Gartenserie - Zwei Züchtungen sind nach dem Schloss und dem Kongresszentrum benannt – aber das Jugendstilgebäude am Friedrichsplatz hat gar nichts mit den Blumen zu tun

Warum Rosensorten nach Mannheim benannt sind

Von 
Daniela Hoffmann und Peter W. Ragge
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Dort gebaut, wo früher außerhalb der Stadtmauern Rösser weideten: das Kongresszentrum Rosengarten. © Michael Ruffler

Mannheim. Es gibt Rosensorten, in deren Namen sich die Quadratestadt und ihre Sehenswürdigkeiten verewigt haben. Ein Beispiel dafür: die Beetrose „Schloss Mannheim“ mit ihren orangerot leuchtenden, stark gefüllten Blüten. Als Jahrgang für diese Züchtung ist in den Unterlagen der Rosenschule W. Kordes 1975 vermerkt. Das Jahr, in dem auch die letzte Bundesgartenschau in Mannheim stattgefunden hat. „Daher ist es gut möglich, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Namen der Rose und dem Austragungsort der Buga 1975 gibt“, mutmaßt Thomas Proll, Züchtungsleiter der Rosen-Baumschule, aus der die „Schloss Mannheim“ stammt.

Doch wie kommt eine Rose eigentlich zu ihrem Namen? „Wenn eine Neuzüchtung nach einer Stadt oder Ähnlichem benannt werden soll, wird das meist an uns herangetragen“, erzählt Thomas Proll. Allerdings komme das gar nicht mehr so häufig vor, „denn es gilt inzwischen als gar nicht mehr so sexy“, verrät er. Und die Marketing-Abteilungen der Züchter-Betriebe fänden englische oder französischer Namen wesentlich erfolgversprechender, wenn es um den Verkauf von neuen Sorten ginge. „Das hat einfach mehr Flair“, sagt Thomas Proll.

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Anfällig für Krankheiten

Die Rosenbaumschule, für die er arbeitet, hat ihren Sitz in der Gemeinde Klein Offenseth-Sparrieshoop bei Pinneberg. Die international anerkannten Experten aus Schleswig-Holstein sind auch bei der Buga 23 mit ihren Züchtungen wieder dabei. Jedoch nicht mit der „Schloss Mannheim“.

„Die haben wir inzwischen aus unserem Sortiment genommen“, sagt der Experte, weil sie anfällig für Krankheiten sei. „In den 70er Jahren kam es viel auf eine besondere Farbe der Blüten an“, heute dagegen setze man auf gesunde, robuste und ökologisch wertvollere Sorten, erläutert der Züchter. Im nächsten Jahr präsentiert sich die Rosenschule W. Kordes auf Spinelli mit Rosen, die halb- oder ungefüllte Blüten haben. Im Online-Handel ist die „Schloss Mannheim“ aber noch zu finden.

Seit 2007 gibt es eine weitere Rosensorte mit der Quadratestadt im Namen – „Rosengarten Mannheim“. Die pfirsichgelbe Kleinstrauchrose entstand auf Initiative der m:con – mannheim:congress-gmbh im Zusammenhang mit dem damaligen Ausbau des Rosengartens. Als „eine tolle Rose für Mannheim!“ charakterisierte sie seinerzeit Siegfried Karlin von der Rosen-Union Bad Nauheim.

Sie stammt von einem englischen Züchter, ihr Name wurde gleich weltweit geschützt und die Rose als Zeichen „für eine blühende Zukunft im Kongressgeschäft“, so der damalige m:con-Geschäftsführer Michel Maugé, in Beeten am Kongresszentrum gepflanzt. Die Rosen-Union, die Neuzüchtungen direkt vom Testfeld anbietet und nach der Entscheidung für deren Taufe ein Jahr veredelt, ein weiteres Jahr kultiviert und dann erst erntet, bezeichnete die für Mannheim ausgesuchte Wildrose als „klassische Schönheit, der Wind und Wetter nichts anhaben können“. Sie wurde in den Katalog aufgenommen und in ganz Europa an Gartencenter, Baumschulen und Privatkunden ausgeliefert.

Ein Gewann mit Weideplätzen

Dabei hat der Name „Rosengarten“ für das Kongresszentrum rein historisch gar nichts mit Rosen zu tun. Gebaut wurde das Jugendstilgebäude zwischen 1900 und 1903 auf einer freien Fläche östlich der Quadrate, in der damals gerade erst der neue Stadtteil Oststadt entstand. Das Areal trug den – in alten Plänen ab 1663 erstmals so bezeichnet – Gewannnamen Roßgarten oder Roßengarten. Es war jenes Gebiet außerhalb der Stadtmauern, wo die Pferde – Rösser – weiden durften und es auch Pferdehandel gab. Schon 1806 wurden aber die städtischen Weideplätze auf den Weißen Sand, heutiger Standort der Berufsschulen am nördlichen Neckarufer, verlegt.

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