kretschmann befürchtet bei Gasmangel-Lage Tausende mehr Arbeitslose

Veröffentlicht
Von
dpa
Mehr erfahren

Dabei heben sie hervor: „Die Verbindung zwischen Alt und Neu ist uns wichtig.“ Gerade wird geprüft, welche Gebäudeteile erhalten werden können. Man habe breite Erfahrung mit Denkmal-Projekten, sagt Jan Machuletz. „Wir wissen, was erhaltenswert ist und was nicht.“ Die Gebäude stammen teilweise aus unterschiedlichen Jahrzehnten.

Der neue Gewerbepark soll innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre fertig entwickelt sein. Mit Produktionsflächen, Hallen, Laboren, flexibel gestaltbaren Büros. Angesprochen sind Industrie- und Technologieunternehmen, Dienstleister und Start-ups aus Rhein-Neckar. „Wir wollen Innovationsträger ansiedeln und einen Business Park entwickeln, der sich in die Zukunft richtet“, sagt Jonas Machuletz.

„Grundsätzlich vieles möglich“

Detailliert ausgearbeitete Pläne gibt es noch keine. Das Unternehmen hat Kontakt zur Stadtplanung und zur Wirtschaftsförderung. Es habe bereits einen ersten, längeren Austausch gegeben, erklärt eine Sprecherin der Stadt. „Hinsichtlich der Planungen für die zukünftige Nutzung des Industrieareals, auf dem grundsätzlich vieles möglich ist, befindet man sich noch in einem frühen Stadium“, sagt sie. „Weitere Gespräche zwischen Investor und Stadt werden folgen.“

Im Frühjahr 2020 hatte Isodraht, das Wickeldraht für Kleinmotoren oder Generatoren sowie Drähte für die Oberleitungen von Bahnen herstellt, den Anfang vom Ende der Produktion eingeläutet. Damals hieß es, das Unternehmen schreibe seit Jahren Verluste. Mehrfach wies Isodraht auf massive Überkapazitäten am Markt hin - verbunden mit einem hohen Kostendruck. Die IG Metall wollte das allerdings nicht geltend machen. Sie warf dem Management vor, sich einem Zukunftskonzept zu verschließen und monierte fehlende Investitionen. Deutlich sprach die Gewerkschaft von „Managementversagen“. Isodraht gehört zur schwedischen Unternehmensgruppe Liljedahl.

Für 95 Mitarbeiter, die von der Schließung der Produktion betroffen waren, wurde ein Sozialplan vereinbart. Dieser sah Abfindungen und eine Transfergesellschaft vor, in der die Beschäftigten weiterqualifiziert werden sollten.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

Copyright © 2025 Mannheimer Morgen