Bildung

Warum Partner der DHBW Mannheim viele Studienplätze nicht besetzen können

Die Leitung der DHBW Mannheim bemerkt bei Studienanfängern zunehmende Lernrückstände. Das hat Auswirkungen auf Partnerunternehmen. Indes müssen sich Studentinnen und Studenten keine große Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen

Von 
Sebastian Koch
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Ist mit mehr als 5500 Immatrikulationen die zweitgrößte Bildungseinrichtung in Mannheim: die Duale Hochschule. © Lisa Uhlmann

Mannheim. Erst Corona, dann Wirtschaftskrise: Die Duale Hochschule in Mannheim (DHBW) muss, wie viele Einrichtungen, ihren Betrieb von einer Ausnahmesituation auf die nächste anpassen. Immerhin: Wie auch die Hochschule Mannheim verzeichnet die DHBW „ein leichtes Plus“ bei den Erstsemesterzahlen. Das erklärten Rektor Georg Nagler sowie Claus Mühlhan, Prorektor und Dekan der Fakultät Technik, und Jörg Baumgart, Prorektor und Dekan der Fakultät Wirtschaft, am Mittwoch im jährlichen Pressegespräch. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie viele Menschen studieren in diesem Semester am Mannheimer Standort der DHBW?

Waren es im Vorjahr noch etwas mehr als 5700 Immatrikulationen, zählt die DHBW nun mehr als 5500. Damit ist die DHBW nach der Universität (mehr als 11 000) und vor der Hochschule (etwa 5300) Mannheims zweitgrößte Studieneinrichtung. Mehr als 2100 Männer und Frauen haben ihr duales Studium begonnen – zwei Prozent mehr als im Vorjahr. 85 Prozent der Absolventinnen und Absolventen bekämen nach ihrem dualen Studium einen Arbeitsplatz, sagt Nagler.

Die DHBW kehrt vollständig in die Präsenzlehre zurück. Hatte die Onlinelehre Auswirkungen auf Leistungen der Studenten und Studentinnen?

Ja. Nagler stimmt einer Studie des Kultusministeriums zu, nach der Schülerinnen und Schüler einen Pandemie-bedingten Lernrückstand von bis zu einem halben Jahr hätten. „Das beschäftigt uns bei Studienanfängern“, erklärt er. „Aber wir merken den Rückstand in abgeschwächter Form auch im Studium.“ In Vorbereitung auf das Studium würden etwa Mathematiktests mit Stoff aus der Mittelstufe „signifikante Hinweise“ darauf geben, „dass Wissenslücken größer werden“, so Nagler. Auch die Prüfungsnoten 2021 hätten „deutliche Schwächen“ offenbart. „Die guten Studierenden bleiben gut und sind gut durch das Online-Studium gekommen“, sagt Baumgart. „Die schwächeren sind zurückgefallen.“ Die DHBW biete Programme, etwa Tutorien, und Initiativen an, um Rückstände aufzuholen. Mühlhan ergänzt: „Die Rückstände betreffen nicht nur Leistungen in MINT-Fächern, sondern auch die Selbstorganisation.“

Gibt es Sicherheitsvorkehrungen für ein Infektionsgeschehen?

Nagler empfiehlt allen DHBW-Angehörigen nach wie vor „dringend“, sich impfen zu lassen. Wenn zehn Prozent einer Studiengruppe infiziert sind, werde der Kurs zwei Wochen online unterrichtet. „Wir gehen davon aus, dass wir ein Semester haben, das Corona-angepasst, aber nicht Corona-eingeschränkt ist.“

Das duale Studium setzt voraus, dass Immatrikulierte einen Arbeitgeber benötigen, um zu studieren. Wirkt sich der Fachkräftemangel auf die DHBW aus?

Der Fachkräftemangel macht sich vor allem bei Partnern der DHBW, also den Arbeitgebern, bemerkbar. „Unsere dualen Partner können Studienplätze zunehmend nicht mehr besetzen, weil sie nicht genügend qualifizierte Schüler finden“, erklärt Baumgart. Allein in der Fakultät Wirtschaft seien „ungefähr 500 gemeldete Studienplätze“ nicht besetzt. Es mache sich „ganz deutlich bemerkbar“, dass es zwischen den Fähigkeiten von Schülerinnen und Schülern und den Erwartungen der dualen Partner an Studienanfänger große Unterschiede gebe.

Hat die Wirtschaftskrise Auswirkungen auf das Studium – etwa, wenn Unternehmen Stellen streichen?

Davon ist laut Nagler und Baumgart nicht auszugehen. Der Rektor habe an die dualen Partner appelliert, nicht am Ausbildungsbudget zu kürzen. Das sei, so nimmt Nagler es wahr, bislang auch nicht übermäßig geschehen. Zwar sei die Lage angespannt. „Noch ist es aber so, dass unsere Partner Studienplätze, die es gibt, nicht qualifiziert besetzen können“, sagt Baumgart erneut. Duale Studenten hätten den Status als Auszubildende, weshalb sie unter besonderem Kündigungsschutz stehen. Sollte ein Unternehmen dennoch insolvent sein, „versucht die Studiengangsleitung, den Studenten an einen anderen Partner zu vermitteln“, erläutert er. Für diese Phase stünden zwei bis in Ausnahmefällen sogar sechs Monate zur Verfügung. Um ein Studium zu beenden, sei ein Praxispartner aber unabdingbar. Erfahrungen, etwa in der Schlecker-Krise, hätten bereits gezeigt, dass ein insolvenzbedingter Wechsel im dualen Studium funktioniere, sagt Nagler. Baumgart versichert: „Studierende haben eine sehr große Sicherheit.“

Redaktion Reporter in der Lokalredaktion Mannheim & Moderator des Stotterer-Ppppodcasts

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