Mannheim. Mannheim liegt in einer der wärmsten Gegenden Deutschlands - und bietet damit ein gutes Klima für die Asiatische Hornisse. Die invasive Art hat sich immer weiter ausgebreitet und ist dieses Jahr besonders häufig im Raum Mannheim gesichtet worden. Vermutlich wurde das Insekt über den Seeweg zusammen mit Importwaren aus Südostasien nach Frankreich eingeschleppt, wo die Hornissen ganze Bienenstöcke leer gefressen haben sollen. Der „MM“ hat beim BUND und beim Regierungspräsidium Karlsruhe nachgefragt, welche Folgen die Ausbreitung des bei uns neuen Insekts hat.
Was sollte man tun, wenn man eine Asiatische Hornisse sieht?
Wer eine Asiatische Hornisse entdeckt, sollte sie fotografieren und seinen Fund auf der Meldeplattform des Landes Baden-Württemberg melden. Damit wollen die Behörden Erkenntnisse über das Vorkommen der Asiatischen Hornisse gewinnen und die Verbreitung eindämmen.
Was passiert nach der Meldung auf der Plattform?
Die Meldungen auf der Plattform werden zunächst verifiziert, wie Geertje Binder vom Regierungspräsidium Karlsruhe mitteilt. Von den 1200 Meldungen in diesem Jahr im Regierungsbezirk Karlsruhe wurden 800 bestätigt. 400 waren Fehlmeldungen von anderen Insekten oder es fehlte ein Foto zum Beweis der Sichtung. Die verifizierten Meldungen werden auf der Fundortkarte sichtbar. Mitarbeiter kümmern sich um alle gemeldeten Nester und Einzeltiermeldungen und holen Angaben von den Meldern ein, um genaue Informationen zu bekommen: Auf wessen Grundstück und in welcher Höhe ist das Nest? Dann werden Experten zur Beseitigung der Nester beauftragt und auf das betreffende Grundstück geschickt. Alle bisher 150 gemeldeten Nester der Asiatischen Hornisse im Regierungsbezirk Karlsruhe wurden zeitnah entfernt.
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Was ist das Ziel der Meldung?
Ziel ist laut Regierungspräsidium, einen Überblick über den Gefährdungsgrad der Bienenstände zu bekommen. Die Imker können sich für ihre eigenen Bienenstände auf der Fundortkarte, die öffentlich sichtbar ist, ein genaues Bild machen und eventuell aktiv nach Nestern in deren Umgebung suchen. Außerdem sollen die Ausbreitungsgeschwindigkeit und das Verbreitungsgebiet ermittelt werden. Alle Meldungen werden der Europäische Union übermittelt.
Wo gibt es besonders viele Asiatische Hornissen?
Die Meldungen sind dieses Jahr besonders häufig im Raum Mannheim mit 44 Nestern, Heidelberg, dem Rhein-Neckar-Kreis, im Land- und Stadtkreis Karlsruhe und in der gesamten nördlichen Rheinebene in Baden-Württemberg. Es handelt sich bislang vorwiegend um wärmebegünstigte Lagen. Aktuell sind die anderen Regierungsbezirke in Baden-Württemberg noch nicht sehr stark betroffen.
Wie stehen die Chancen, die Hornisse aus dem heimischen Ökosystem zu verbannen?
Die Asiatische Hornisse ist in ganz Frankreich, Belgien, den Niederlanden und in einigen Bundesländern in Deutschland bereits weit verbreitet. „Es ist unwahrscheinlich, die Tiere aus unserem Ökosystem zu entfernen. Wir können die Ausbreitungsgeschwindigkeit jedoch reduzieren“, sagt Geertje Binder.
Wie groß ist die Gefahr für Bienen?
Die Asiatischen Hornissen sind vor allem eine Bedrohung für die Imker, da sie die Honigbienen in einer großen Ansammlung am Bienenstock als leichte Beute erkennen. Die heimischen Insekten sind nach den bisherigen Erkenntnissen laut Regierungspräsidium nicht im gleichen Umfang gefährdet. Gabriele Baier, Vorsitzende vom BUND für Umwelt und Naturschutz Mannheim, erklärt, dass alle Hornissen natürliche Fressfeinde für Bienen sind. Auf dem Speiseplan der Hornissen stünden aber hauptsächlich Wespen. „Der größte Feind für Bienen sind wir“, betont sie.
Arbeiterinnen ernähren sich vor allem von kohlenhydratreicher Nahrung, beispielsweise Nektar oder Obst. Für die Larvenaufzucht wird proteinhaltige Nahrung benötigt, weshalb die Arbeiterinnen dafür insbesondere fliegende Insektenarten erbeuten, die im Umfeld des Nestes verfügbar sind. Im Spätsommer und Frühherbst können Honigbienen einen Großteil der Nahrung darstellen, was zur Schädigung von Bienenvölkern führen kann. Die Ausbreitung der Art wird deshalb insbesondere von Imkerinnen und Imkern mit Sorge beobachtet.
Was unterscheidet die Asiatische von der heimischen Hornisse?
Die Konkurrenz für die heimischen Hornissen um die wenigen Nistmöglichkeiten, etwa in Dachbalken, ist größer, wenn sich die Asiatische Hornisse einnistet. Sie bildet mit 1000 bis 2000 Tieren deutlich größere Völker als die heimische Hornisse mit 300 bis 500. „Unsere Hornissen machen einen Bogen um die Menschen, die Asiatische Hornisse macht das nicht“, sagt Baier. Am besten ignoriere man die Insekten und gehe ihnen etwas aus dem Weg.
Die Fundortkarte finden Sie hier.
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